Ulrike Rabmer-Koller, Geschäftsführerin Rabmer-Gruppe, im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 3, MÄRZ 2023
»Mein Ziel ist es, zu zeigen, dass Klimaschutz und Wirtschaft kein Gegensatz, sondern ein wichtiges Zusammenspiel sind. Innovation und Technologie sind dabei der Schlüssel.« © Rabmer

Für sie ist das Glas immer halb voll: Ulrike Rabmer-Koller lässt sich von Herausforderungen niemals unterkriegen. Denn die energiegeladene Optimistin mit dem „Unternehmer-Gen“ ...

... denkt lieber in Chancen und Lösungen.

Schon als Kind war Ulrike Rabmer-Koller regelmäßig mit ihrem Vater auf den Baustellen des 1963 gegründeten regionalen Bauunternehmens Rabmer unterwegs, aus dem später die Rabmer-Gruppe entstehen sollte. „Ich bin als jüngste Tochter geboren und habe sozusagen des ‚Unternehmer-Gen‘ in die Wiege gelegt bekommen“, erzählt sie.

Nach der Matura am Europagymnasium Auhof studierte die gebürtige Linzerin Betriebswirtschaftslehre an der Johannes-Kepler-Universität, absolvierte verschiedene Praktika und arbeitete auch bereits Teilzeit im Betrieb ihrer Eltern. Nach dem Studium folgten ein sechsmonatiges Praktikum in den USA, genauer in New Orleans, und im Anschluss der Einstieg ins „echte“ Berufsleben bei dem Maschinenbau-Unternehmen Engel Austria, wo sie im Bereich internationales Beteiligungsmanagement und Controlling tätig war.

„1992 bin ich wieder ins elterliche Unternehmen eingestiegen, habe ab 1999 die Geschäftsführung von einzelnen Tochterfirmen und 2002 die Gesamtgeschäftsführung übernommen. Meine Eltern haben mir die Möglichkeit gegeben, meine eigenen Ideen einzubringen und das Unternehmen weiterzuentwickeln. So habe ich gemeinsam mit meinem Team den Familienbetrieb mit viel Innovation vom regionalen Baubetrieb zum international tätigen Technologie-Unternehmen ausgebaut“, so Rabmer-Koller.

Als eines der ersten Unternehmen in Europa setze Rabmer damals auf Innovationen im Bereich ­grabungsfreier Rohrleitungssanierung und Umwelttechnologie. „Bald nach der Ostöffnung haben wir diese als Chance erkannt und unser Tätigkeitsgebiet schrittweise dorthin erweitert. Zusätzlich haben wir auch den weltweiten Handel mit Umwelttechnikprodukten ausgebaut und viele internationale Großprojekte ausgeführt.“

Starker Fokus auf Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist ihr persönlich ein großes Anliegen, was auch mit ihren Erfahrungen in den USA zu tun hat: „Ich wohnte dort an einem großen See, in dem keiner schwimmen gegangen ist, weil das Wasser verschmutzt war. Seither lässt mich das Thema ‚Lösungen für den Umweltschutz‘ nicht mehr los. So setze ich auch als Unternehmerin einen sehr starken Fokus auf Nachhaltigkeit und wir bieten ein breites Portfolio an Lösungen für den Klima- und Umweltschutz. Auch im eigenen Unternehmen sowie im angestammten Baubereich spielt Nachhaltigkeit für uns eine große Rolle. Mein Ziel ist es zu zeigen, dass Klimaschutz und Wirtschaft kein Gegensatz, sondern ein wichtiges Zusammenspiel sind. Innovation und Technologie sind dabei der Schlüssel.“

Eine im wahrsten Sinne ­„einschneidende“ Entscheidung musste Ulrike Rabmer-Koller 2011 fällen. Die Rabmer-Gruppe war damals mit 14 Firmen in zehn Ländern präsent. Ihr Bruder, der 2005 aus dem operativen Geschäft ausgestiegen war, wollte seine Anteile verkaufen. Um nicht auf externe Finanzierungen angewiesen zu sein und die Firma als reines Familienunternehmen weiterentwickeln zu können, wurde die Gruppe geteilt. Der internationale Rohrsanierungsbereich wurde ausgegliedert, verkauft und so der Bruder ausbezahlt. „Seither bin ich alleinige Eigentümerin der Rabmer-Gruppe, die nun mit sieben Firmen in den Bereichen Bau und Umwelttechnologie tätig ist.“

