Ruth Markut-Kohl, Entwicklungsingenieurin bei ENGEL AUSTRIA © BMK/Engel Austria
Ruth Markut-Kohl, Entwicklungsingenieurin bei ENGEL AUSTRIA, arbeitet an Verfahren zur vereinfachten Erzeugung von Kunststoffformteilen, um über die digitalisierte Produktion ...
... den Lebenszyklus von Kunststoffprodukten effizienter zu gestalten. Dafür wurde sie zur FEMtech-Expertin des Monats September gekürt.
Industrie 4.0 beschreibt die fortschreitende Digitalisierung der Produktion, die für viele Unternehmen Effizienzsteigerung, digitale Assistenzsysteme, erhöhte Qualität, aber auch ein wichtiges Signal pro Klimaverträglichkeit und Ressourcenschonung bedeutet. Ruth Markut-Kohl entwickelt vor diesem Hintergrund mit ihren Kolleginnen und Kollegen digitale Tools, um das Spritzgießverfahren effizienter zu gestalten. Bei diesem Verfahren können direkt verwendbare Fertigungsteile aus einem Kunststoffgranulat über Matrizenwerkzeuge in großen Mengen und mit hoher Präzision hergestellt werden.
„Die von meinem Projektteam und mir entwickelten Tools sind Softwareprogramme, die sowohl an der Steuerung der Spritzgießmaschine als auch im Web zum Einsatz kommen und das Spritzgießverfahren optimieren. Wir verwenden dafür die Daten der gesamten Wertschöpfungskette – also von der Produktidee bis zum Recycling, um die Qualität des Kunststoffprodukts zu verbessern, die Entwicklung und Produktion effizienter zu gestalten und eine passende Wiederverwendung oder Recycling zu ermöglichen.“ Mit Hilfe von Daten aus Simulationen und den vorgelagerten Schritten des Wertschöpfungsprozesses soll die Konfiguration des Spritzgießprozesses auch über Apps vereinfacht und durch die Vernetzung von Softwareanwendung und Maschine durch vorab generierte Settings optimal genutzt werden. Wichtig sei es dabei, dass die richtigen Daten in der richtigen Form an der richtigen Stelle angezeigt würden, um Nutzenden zu ermöglichen, situationsbezogen einfacher, besser und schneller eine Entscheidung zum Produktionsprozess zu treffen.
Spannendes Querschnittsthema
Markut-Kohl ist diplomierte Chemikerin, die darüber hinaus im Bereich Maschinenbau – Werkstoffwissenschaft an der TU Wien promoviert hat. „Meine KollegInnen haben Ausbildungen in den Bereichen Physik, Maschinenbau, Mechatronik, Kunststofftechnik, Informatik: Das Thema Prozesstechnologie und digitales Spritzgießen ist ein absolutes Querschnittsthema. Das macht es für mich so spannend, kreativ und innovativ.“ In ihrer aktuellen Tätigkeit bei ENGEL beschäftigt sie sich auch mit der Verarbeitung von polymeren Werkstoffen im Spritzguss, insbesondere mit dem Fördern und Aufschmelzen des Kunststoffgranulats in der Plastifizierschnecke sowie dem Einspritzen und kontrollierten Abkühlen des Formteils im Werkzeug. „Was mich daran fasziniert, ist das komplexe Zusammenspiel aus der Mechanik der Maschinen – wobei ENGEL solche von der Größe eines Esstisches bis zu Maschinen, groß wie ein zweistöckiges Haus, im Portfolio hat – und dem Kunststoff.“
„Bei ENGEL habe ich die Verbindung zur universitären Forschung nicht verloren. Ich arbeite unter anderem sehr eng mit KollegInnen am Institut für Polymer-Spritzgießtechnik und Prozessautomatisierung (IPIM) an der Linzer Johannes-Kepler-Universität zusammen. Wir können uns gemeinsam die Dinge im Detail ansehen und durchdenken. Anschließend können wir mit den Möglichkeiten, die eine große Firma wie ENGEL bietet, Ideen zu Produkten zeitnah umsetzen“, erklärt Markut-Kohl. „Wie sehr ENGEL die Grundlagen des Spritzgießens im Fokus hat, kann man auch daran erkennen, dass ENGEL bei den österreichischen Patentanmeldungen 2019 auf Platz 3 liegt. Es freut mich sehr, dass ich bei 3 dieser ENGEL-Anmeldungen Miterfinderin bin.“
Betriebliche Plattform für Technikerinnen im Maschinenbau
Im Betrieb hat Markut-Kohl eine Technikerinnen-Plattform gegründet, um Frauen mit technischer Ausbildung und/oder im technischen Arbeitsumfeld einen Austausch in der Männerdomäne Maschinenbau zu ermöglichen. „Unser Wunsch war es, aktuelle Arbeitsthemen aus einem weiblichen Blickwinkel zu diskutieren und zugleich auch die Möglichkeit zu schaffen, von weiblichen Vorbildern zu lernen.“ (BO)
INFO-BOX
Die Initiative FEMtech
FEMtech ist eine Initiative des Förderprogramms Talente des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMK), welches seit 2005 Auszeichnungen vornimmt, um die Leistungen von Frauen im Forschungs- und Technologiebereich besser sichtbar zu machen.
www.bmk.gv.at