Eva Christina Schwarzl, Geschäftsführerin WienIT, im Porträt.

NEW BUSINESS - NR. 10, OKTOBER 2024
»Ich wage gerne Neues, lerne und wachse mit der ­Herausforderung. Ich liebe es, wenn das Leben spannend ist, wenn ich das Leben mit Erlebnissen fülle.« © Severin Wurnig

WienIT ist der zentrale IT- und Business-Partner der Wiener-Stadtwerke-Gruppe. Eva Christina Schwarzl zeichnet dort seit vergangenem Oktober als Geschäftsführerin verantwortlich.

Ihr Weg in die IT war nicht im strengen Sinn geradlinig, aber sie ist immer auf ihrem eigenen Pfad geblieben. Doch starten wir dort, wo gute Geschichten oft beginnen: am Anfang. Geboren und aufgewachsen ist Eva Christina Schwarzl in Graz, wo sie zwölf Jahre lang eine reine Mädchenschule besuchte und man ihr eine „klassische Mädchenerziehung“ mit Ballett und Chor angedeihen ließ. Ihr Vater – ein Bankdirektor wie auch schon sein Vater vor ihm – schulte sie und ihre ältere Schwester jedoch auch in handwerklichen Dingen. „Ein Interesse, das irgendwie immer da war“, wie sie sagt. 

Mutig ins kalte Wasser springen
Nach der Matura folge ein BWL-Studium an der Universität Graz mit den Schwerpunkten Marketing und internationales Management. „Eine meiner schönsten Zeiten während des Studiums waren das Jahr Erasmus in Frankreich und direkt nach meinem Studium die Monate in Italien“, erzählt Eva Christina Schwarzl und erklärt: „In dieser Zeit habe ich für mein Leben und meine Lebenseinstellung am meisten gelernt – offen für Neues und mutig sein, ins kalte Wasser springen, über den Tellerrand schauen. Das begleitet mich heute noch.“ 

Was – oder besser wer – sie aus dieser Zeit ebenfalls weiterhin begleitet und seitdem immer an ihrer Seite steht, ist ihr Mann, den sie im letzten Studienjahr kennengelernt hat. Zusammen haben sie zwei Kinder im Alter von 17 und 20 Jahren. Er war auch mitverantwortlich dafür, dass sie ihren Lebensmittelpunkt in den Osten Österreichs verlagert hat: „Er hat damals bereits in Niederösterreich gearbeitet, weshalb es für mich naheliegend war, mir nach dem Studium einen Job in Wien zu suchen.“ So kam es dann auch. Das damals in Österreich noch neue Modell der „Traineeships“ hatte es ihr angetan und so hat sie sich, der „Familientradition“ folgend, bei der Volksbanken AG beworben. „Das war eine durchaus interessante Zeit, aber mein Herzblut lag nicht darin.“

In diesen Zeitraum fielen auch ihre Heirat und die Geburt ihrer Kinder. „Nachdem mir in der ersten Karenz die geistige Herausforderung, wie ich es immer bezeichne, fehlte, habe ich mich dazu entschlossen, in der zweiten Karenz ein MBA-Studium in Krems zu machen“, so Schwarzl. Dieses Studium musste „kleinkindtauglich“ – sprich berufsbegleitend – sein, „und andererseits etwas komplett anderes, da ich meine Zukunft nicht in der Bank sah“. 

Die Begeisterung wurde geweckt
Das ist geglückt: Die Wahl fiel auf Gesundheitsmanagement sowie Sport- und Eventmanagement. Und auch wenn es am Ende keine Karriere in diesem Bereich geworden ist, war das Studium in Krems doch ausschlaggebend für ihre weitere Orientierung, denn: „Einer der Vortragenden in Krems lehrte Projekt- und Prozessmanagement sowie Strategie – und mein Feuer sowie meine Begeisterung waren geweckt!“ Der Vortragende war Chef einer Unternehmensberatung mit einer entsprechenden Spezialisierung. Schwarzl nutze ihre ­entflammte Begeisterung und die Gelegenheit, bewarb sich bei ihm als Quereinsteigerin und bekam den Job. 

