Marco Porak, Generaldirektor IBM Österreich, im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 2, FEBRUAR 2023
»Die beste Erfindung, die IBM jemals hervorgebracht hat, sind die IBMer und IBMerinnen, mit denen ich täglich ­zusammenarbeiten darf.« © IBM/Pepo Schuster

Der Chefcoach von „Big Blue“: Marco Porak ist IBMer mit Leib und Seele, und das schon seit 23 Jahren. Langweilig ist ihm dabei nie geworden.

Marco Porak, seit Oktober 2021 Generaldirektor von IBM in Österreich, ist das genaue Gegenteil eines Jobhoppers. Erste zarte Bande – man könnte es fast eine „Nabelschnur“ nennen – zum traditionsreichen IT-Konzern knüpfte er schon in jungen Jahren: „Als Sohn eines ehemaligen IBM­ers bin ich bereits sehr früh als Ferialpraktikant während meiner Ausbildung an der HTL Wien 22 auch direkt mit IBM in Berührung gekommen.“ Es folgten einige Tätigkeiten als Freelancer für die „IBM Österreich Internationale Büromaschinen Gesellschaft m.b.H.“, wie der heimische Firmenwortlaut des IT-Pioniers lautet, bevor er dort im Oktober 1999 seinen ersten „echten“ Arbeitstag antrat.

„In Abstimmung mit meinem damaligen Vorgesetzten habe ich parallel begonnen, an der Wirtschaftsuniversität Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Weil ich die ersten ­Abschnitte meiner Karriere sehr stark in internationalen Rollen verbracht habe, hat dieses Studium ganze elf Jahre gedauert.“ Es war nicht immer einfach, neben dem beruflichen Alltag zu studieren, aber IBM hat es ihm nicht nur ermöglicht, das Studium „durchzuziehen“, sondern ihn auch immer wieder dazu motiviert, weiterzumachen.

Gleichzeitig erklomm Porak die Karriere­leiter bei dem Unternehmen mit dem Beinamen „Big Blue“. Als richtungsweisend stellte sich seine erste Ernennung zum Manager im Jahr 2005 heraus, als dem damals 27-Jährigen die Aufgabe übertragen wurde, die weltweite Verantwortung für ein Softwareentwicklungsprojekt zu übernehmen. „Diese Tätigkeit hat mich in meinem schon damals unumstößlichen Wunsch, Führungskraft zu sein und das Privileg zu haben, Menschen zu führen, enorm bestärkt, denn ich hatte die Möglichkeit, mit internationalen Teams aus allen Bereichen von IBM zu arbeiten und unsere Projekte erfolgreich umzusetzen.“ 

Auch wenn er als „alter HTLer“ im Herzen immer Techniker geblieben ist, hat Marco Porak einen bewundernswerten Führungsstil entwickelt: „Ich erwarte von meinem Team, dass wir uns gegenseitig vertrauen und uns die Wahrheit sagen, denn nur so kann eine lernende Organisation stetig besser werden. Eine Maxime von mir ist, bei Problemen nicht nach Schuldigen, sondern nach Lösungen zu suchen. Fehler sind absolut erlaubt, solange wir daraus lernen und besser werden. Dieses Streben können sich auch meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von mir erwarten. Und ich glaube, ganz wichtig ist es, von den Teams nichts zu erwarten, was man selbst nicht bereit wäre zu geben.“

Während seiner Laufbahn hat er immer wieder neue Herausforderungen angenommen. „Mehr und mehr habe ich so gelernt, auf meine Stärken zu vertrauen und mich voll auf die aktuelle Aufgabe zu konzentrieren. Ich bin absolut davon überzeugt, dass man als Führungskraft nur mit Authentizität und kontinuierlichem, zielgerichtetem Einsatz, Dinge beim Namen zu nennen und verbessern zu wollen, langfristig erfolgreich sein und dabei auch noch gern in den Spiegel schauen kann. Das gilt nicht nur innerhalb des eigenen Unternehmens, sondern vor allem auch im Umgang mit Kunden und Partnern“, reflektiert der sympathische Wiener. 

Jederzeit die Extrameile
Die Verbundenheit zum Unternehmen, aber besonders zu seinen Kollegen und Mitarbeitern, spürt man in seinen Worten, die auch mit einer ordentlichen Portion berechtigtem Stolz gewürzt sind, deutlich: „Die größte Faszination in meiner Rolle ist immer wieder die unvergleichliche Power, die das IBM-Team an den Tag legt. Es gibt kein Problem, das wir nicht lösen können, es gibt kein Ziel, das wir nicht erreichen können. Und die Menschen in unserem Team sind absolut bereit, für unsere Kunden jederzeit die Extrameile zu gehen – ganz besonders deutlich wird das in Situationen, in denen Kunden dringend unsere Hilfe benötigen. Es gibt nichts Faszinierenderes, als das Privileg zu haben, gerade in diesen Situationen ein solches Team führen zu dürfen.“

Volle Terminkalender und lange To-do-Listen erfordern auch einen Ausgleich. Da ist der Mittvierziger, der mit seiner Ehefrau in seinem „Geburtsbezirk“ Donaustadt lebt, keine Ausnahme. Seine „Akkus“ lädt der enthusiastische Golfer gerne auf der Driving Range oder bei einer Runde über den Platz auf. „Zu allem Überfluss habe ich vor etwa einem Jahr auch noch begonnen, Schlagzeug zu spielen, was ich eigentlich schon seit jungen Jahren tun wollte, aber leider nie angegangen bin. Beides sind Hobbys, die volle Konzentration erfordern, was mir sehr dabei hilft, auch mal ‚abzuschalten‘. Und bei beiden kann ich mich königlich ärgern, wenn mir Dinge nicht gelingen“, sagt er mit einem amüsierten Lächeln.

