Jürgen Horak, Geschäftsführer der NTT Austria GmbH im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 1, FEBRUAR 2020
Jürgen Horak, Geschäftsführer der NTT Austria GmbH © NTT

An Herausforderungen mangelt es im ­Leben von Jürgen Horak nicht. Er nimmt es sportlich und mit Ausdauer: Ein echter Marathon-Mann eben.

Wobei Herausforderungen um Himmels Willen nicht gleich negativ verstanden werden müssen! Durch sie kann man sich weiterentwickeln und lernen. Man muss sie nur anpacken. Heute, knapp über 40 Jahre jung, ist Jürgen Horak bereits Geschäftsführer der NTT Austria GmbH, seit fast 20 Jahren mit „seiner“ Eva verheiratet (wer gratulieren möchte: im Mai ist es so weit) und außerdem Vater von Zwillingstöchtern im Teenageralter.
Sein Hang zum „Learning-by-Doing“ sorgte für einen Blitzstart auf der Karriereleiter. Gleich nach Abschluss der HTL in St. Pölten stieg er ins Berufsleben ein, war drei Jahre in der Softwareentwicklung bei Siemens tätig und wechselte dann in den Mobilfunkvertriebsbereich des Technologiegiganten. Bereits mit 27 Jahren trug er als Abteilungsleiter die Verantwortung für über hundert Mitarbeiter in zehn Ländern. Er begleitete auch den Merger von Siemens und Nokia und wechselte 2011 zu NextiraOne, erst als Sales Manager und später als Mitglied der Geschäftsleitung.
Für Nextira wurde es in den darauffolgenden Jahren turbulent – erst wurde das Unternehmen von Dimension Data übernommen, später Dimension Data von der NTT-Gruppe, und letztes Jahr schließlich fusionierten alle NTT-Töchter zur gemeinsamen NTT Ltd. Zum Glück gab es über die Jahre mit Jürgen Horak zumindest in Österreich eine Konstante. Seit 2016, also nur fünf Jahre nach seinem Eintritt ins Unternehmen, steht er hierzulande als Geschäftsführer am Ruder.
Es hätte natürlich auch anders kommen können – schließlich war das spätere Verkaufs- und Führungstalent eigentlich zum Entwickler ausgebildet worden. Aber: „Der Sprung von R&D in einen internationalen Vertriebsbereich am Anfang meiner Karriere hat mir sehr schnell gezeigt, wo ich hingehöre – an die Front – und wo nicht – an einen Compiler.“
Aber auch dort, wo man hingehört, muss man erst einmal hinkommen. Horak ist überzeugt, dass es drei Dinge benötigt, um Karriere zu machen: „1. Das, was man gerade macht, sehr gut und gerne zu machen. 2. Ein hohes Maß an Eigenmotivation und die Bereitschaft, noch ein bisschen mehr als andere zu geben. 3. Das notwendige Glück, auch zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ‚hier‘ zu schreien.“
Seinen Führungsstil beschreibt der sportliche Unternehmenslenker, der bei NTT die Werte Offenheit, Ehrlichkeit und Kundenorientierung hochhält, als kollaborativ. Dazu passt auch seine Herangehensweise an die Herausforderungen, die das Geschäftsleben bietet: „Es ist meine Aufgabe, diese Anforderungen zu verstehen. Da ich die Weisheit aber nicht mit dem Löffel gefressen habe, maße ich mir nicht an, für alle diese Anforderungen eine Lösung parat zu haben. Da halte ich es ganz mit dem NTT-Motto: ‚Together we do great things‘“, so der begeisterte Läufer.
Wir geben allen von uns porträtierten Persönlichkeiten auch immer die Möglichkeit, Themen anzusprechen, die ihnen abseits des Business am Herzen liegen. Jürgen Horak hat diese Möglichkeit ergriffen, um eine sehr wichtige Sache aufs Tapet zu bringen. Deswegen verzichten wir diesmal ausnahmsweise auf das letzte Wort und überlassen es ihm, denn besser könnten wir es auch nicht sagen: „An alle Klimawandelskeptiker: Die globale Erwärmung ist echt und wenn wir nicht alle bald etwas unternehmen, werden uns unsere Kinder und Enkelkinder zu Recht fragen: ‚Warum habt ihr das damals so massiv verbockt?‘ Auch da zählt ‚Together we do great things‘ – aber schnell, bitte!“ (RNF)


ZWÖLF FRAGEN AN JÜRGEN HORAK

Was wollten Sie als Kind werden?
Ich hatte keine Berufsträume in meiner Kindheit – maximal vielleicht Fußballer.