Daraus ergab sich die nächste Chance: „Einer meiner damaligen Kunden – Wien Energie Gasnetz – wollte mich dann einstellen, um die Strategie weiterzuentwickeln und umzusetzen. Wiederum ein Quereinstieg in eine Branche, die mir damals völlig unbekannt war.“ Sie begleitete auch die Zusammenlegung der Bereiche Stromnetz, Gasnetz und Fernwärmenetz zur Firma Wiener ­Netze. Auf den ersten Blick eine unsichere Zeit, war sie doch noch nicht so lange an Bord wie Kolleg:innen aus anderen Unternehmensbereichen – und als Mutter in Teilzeit tätig. Doch ihre Fähigkeiten blieben nicht unerkannt und sie wurde beim neuen Unternehmen zur Referentin für Unternehmensstrategie und -koordination.

Es folgte der nächste Karriereschritt als fachliche Vorstandsassistentin für die Bereiche Personal und Energieinfrastruktur – wiederum Neuland – und dann nach zwei Jahren ein weiterer Aufstieg, den Eva Christina Schwarzl als einen der größten Wendepunkte ihrer Karriere sieht: die Bereichsleitung für Kundendienst, IKT und strategische Netzplanung der Wiener Netze. „Ich war bis zu diesem Zeitpunkt weder Führungskraft noch habe ich eine technische Ausbildung. Ich habe mich trotzdem beworben und bin’s geworden. Das war eine unglaubliche Veränderung für mich“, sagt sie. Damit war sie wieder in gewisser Weise Quereinsteigerin, da sie als „Nichttechnikerin“ einen teilweise technischen Bereich mit rund 250 Mit­arbeiter:innen leitete. „Das war eine echte Herausforderung, aber unglaublich spannend! Da habe ich so richtig gemerkt, dass ich auch ein Technik-Gen in mir habe.“ 

Karriere als „Serien-Quereinsteigerin“
Nach sechs Jahren kam im Sommer 2023 wieder die Chance für einen „Quereinstieg“ auf sie zu und sie bewarb sich für die Geschäftsführung der WienIT, von der sie mit Begeisterung spricht: „Das Unternehmen hat sich über die Jahre unglaublich toll weiterentwickelt und es hat mich gereizt, die Digitalisierung im Konzern mitzugestalten und die ­WienIT als starke IT- und Businesspartnerin zu positionieren.“ Damit hat sie sich auch ein bisschen selbst überrascht, denn: „Hätte man mir vor zwei Jahren gesagt, dass ich heute Geschäftsführerin eines IT-Unternehmens sein würde, hätte ich es nicht geglaubt – und heute bin ich es.“

Andererseits wiederum passt diese ­berufliche Veränderung gut zu ihr: „Ich wage gerne Neues, lerne und wachse mit der Herausforderung. Ich liebe es, wenn das Leben spannend ist, wenn ich das Leben mit Erlebnissen fülle.“ Dafür ist sie genau an der richtigen Stelle. „Die WienIT ist rasch gewachsen und entwickelt sich von einem kleinen Start-up zu einem großen Unternehmen. Wir sind mittlerweile über 650 Mitarbeiter:innen. Dabei ist es wichtig, einerseits den ­Spagat zwischen Struktur und Start-up-Mentalität, die wir unbedingt beibehalten wollen, zu schaffen und andererseits die Mitarbeiter:innen auf diesem Weg mitzunehmen.“ Das gelingt ihr mit ihrem partizipativen, teamorientierten Führungsstil. „Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen – fordere und fördere sie und gestalte mit ihnen gemeinsam die Zukunft eines Unternehmens“, sagt sie. Ihre Mit­arbeiter:innen können von ihr Unterstützung, Orientierung durch klare Ziele sowie ehrliches Feedback erwarten. 

Ihr Mann und ihre Kinder geben Eva Christina Schwarzl Halt – und wiederum ihr ehrliches Feedback. Überhaupt spielen Familie, Freunde und Bekannte in ihrem Leben eine große Rolle. Zusammen geht Familie Schwarzl auch gerne auf Konzerte, klassisch wie modern. „Außerdem tanzen wir gerne, dabei haben mein Mann und ich uns auch kennengelernt – das ist für uns daher immer etwas Besonderes.“

Sport war ebenfalls immer ein wichtiger Teil ihres Lebens, schon von Kindesbeinen an. Das ist bis heute so geblieben. „Nachdem ich beruflich hauptsächlich indoor bin und in Besprechungen sitze, brauche ich das, sonst werde ich unruhig und unausstehlich“, gibt sie lachend und mit einem Augenzwinkern zu. Aber irgendwie können wir uns Frau Schwarzl gar nicht „unausstehlich“ vorstellen. Dafür ist sie viel zu sympathisch. (RNF)


12 FRAGEN AN EVA CHRISTINA SCHWARZL

Was wollten Sie als Kind werden?
Kinderärztin, weil ich Kinder so gern habe und mich immer um sie kümmern wollte, damit es ihnen gut geht. 

