Der Cork-Pot-Behälter ist eine wiederverwendbare, kompostierbare Aufbewahrungsmöglichkeit, die bis zu drei Plastikflaschen Flüssigshampoo à 250 ml einspart. © Lush
Eine Aufbewahrungsmöglichkeit für Haarshampoo aus Kork? Auch noch mit einem altmodischen Segelschiff transportiert? Und CO₂-neutral? Wer macht denn so was?
... Die Antwort lautet Lush Fresh Handmade Cosmetics.
Dass sich die Zeiten geändert haben, lässt sich an vielen Dingen ablesen. Zum Beispiel daran, dass Handseifen heute meistens flüssig sind, Haarshampoo dafür immer öfter fest und in Seifenform. Alles fließt, haben die alten Griechen gesagt – bis eben auf die Haarseife. Steigendes Klimabewusstsein führt bei vielen Menschen, aber auch Firmen zu einer Rückbesinnung auf alte Methoden und Lösungsansätze. So auch bei dem britischen Unternehmen Lush Fresh Handmade Cosmetics. Der für seine speziellen Kosmetik- und Hygieneprodukte bekannte „Seifensieder“ hat es sich zum Ziel gesetzt, den CO₂-Fußabdruck der eigenen Produkte zu reduzieren. Den Anfang macht der Cork-Pot-Behälter aus Portugal: eine wiederverwendbare, kompostierbare Aufbewahrungsmöglichkeit aus Kork für feste, unverpackte Haarseife, die bis zu drei Plastikflaschen Flüssigshampoo à 250 ml einspart und somit eine Zero-Waste-Alternative für die tägliche Haarpflege bietet.
Doch was bringt ein umweltfreundlicher Korkbehälter, wenn er am Ende vielleicht sogar per Luftfracht transportiert wird? Glücklicherweise verfolgt Lush nachhaltige Lösungen entlang der Transport- und Herstellungszyklen. Das Ziel: die CO₂-Emission deutlich zu reduzieren oder zu neutralisieren. Bei den Cork-Pots wurde deswegen ein traditionelles Segelschiff eingesetzt. Aber fangen wir die Geschichte lieber von vorn an.
Es beginnt in Portugal
Mit rund 25.000 Arten gehört der Lebensraum der Korkeiche in der Mittelmeerregion zu den vielfältigsten in Europa. In Portugal absorbieren die Korkeichen bis zu fünf Prozent der CO₂-Emissionen des Landes. Nach einer Wachstumsperiode von 30 Jahren kann die Korkrinde alle neun Jahre von Hand geerntet werden. Das verlangt Fingerspitzengefühl, weshalb keine Maschinen zum Einsatz kommen und das traditionelle Handwerk der Korkernte rund 100.000 Menschen in der Region ein Einkommen sichert. Der weltweit führende Exportbestseller ist übrigens der traditionelle Kork für Flaschen.
Im Jahr 2016 war das Lush-Buying-Team auf der Suche nach einer regenerativen Lösung für die Aufbewahrung der Shampoo-Bars und wandte sich an Eco Intervention, eine Non-Profit-Organisation, die Einheimische lehrt, wie sie ihre Wälder erhalten können. Mehr noch: Eco Intervention gründete die Firma Cork Connections, von der Lush seine Cork-Pots aus der portugiesischen Region Alentejo bezieht. Für jeden verkauften Cork-Pot bezahlt Lush fünf Euro an die lokalen Lieferanten und unterstützt sie so, die Umwelt zu erhalten.
Nach der Wahl des Korklieferanten in Portugal war es Lush ein Anliegen, noch einen Schritt weiter zu gehen und die CO₂-Bilanz der Produkte entlang der gesamten Produktion und speziell während der Transportphase deutlich zu reduzieren. Dafür beauftragte Lush 2018 ein Segelschiff, das nach einer vierwöchigen Reise eine Tonne Salz von Portugal nach Dorset lieferte. Diese traditionelle Transportmethode erwies sich als eine der nachhaltigsten. Lush setzte daher im Juli 2019 ein zweites Mal auf diese Art des Transports und holte so die Korkbehälter nach England.
Am 12. August wurde der Cork-Pot sogar vom Carbon Trust, einer auf Nachhaltigkeit spezialisierten Beratungsfirma, als ein klimaneutrales Produkt zertifiziert. Denn jeder 35 Gramm leichte Cork-Pot bündelt das 33-Fache seines Gewichts an Kohlendioxid, somit circa 1,2 Kilogramm CO₂, aus der Atmosphäre. Diese Kohlenstoffbindung wird durch die Pflege und den Anbau der Korkeichen erreicht, deren Rinde für das Rohmaterial der Pots geerntet wird.