Sie lässt sich von nichts so leicht aus der Ruhe bringen. „Ich bin ein sehr positiver, energiegeladener Mensch und denke immer in Chancen und Lösungen. Auch wenn nicht immer alles nach Plan verläuft, gebe ich nicht auf, sondern halte Ausschau nach einem neuen Weg. Als Unternehmerin darf man sich auch nie auf den ‚Lorbeeren ausruhen‘, sondern muss immer wieder das Unternehmen neu ausrichten und sich auf Veränderungen einstellen. Dabei ist es ganz wichtig, die Mitarbei­ter:innen miteinzubeziehen, sie vom neuen Weg zu überzeugen und zu Höchstleistungen zu motivieren“, sagt die begeisterte Unternehmerin, Netzwerkerin und Kommunikatorin, die ihren Beruf viel eher als ihre Berufung versteht.

Auf ihre Mitarbeiter:innen hält sie ­große Stücke – dem verleiht sie oft und gerne Ausdruck. „Unsere Top-Leistungen verdanken wir in erster Linie unseren bestens ausgebildeten und erfahrenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Erfolg misst sich für mich nicht nur in Zahlen, sondern auch in der langjährigen Zugehörigkeit meiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Ich bin sehr stolz auf das ausgezeichnete Betriebsklima, die geringe Fluktuation und die langjährige Betriebszugehörigkeit“, zeigt sie deutlich ihre Wertschätzung und ergänzt: „Wir sind ein starkes Team – und gemeinsam haben wir noch viel vor.“

Beeindruckendes Engagement
Dieses Team hält ihr auch den Rücken frei, denn das Engagement von Ulrike Rabmer-Koller endet nicht an den meta­phorischen Grenzen des Firmenareals, ganz im Gegenteil. Sie war und ist in Interessensvertretungen, verschiedenen Funktionen auf regionaler, europäischer und internationaler Ebene und in Vorständen sowie Aufsichtsräten aktiv. 

Schon lange eine besondere Herzensangelegenheit ist ihr die Förderung von Frauen, die in Führungsfunktionen und in technischen Bereichen immer noch unterrepräsentiert sind: „Mir ist es sehr wichtig, hier entgegenzuwirken und mehr Frauen und Mädchen für technisch-handwerkliche Berufe zu begeistern und erfolgreiche Unternehmerinnen vor den Vorhang zu holen. Vor allem im Hinblick auf den aktuell vorherrschenden Fachkräftemangel brauchen wir entsprechende Maßnahmen.“

Sie ist davon überzeugt, dass auch Unter­neh­mer:innen ihren Teil dazu beitragen sollten. „Wenn es gelingt, dass mehr Mädchen in der späteren Berufswahl Rollenklischees überwinden und sich auch für technische Berufsfelder interessieren, dann profitieren davon alle Beteiligten – sowohl die Mädchen selbst als auch die Unternehmen.“

Den nötigen Rückhalt für ihren breit gefächerten Einsatz gibt der ausgebildeten Qualitätsmanagerin, Coachin und Certified-Supervisory-Expertin auch ihr Mann, der seine eigene Firma hat: „Er bestärkt und unterstützt mich sehr bei meinen Aktivitäten. So haben wir uns auch beide um die Erziehung unserer Kinder gekümmert und unsere jeweiligen Unternehmen weiterentwickelt.“ 

Dankbarkeit und Optimismus
Zum Ausgleich verbringt Frau Rabmer-Koller sehr gerne Zeit in der Natur. „Dazu gehören lange Spaziergänge mit unserem Hund, Wanderungen mit Familie und Freunden, aber auch Sport wie Schifahren und Laufen“, erzählt sie. Und es liegen auch immer ein paar Bücher zu unterschiedlichen Themen auf ihrem Nachttisch.