Was bedeutet Glück für Sie?
Eine gute Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen und mich neben dem Job auch meiner sportlichen Leidenschaft – dem Marathonlaufen – widmen zu können. In den letzten Monaten ist mir auch wieder bewusst geworden, dass man sich sehr glücklich schätzen kann, wenn Familie und Freunde gesund und zufrieden sind.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ich habe immer ein Buch zum Lernen und eines zum Ausspannen. Mit Vea Kaisers Makarionissi spanne ich derzeit aus und bei Ready Player One von Ernest Cline bin ich mir noch nicht ganz sicher – ein nicht sehr erstrebenswertes dystopisches Zukunftsszenario, als Roman geschrieben. Hier kann man einiges über virtuelle Realitäten und deren potenzielle, manipulative Auswüchse lesen. Das ist sehr spannend, wenn man vorher die Bücher von Yuval Harari gelesen hat.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Das eine, alles bestimmende Lebensmotto gibt es bei mir nicht, aber es hilft, gewisse Werte und Glaubenssätze zusammenzufassen. Das macht es auch einfacher, meinen Teenager-Zwillingen etwas mitzugeben. Folgendes hört man bei uns zu Hause des Öfteren: Geht nicht gibt’s nicht! (Mädchen können alles!) Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weiterlaufen! (Nicht aufgeben!). Letzte Woche hab ich folgendes Motto auf einer Homepage gefunden: „Einmal gewinnt man, einmal lernt man“ – das finde ich sehr gut.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mich fasziniert einfach das Weltall, daher würde ich gerne mit dem Kommandanten der internationalen Raumstation ISS tauschen. Das ist aktuell (Anm.: voraussichtlich bis Februar 2020) Luca Parmitano, der erste Italiener auf dieser Position.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Hier gibt es nicht die eine Persönlichkeit. Mich inspirieren immer wieder einzelne TED-Speaker. Hier hole ich mir gerne Inputs und neue Denkanstöße.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben?
Wahrscheinlich der Sprung von der 26 m hohen Stauseebrücke in Ottenstein – das würde ich heute nicht mehr machen.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Beim Kabarett von Mario Barth „Männer sind faul, sagen die Frauen“. Wie gesagt, bin ich 20 Jahre verheiratet, da treffen schon ein paar stereotype Aussagen ins Schwarze. Es ist wichtig, dass man auch über sich selbst lachen kann.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Da gibt’s schon einiges, die Erfolge sind aber so unterschiedlich, dass ich diese nicht werten und miteinander vergleichen will. Es ist aber wichtig, sich diese immer wieder vor Augen zu halten, daraus ziehe ich Kraft, Energie und Selbstvertrauen für kommende Herausforderungen.
Mit 39 zum Geschäftsführer von Dimension Data ernannt und im Oktober als NTT-Geschäftsführer bestätigt worden zu sein, ist sicher mein größter beruflicher Erfolg.
Im Mai 2020 dürfen meine Frau Eva und ich unseren 20. (!!!) Hochzeitstag feiern. 20 Jahre glücklich verheiratet zu sein und Zwillingsmädls bis in die Pubertät gebracht zu haben, ist auch etwas, auf das ich stolz bin. Jetzt gilt es noch, halbwegs unbeschadet durch die Teenagerjahre zu kommen :-).

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Nein.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Die Ziele, die ich mir immer wieder stecke. Die sind nicht erreichbar, wenn ich im Bett liegenbleibe. Ein Beispiel: Ich hab mir Ende des Sommers vorgenommen, zwei Monate lang jeden Tag laufen zu gehen. Das schaffe ich nur, wenn ich rechtzeitig in der Früh aus dem Bett komme und spätestens um 6:00 in den Laufschuhen steh. Macht das Aufstehen Spaß, bin ich da schon motiviert? Das kann ich mit einem klaren Nein beantworten. Aber bei Kilometer 2–3 stellt sich die Zufriedenheit ein und das gute Gefühl, dem Ziel wieder einen Tag näher zu sein.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Ganz klar ein Löwe – sagt meine Frau. Ich beschäftige mich mit so etwas nicht.


ZUR PERSON
Entwickler mit Entwicklungspotenzial
Der gebürtige Niederösterreicher Jürgen Horak stieg nach Abschluss der HTL in St. Pölten gleich ins Berufsleben ein. Er startete als Softwareentwickler bei Siemens, entwickelte sich seinerseits aber rasch zu einem Verkaufs- und Management-talent. Bei Siemens erlebte er auch den Merger mit Nokia zu Nokia Siemens Networks mit, wo er unter anderem als Head of Business Solutions CEE tätig war. Später wechselte Horak zu NextiraOne und begleitete sowohl die Übernahme durch Dimension Data als auch die jüngste Eingliederung in die NTT-Gruppe. Er verantwortete seit 2016 als Managing Director die Geschäfte von Dimension Data in Österreich und wurde 2019 als Geschäftsführer der NTT Austria GmbH in seiner Position bestätigt.