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Stand der E-Dinge

NEW BUSINESS Innovations - NR. 04, MAI 2020
Für Retro-Liebhaber hat Weidmüller einer Wallbox in Optik einer alten Parkuhr gestaltet. © Weidmüller

An Elektroautos kommt niemand vorbei. Deshalb haben zahlreiche Hersteller das Thema E-Mobility in ihre Portfolios aufgenommen ...

... Da gibt es Wallboxen, ­Zustandsüberwachung der Batterien oder Konzeptfahrzeuge mit designten Schnittstellen.

Österreich zählt zu den Vorzeigeländern für Elektromobilität in Europa: Die Neuzulassungen von E-Fahrzeugen steigen kontinuierlich an und die Ladeinfrastruktur wuchs letztens auf über 5.000 Ladepunkte. Anfang April meldete die Statistik Austria erstmals leicht rückläufige Zahlen bei den Neuzulassungen: So wurden im 1. Quartal 2.428 vollelektrische Autos neu angemeldet. Das waren um 4,5 Prozent weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahrs. Doch insgesamt stieg der Anteil der Fahrzeuge mit Elektroantrieb auf 4,4 Prozent aller Neuzulassungen an. Der Bestand der reinen E-Autos in Österreich beträgt damit knapp 32.000 laut einer Statistik des Bundesverbands Elektromobilität Österreich (BEÖ).
In Sachen Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur zählt Österreich bereits zu den Vorreitern. Rein rechnerisch teilen sich hierzulande vier E-Autos einen Ladepunkt. Die Empfehlung der EU-Kommission lautet mindestens ein Ladepunkt für zehn E-Fahrzeuge.

Retro-Ladesäulen von Weidmüller
Mit dem Thema Ladeinfrastruktur beschäftigen sich mittlerweile auch Hersteller, die bislang für andere Kernprodukte bekannt waren. Weidmüller hat sich zum Beispiel im Herbst 2019 mit 25,1 Prozent an der Paderborner wallbe GmbH, Experte für E-Ladelösungen, beteiligt, um gemeinsam innovative Lösungsangebote rund um die Ladeinfrastruktur in Europa zu entwickeln. „Auf der eMove360 im Oktober haben wir erstmalig unsere AC-Ladesäule vorgestellt und viel positives Feedback erhalten. Bei der Entwicklung unserer Ladeinfrastrukturlösungen berücksichtigen die Experten auch intensiv Faktoren, die bei der täglichen Nutzung eine Rolle spielen: Montage, Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Akzeptanz von Ladestationen – und natürlich deren Wirtschaftlichkeit“, führte Vorstandssprecher und Technologievorstand Volker Bibelhausen im Rahmen einer Video-Pressekonferenz Mitte April aus. Besonderen Wert legt der Elektronikspezialist auf die einfache Installation und hohe Nutzerfreundlichkeit – zum Beispiel, wie der Stecker an der Ladesäule angebracht ist und wie das Kabel aufgewickelt wird. Weidmüller setzt auch auf die Optik der Ladestationen. Viele handelsübliche Ladesäulen integrieren sich nicht optimal in ihre Umgebung. Das Aufstellen stößt daher oft auf Widerstände. Deshalb hat sich Weidmüller bemüht, die moderne Ladesäulentechnologie mit dem Design einer klassischen Parkuhr zu kombinieren. Sie soll vor allem in historischen Stadtzentren zum Einsatz kommen.

Massentaugliche Elektromobilität von ABB
ABB ist bereits seit 2010 auf dem Markt für EV-Ladestationen aktiv. Für ihren Beitrag zur Förderung von nachhaltigen Verkehrslösungen auf internationaler Ebene wurde ABB unlängst mit dem Global E-Mobility Leader 2019 Award ausgezeichnet. Jetzt gibt es eine neue Terra AC-Wallbox, mit der ABB einen weiteren wichtigen Schritt unternehmen möchte, um eine Verkehrswende in den kommenden zehn Jahren maßgeblich voranzutreiben. Den Prognosen zufolge steigt der weltweite Anteil von Elektroautos 2020* auf mindestens drei Prozent und bis 2040** auf über 50 Prozent.
Die Wandladestation soll nicht nur die rasant wachsende Nachfrage nach hochwertigen und dennoch kostengünstigen vernetzten EV-Ladegeräten für Privathaushalte und Unternehmen befriedigen, sondern auch die wachsende Zahl der Anwender von erneuerbaren Energien unterstützen, die ihren eigenen Strom nutzen und den Verbrauch steuern wollen. Die Terra AC-Wallbox ist in Varianten bis 22 Kilowatt verfügbar, um weltweit Kompatibilität mit der Haus- und Gebäudeelektrik zu gewährleisten. Die neue Wandladestation wird ab Mai 2020 weltweit zur Verfügung stehen und kann über das Partnernetz von ABB bestellt werden. Aufgrund ihrer Konnektivität erlaubt die Terra AC-Wallbox Konfigurationen und Softwareupdates über eine spezielle App oder im Fernzugriff über die Cloud. Das sorgt für große Flexibilität, minimiert den Bedarf an Eingriffen vor Ort und maximiert Verfügbarkeit und Effizienz. Jedes Ladegerät ist mit einem hochpräzisen Energiezähler ausgestattet, der in Smart-Building-Energiemanagementsysteme integriert werden kann. Auf diese Weise können Privathaushalte und Unternehmen die Leistung ihrer Anlagen bedarfsgerecht anpassen, um Ladeleistung und Kosteneffizienz zu maximieren.