Wie bringt man nur so vieles unter einen Hut? Ein Indiz dafür liefert ihre Lebenseinstellung: „Ich bin sehr dankbar für das bisher Erreichte und sehe in allen Bereichen grundsätzlich das Positive und die Chancen. Für mich ist ein Glas immer halb voll.“ (RNF)


12 FRAGEN AN ULRIKE RABMER-KOLLER

Was wollten Sie als Kind werden?
Von der Baggerfahrerin bis zur Schauspielerin – je nach Alter. Durchgesetzt hat sich die technikinteressierte Unternehmerin.
    
Was bedeutet Glück für Sie?
Glück bedeutet für mich, dass ich eine wunderbare Familie und großartige Freunde habe und ich beruflich das machen kann, wofür ich brenne.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ich lese sehr gerne und viel. Auf meinem Nachttisch liegen immer zwei bis drei Bücher mit unterschiedlichen Themen. Aktuell sind das: „The Code of the Extraordinary Mind“ von Vishen Lakhiani, „Die geheimen Muster der Sprache“ von Patrick Rottler und Leo Martin und „The Temptation of Forgiveness“ von Donna Leon.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Mich inspirieren viele Persönlichkeiten. Sehr geprägt haben mich vor allem meine Eltern, die für mich immer ein großes Vorbild waren.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Da habe ich zwei: „Man kann alles erreichen, wenn man es wirklich will: Der Erfolg kennt aber keinen Lift, man muss die Treppe nehmen.“ und „Geht nicht gibt’s nicht.“.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben und möchte mit niemandem wirklich tauschen. Aber einen Tag lang erfolgreichen Personen aus unterschiedlichsten Bereichen über die Schulter schauen, würde ich sehr gerne.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Ich bin dankbar, dass ich in meinem bisherigen Leben auf viele Erfolge blicken kann – sowohl als Unternehmerin, als auch in der Interessensvertretung. Die Basis für den Erfolg ist, dass man das, was man macht, mit Begeisterung und vollem Einsatz macht und dafür brennt und so auch andere begeistert und motiviert.

Was ist das Verrückteste, das Sie je getan haben?
Da fällt mir eine Dienstreise ein, die ich vor einigen Jahren gemacht habe: Innerhalb einer Woche für einen Tag nach Ulaanbaatar (Mongolei), über Peking nach Österreich zurück, am nächsten Tag wieder weiter für zwei Tage nach Bogotá (Kolumbien) und wieder zurück nach Österreich. Das würde ich nicht mehr machen. Gut, dass dies auch mit der zunehmenden Digitalisierung und Videocalls nicht mehr erforderlich ist.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Gerade vorhin über mich selber. Humor ist ein wichtiger Faktor in meinem Leben – ich lache sehr gerne und oft!

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Getreu meinem Motto „Man kann alles erreichen“ probiere ich auch alles, was ich wirklich will.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Meine Familie und mein Beruf – ich bin dankbar für mein persönliches Umfeld und für das, was ich bisher erreicht habe. Ich freue mich jeden Morgen auf das, was kommt, und starte positiv und energiegeladen in den Tag.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann?
Da nehme ich mein Sternzeichen „Löwe“.


ZUR PERSON
Erfolgreiche Unternehmerin
Ulrike Rabmer-Koller, Eigentümerin und Geschäftsführerin der Rabmer-Gruppe, ist national wie international sehr engagiert und war u. a. als WKO-Vizepräsidentin, Präsidentin von SMEunited sowie in hochrangigen Gruppen der EU-Kommission tätig. Sie war Initiatorin und langjährige Sprecherin des Clean-Tech-Clusters und des Netzwerks Ressourcen- und Energieeffizienz OÖ, Vizepräsidentin von ACT und AATT sowie Mitglied des Beirats des ACR. Darüber hinaus hatte und hat sie verschiedene Vorstands- und Aufsichtsratsman­date inne.

Frau Rabmer-Koller absolvierte die JKU Linz mit einem Magister in Betriebswirtschaftslehre und ist Certified Supervisory Expert. Sie wurde mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Landes OÖ und dem Kommerzialrat ausgezeichnet, 2020 wurde sie zur belgischen Honorarkonsulin in OÖ angelobt.