Auf alten Wegen moderne Probleme lösen
Agnes Gendry vom Lush Ethical Buying Team arbeitete bei diesem Projekt eng mit ihrem Kollegen Nick Gumery, Creative Buyer für Lush Verpackungen, zusammen. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung im internationalen Einkauf erklärt sie, warum stetig nach alternativen Transportmethoden gesucht wird: „Die Message ist ziemlich einfach: Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir alle müssen uns mit der aktuellen Umweltsituation befassen. Wir alle müssen bewusst, entschlossen und erfinderisch sein und nach Möglichkeiten suchen, die negativen Folgen zu reduzieren.“
Vor zwei Jahren stieß sie auf ein experimentelles Unternehmen, das sich mit der Wiederbelebung des Segelboots als Transportmittel beschäftigt. Davon inspiriert, kontaktierte sie ein niederländisches Schiff und organisierte 2018 den schon erwähnten Transport der Tonne Salz von Portugal nach Großbritannien.
Agnes Gendry über die wirtschaftlichen Erwägungen im Vergleich zu einer motorisierten Lieferung: „Ja, natürlich ist es schneller und logistisch gesehen wesentlich einfacher, ein konventionelles Schiff zu nutzen als ein Segelboot. Wir finden aber, dass es in einer Zeit zunehmender Umweltbelastung umso wichtiger ist, alle umsetzbaren Lösungen zur Reduzierung unseres ökologischen Fußabdrucks zu prüfen. Die Nutzung von Segelschiffen ist dabei mehr als eine schöne und nostalgische Art, Güter zu transportieren – es ist ebenso eine emissionsfreie Alternative, die es wert ist, wieder in Betracht gezogen zu werden. Wir hoffen, in den nächsten zwölf Monaten noch mehr Güter mit dem Segelschiff zu transportieren und diese Form der Frachtabwicklung in unsere reguläre Praxis zu integrieren.“
Nick Gumery, der seit sieben Jahre als Creative Buyer tätig ist und sich auf zu 100 Prozent recyceltes Plastik, Glas, Aluminium und Kork spezialisiert hat, ist davon überzeugt, dass Kork eines der nachhaltigsten Materialien ist: „Der Cork-Pot ist ein hervorragendes Beispiel für eine regenerative Verpackung. Eine Verpackung, bei der sich unsere Kundinnen und Kunden keine Sorgen machen müssen. Sie können sie wieder und wieder verwenden und mit einem neuen, unverpackten Produkt befüllen. Und wenn der Cork-Pot ausgedient hat, kann er in den Garten oder auf den Komposthaufen, wo er von der Natur recycelt und als Dünger dem Boden zurückgegeben wird.“
Der Verpackungsexperte ist davon überzeugt, dass die Konsumenten sich künftig nicht nur mit dem Produkt auseinandersetzen und damit, ob es zu ihnen passt. Auch die Art der Beschaffung, die Produktion und der Transport werden immer weiter ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Deswegen ist es Nick Gumery ein besonderes Anliegen proaktiv die CO₂-Problematik anzusprechen: „Mit dieser Aktion möchte ich auf die CO₂-Thematik hinweisen und unseren Kunden die Wichtigkeit aufzeigen. Denn der CO₂-Status von Produkten und deren Life Cycle Assessments (LCAs) werden in den kommenden Monaten und Jahren für uns alle immer wichtiger werden.“ (RNF)
INFO-BOX
Über Lush Fresh Handmade Cosmetics
Das britische Unternehmen Lush ist Hersteller und Einzelhändler von frischer, handgefertigter Kosmetik mit über 900 Filialen und weiteren E-Commerce-Shops in 51 Ländern. Gegründet 1995, weltbekannt als Erfinder der Badebombe, umfasst das Sortiment über 300 Produkte im Bereich der nachhaltigen und frischen Haut- und Haarpflege. Das Sortiment wird nach ethischen Maßstäben produziert, ist zu 52 Prozent unverpackt, zu 100 Prozent vegetarisch und zu 92 Prozent vegan. In Österreich umfasst das Geschäft derzeit sieben Filialen sowie einen E-Commerce-Shop. Im Einzelhandel werden ca. 600 Mitarbeitende beschäftigt.
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