Was bedeutet Glück für Sie?
Lächelnd schlafen zu gehen und in der Früh lächelnd aufzuwachen. Freiheit und Frieden – dieses Glück haben viele Menschen auf der Welt leider nicht. Mit meiner Familie zusammen zu sein und Spaß zu haben. Nach einer Wanderung oder Radtour auf einem Berg zu stehen und ins weite Land zu schauen. Mit Kolleg:innen in einem Meeting zu sitzen und zu scherzen. Zu tanzen und zu singen, Leichtigkeit zu verspüren… und viele Situationen mehr. Ich bin so oft glücklich und dafür sehr dankbar!

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ich lese aktuell die Biografie von Michelle Obama.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Mich inspirieren viele Personen, das hängt von der Situation und Herausforderung ab. Miriam Höller (ehemalige deutsche Stuntfrau und Moderatorin) etwa inspiriert mich, da sie in jungen Jahren bereits enorme, fast unmenschliche Herausforderungen gemeistert hat. Mich inspirieren auch Aussagen von Menschen, die mir bei einer Herausforderung helfen können, mir einen Impuls geben.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Es sind eigentlich zwei, die einander ergänzen: „Vertraue auf Deine Fähigkeiten und glaube an Dich selbst“ und „Wer aufhört besser zu werden, hört auf, gut zu sein“.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Tauschen möchte ich mit niemandem. Ich würde gerne mit dem einen oder anderen Menschen einen Tag verbringen, und von ihm oder ihr lernen: Barack Obama finde ich spannend. Anna Magdalene Burda, Gründerin von Burda Moden, finde ich auch interessant – nicht, weil sie sich mit Mode beschäftigt hat, sondern da sie in schwierigen Zeiten einen sehr erfolgreichen Weg gegangen ist.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Die Übernahme der Bereichsleitung bei den Wiener Netzen entgegen allen Vorurteilen.

Was ist das Verrückteste, das Sie je getan haben?
Vier Stunden mit einem fremden Mann durchzutanzen und ihn dann drei Jahre später zu heiraten.

Worüber haben Sie zuletzt ­gelacht?
Über die Antwort auf die Frage davor … Ernsthaft: Unsere beiden jungen Katzen, die eine Maus hinterm Klavier versteckt und nicht mehr rausbekommen haben, und über unsere Hühner, die aus ihrem abgezäunten Bereich „ausgebrochen“ sind und mir wie Hunde hinterhergelaufen sind, als ich sie wieder zurückgeführt habe.

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Fallschirmspringen. Der Ausblick und das Erlebnis müssen herausragend sein. Ich würde mich da in unbeeinflussbarer Abhängigkeit befinden – mein Leben in ­die Hände anderer legen.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Neugierde und Freude auf den Tag – reine Lebensfreude. 

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und ­warum?
Ein Australian Shepherd. Sie sind intelligent, spritzig, aufmerksame, treue Begleiter – und versprühen ­unglaubliche Lebensfreude, wenn sie so über die Felder sprinten.


ZUR PERSON
Strategin mit vielfältigen Interessen
Mag. Eva Christina Schwarzl, MBA, ist seit Oktober 2023 in der Geschäftsführung von WienIT. Die verheiratete Mutter zweier Kinder startete ihre Karriere bei der Volksbank Wien AG. Nach zwei Jahren als Unternehmensberaterin kam Schwarzl dann zu den Wiener Stadtwerken: zwei Jahre als Assistentin der Geschäftsführung, davor und danach in verschiedenen Funktionen bei den Wiener Netzen, zuletzt als Bereichsleiterin Netzplanung, IKT und Kundenservice. Die gebürtige Steirerin studierte zuerst an der Universität Graz und in Frankreich Betriebswirtschaftslehre, machte in Mailand ein Praktikum im Bankenbereich und studierte später Gesundheits-, Sport und Eventmanagement an der Universität für Weiterbildung Krems.