Vielleicht fragen Sie sich, warum dieser Mann nach 23 Jahren noch immer bei IBM ist. Die Antwort darauf bleibt er nicht schuldig, wird ihm die ­Frage doch häufiger gestellt: „ Es ist unheimlich spannend, in einem Unternehmen zu arbeiten, das seit 111 Jahren weltweit tätig ist und heuer in Österreich das 95-jährige Bestehen feiert. In dieser Zeit hat sich IBM immer wieder neu erfunden und bahnbrechende Innovation hervorgebracht – Lochkarten, den Mainframe, den PC, Watson oder Quantencomputer. Doch die beste Erfindung, die IBM jemals hervorgebracht hat, sind die IBMer und IBMerinnen, mit denen ich täglich zusammenarbeiten darf.“ Jetzt wissen Sie auch, warum er eben kein Jobhopper geworden ist. (RNF)


12 FRAGEN AN MARCO PORAK

Was wollten Sie als Kind werden?
Meine Eltern sagen mir, ich wollte schon als Vierjähriger „Büromensch“ werden. Als ich sieben war, brachte mein Vater einen IBM PC XT mit nach Hause. Ich konnte zwar noch kaum lesen und schreiben, habe aber erste kleine Programme in BASIC geschrieben. Später wollte ich eigentlich noch Pilot werden. Der Rest ist Geschichte. 
    
Was bedeutet Glück für Sie?
Jemandem eine echte Freude zu machen oder jemandem wirklich geholfen zu haben.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Zum Lesen eines Buchs komme ich meistens nur im Urlaub. Das letzte Buch, das ich wirklich durchgelesen habe, war ein Spionagethriller.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Quantenphysiker und Nobelpreisträger Anton Zeilinger. Er hat sein Leben der Forschung und Innovation gewidmet und gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen wesentliche Grundlagen geschaffen, die nun in einer Technologie Anwendung finden, die das ­Potenzial hat, die Welt nachhaltig zu verändern. Ich bewundere zudem seine große Gabe, sein komplexes Forschungsfeld in einfachen Worten verständlich zu erklären – was mich persönlich immer sehr beeindruckt.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
„You cannot add hours to your life, but you can add life to your hours.“

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Ich fühle mich sehr wohl in meiner Haut und möchte mit niemandem tauschen. Aber weil mich die Frage zum Nachdenken anregt: Was mich faszinieren würde, ist, mal einen Tag z. B. als Unfall- oder Neurochirurg zu erleben, um helfen zu können, Leben zu retten.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Das Vertrauen ausgesprochen zu bekommen, die IBM Österreich zu leiten.

Was ist das Verrückteste, das Sie je getan haben?
Vor vielen Jahren war ich gemeinsam mit einem sehr guten Freund Höhlentauchen in den sogenannten ­Cenoten auf der Halbinsel Yucatán in Mexiko. Das sind kilometerlange Höhlen, die in der Eiszeit entstanden sind und die vollständig mit kristallklarem Süßwasser gefüllt sind. Wir waren einige Hundert Meter tief in einer der Höhlen. Es war zwar unheimlich faszinierend, aber das würde ich nie wieder tun.

Worüber haben Sie zuletzt ­gelacht?
Ich lache oft und herzlich. Daher kann ich jetzt gar nicht so genau sagen, worüber ich zuletzt gelacht habe.

Gibt es etwas, das Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Bungee-Jumping oder Fallschirmspringen. Mein Bruder hat mir sogar einen Gutschein für einen Sprung vom Donauturm geschenkt, der schon lange verfallen ist.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Irgendwas heute besser zu machen als gestern – für mein Unternehmen, für meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, für meine Kunden –, am besten gemeinsam mit meinem Team.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie und warum?
Ein Adler, mich faszinieren Weitblick, Mut und die ­Stärke. Fliegen zu können, wäre auch nicht schlecht :-)


ZUR PERSON
IBMer aus Überzeugung
Marco Porak hat im Oktober 2021 die Geschäftsführung von IBM Österreich übernommen. Vor seiner Ernennung leitete er den Technologiebereich von IBM Österreich und unterstützte Kund:innen bei der digitalen Transformation. In seinen rund 23 Jahren bei IBM hatte Marco Porak auch eine Reihe von Managementpositionen inne, darunter Sales Leader für den öffentlichen Sektor, den Finanzdienstleistungssektor, Global Offering Manager für Enduser Services Offerings und Leader of Global Platform Development Center Offering, beide im IBM-Dienstleistungsgeschäft. Porak ist Magister der Betriebswirtschaft von der Wirtschaftsuniversität Wien und Patenthalter aus seiner Zeit in der Softwareentwicklung.