Konzeptfahrzeug mit Harting-Technologie
Anfang des Jahres präsentierten die Schweizer Automobilschmiede Rinspeed ihr neues Konzeptfahrzeug „metroSNAP“ auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas. Schon bei den Modellen „Snap“ und „microSNAP“ gingen Fahrwerk und Aufbauten eigene Wege. Mit dem „Metro­SNAP“ präsentiert Rinspeed ein einfaches, schnelles, sicheres und preisgünstiges Wechselsystem für die Aufbauten, für die das Unternehmen Patentschutz beantragt hat.
Laut Rinspeed können modulare Fahrzeuge helfen, einen großen Teil der Probleme und Fragestellungen moderner Mobilität zu lösen, die als Folge neuer IT-Technologien wie dem automatisierten Fahren und durch Verkehrsüberlastungen und die damit verbundene Ineffizienz und Luftverschmutzung entstehen. Durch die flexible Nutzung verschiedener Aufbauten reduzieren diese Fahrzeuge nicht nur die Anzahl der sündhaft teuren und systembedingt kurzlebigen automatisierten Fahrzeuge, sondern sie bedienen – je nach Tageszeit und aktuellen Bedürfnissen – die unterschiedlichen Transportanforderungen für Mensch und Gut.
Auch für metroSNAP setzt Rinspeed auf Harting-Technologie, die eine speziell designte Schnittstelle lieferte, die das Fahrzeug mit Power, Data und Signal versorgt. Bereits seit 2016 arbeiten die Schweizer Automobilschmiede Rinspeed und Harting zusammen. Harting Automotive ist seit Langem auf dem Markt der Zulieferindustrie zuhause und verzeichnete zuletzt eine stark gestiegene Nachfrage nach E-Mobility-Lösungen.
Beim Rinspeed unterstützt ein Harting-Modul den Fahrer dabei, das Fahrzeug für die unterschiedlichsten Aufgaben schnell und flexibel einzusetzen. Zwischen dem fahrenden Skateboard als optimiertes Elektromobil und dem sogenannten Pod, der flexibel für unterschiedliche Aufgaben gewechselt werden kann, müssen die Kommunikation, die Signalübertragung und auch die Energieversorgung stets reibungslos funktionieren. Sobald Pod und Skateboard sicher verbunden sind, erfolgt automatisch die Konnektivitätsverbindung zwischen beiden Elementen. Unter Berücksichtigung der besonderen Anforderungen an eine maschinelle Steckung fließen dann Power, Signal und Data.

Langes Batterieleben durch Bosch
Auch Bosch widmet sich seit Langem und in einer großen Bandbreite dem Thema Mobility: vom elektrifizierten Kinderwagen über Zwei- und Dreiräder bis zu PKW und Lastwagen. Im Rahmen der Bosch ConnectedWorld 2020 Mitte Februar in Berlin zeigte das Unternehmen auch seine Lösungen in Sachen vernetzter Mobilität.
Mit den sogenannten Vehicle Computern will Bosch die Rechenleistung in Fahrzeugen bis Anfang der nächsten Dekade um den Faktor 1.000 vergrößern. Rechner dieser Art realisiert das Unternehmen bereits für das automatisierte Fahren, den Antriebsstrang und die Integration von Infotainment-Systemen und Fahrerassistenzfunktionen. Mit Battery in the Cloud ermöglicht Bosch den Akkus von Elektroautos ein längeres Leben. Smarte Softwarefunktionen analysieren den Zustand der Batterie auf Basis von Echtzeitdaten aus dem Fahrzeug und seinem Umfeld. Stressfaktoren für den Akku wie Schnellladen werden identifiziert. Aus den gewonnenen Informationen werden Maßnahmen gegen die Zellalterung abgeleitet, etwa optimierte und dadurch schonendere Ladevorgänge. Die integrierte Lade- und Navigationslösung Convenience Charging ermöglicht eine präzise Reichweitenprognose, Routenplanung entlang von Ladestopps und einfaches Laden und Bezahlen.
Die mobile Brennstoffzelle ermöglicht hohe Reichweiten bei kurzen Tankzeiten und – bei Nutzung von regenerativ erzeugtem Wasserstoff – einen emissionsfreien Betrieb der Fahrzeuge. Einen gemeinsam mit dem schwedischen Unternehmen Powercell weiterentwickelten Brennstoffzellen-Stack beabsichtigt Bosch zu industrialisieren. Neben dem Stack, der Wasserstoff und Sauerstoff in elektrische Energie wandelt, entwickelt Bosch alle wichtigen Komponenten für das Brennstoffzellen-System zur Serienreife. (BS)

www.beoe.at
www.weidmueller.com
www.abb.com
www.harting.com
www.rinspeed.eu
www.bosch-mobility-solutions.com

* LMC Global Light Vehicle Sales Update 2019
**Electric Vehicle Outlook 2019 von BNEF