Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kann PALFINGER mit seinen Produkten und Lösungen erfolgreich überzeugen. © PALFINGER

Die Zeiten für Industrieunternehmen könnten kaum schwieriger sein. Dennoch erzielt PALFINGER nach wie vor gute Ergebnisse.

Wie das gelingt, erläutert CEO Andreas Klauser im Interview mit NEW BUSINESS.

Global gesehen ist 2024 nicht arm an Herausforderungen, politisch wie wirtschaftlich. Welche Auswirkungen spürt PALFINGER in dieser Situation?
Ich gebe Ihnen recht: Die aktuelle Situation ist von sehr vielen Unsicherheiten geprägt, und wir merken diese auch in unserem Geschäft. Es hat natürlich Einfluss auf uns, dass die wirtschaftliche Lage in Deutschland, einem unserer Kernmärkte, sehr angespannt ist und besonders die Baubranche schwächelt. Aktuell profitieren wir davon, dass wir uns frühzeitig auf volatilere Verhältnisse eingestellt haben. Gleichzeitig sind wir sowohl geografisch als auch im Produktsortiment breit aufgestellt.

In welchen Ländern beobachten Sie aktuell das meiste Wachstum? Gibt es auch so etwas wie „Sorgenkinder“?
Die Situation in unseren Kernmärkten bleibt herausfordernd. In Deutschland wie auch Frankreich und Skandinavien sind die Auftragseingänge auf einem niedrigen Niveau. Gleichzeitig zeigt sich eine positive Entwicklung im südlichen Europa, insbesondere in Spanien, Portugal, Italien und Griechenland. Dort gewinnen Infrastrukturprojekte und der Tourismus wieder deutlich an Dynamik.

PALFINGER verzeichnete ein starkes Wachstum in der Region Asien-Pazifik (APAC) dank einer hohen Nachfrage speziell in Indien. Auch in Lateinamerika sehen wir einen positiven Trend, insbesondere im wirtschaftlich größten Markt Brasilien wie auch in Argentinien.

Die PALFINGER AG ist ein besonders gutes Beispiel, wie es internationale Player aus Österreich heraus immer­ wieder schaffen können – trotz weiterhin schwierigem Umfeld – seit vielen Jahren erfolgreich zu agieren und nachhaltige Wertsteigerung zu schaffen. Worauf lässt sich das bei PALFINGER zurückführen? Was ist Ihre Strategie? Was ist das „Geheimnis Ihres Erfolgs“?
Wie bereits erwähnt, haben wir frühzeitig damit begonnen, uns strategisch gut aufzustellen. 2019 haben wir die GLOBAL PALFINGER ORGANIZATION (GPO) implementiert, um die Strukturen zu schaffen, die es uns ermöglichen, unser volles Potenzial als Global Player auszuschöpfen. Wir agieren global und bewahren gleichzeitig unsere regionalen Wurzeln.

Unser globaler Footprint in Kombination mit unserem Produktmix hat sich als wesentlicher Resilienzfaktor erwiesen. Mit einem Netzwerk von 31 Produktionsstandorten in 15 Ländern sowie 5.000 Servicepunkten weltweit sind wir in der Lage, die Herausforderungen unserer Kunden zu verstehen und gemeinsam die besten Lösungen zu entwickeln. Immer öfter ist das eine Kombination aus unserer hervorragenden Hardware und neuesten digitalen Lösungen. 


»Die Nähe zu unseren Kunden ist einer unserer zentralen Erfolgsfaktoren.
Wenn ein Markt wächst, verstärken wir dort unsere Präsenz.
Mit unserem eng geknüpften Netzwerk gehen wir auf Besonderheiten
der Märkte und die Herausforderungen unserer Kunden ein.« 
Andreas Klauser, CEO PALFINGER AG © Peter Rigaud


Ein wichtiger Baustein Ihres Erfolgs ist die breite Aufstellung Ihrer Kompetenzen. Wie viele Divisions hat PALFINGER mittlerweile und was tut sich bei diesen?
Wir bieten unsere Produkte und Lösungen heute in acht Produktlinien an. Den Ladekran, unser Stammprodukt, haben wir mit der neuen TEC-Reihe in den vergangenen Jahren noch smarter und leistungsfähiger gemacht. Seit Mai ist der erweiterte und modernisierte Standort Löbau in Deutschland unsere europäische Drehscheibe für Hubarbeitsbühnen – ein Produktbereich, der sich stabil entwickelt und mit dem wir viel vorhaben.

Bei den Mitnahmestaplern, die in Nordamerika ein Schlüsselprodukt für uns sind, haben wir nun speziell für Europa die innovative FLS-Serie mit patentiertem Drehsitz vorgestellt. Damit ist PALFINGER der einzige Anbieter, der Mitnahmestapler in allen Kategorien anbietet.

Unser Marine-Bereich entwickelt sich ganz hervorragend und verzeichnet dank Zuwächsen im Servicegeschäft und Aufträgen bei Offshore- und Marine-Kranen eine deutliche Umsatz- und Profitabilitätssteigerung.

Sie haben vorhin schon die internationale Aufstellung angesprochen. Wie gehen Sie dieses Thema an?
Die Nähe zu unseren Kunden ist einer unserer zentralen Erfolgsfaktoren. Wenn ein Markt wächst, verstärken wir dort unsere Präsenz. Mit unserem eng geknüpften Netzwerk gehen wir auf Besonderheiten der Märkte und die Herausforderungen unserer Kunden ein. Wir stehen in engem Austausch mit unseren Kunden und kennen ihre individuellen Herausforderungen genau. Das schaffen wir nur dank unseres globalen Footprints.

Unserem Prinzip „in der Region für die Region“ folgen wir in unserer Produktion und bei der Auswahl unserer Partner und Lieferanten. In Mexiko haben wir beispielsweise neue strategische Partner gewonnen, die künftig Komponenten direkt an die Produktionsstandorte in den USA liefern, wodurch Transport- und Logistikkosten gesenkt werden.

Die Digitalisierung spielt eine immer wichtigere Rolle. Und PALFINGER definiert sich ja selbst immer mehr als Lösungsanbieter. Was bedeutet das?
In weiten Bereichen sind unsere Lösungen heute eine Kombination aus Hardware und Software, weil smarte Komplettlösungen unseren Kunden die besten Leistungen ermöglichen. Dafür stehen unsere zwei strategischen Säulen: „Go for Solutions“ und „Go Digital“. Gerade erst im September haben wir auf der IAA Transportation eine ganze Reihe an Produkten – von Ladekranen über Hubarbeitsbühnen bis zu Mitnahmestaplern – vorgestellt. Was diese vereint, sind neue smarte Features, die die Bedienung einfacher, effizienter und sicherer machen. Im Mittelpunkt steht unsere digitale Innovation für Echtzeit-Einblicke: PALFINGER CONNECTED, und dabei insbesondere das plus+-Upgrade.

Wir machen aber nicht nur unsere Produkte mit digitalen Lösungen leistungsfähiger und smarter. Wir entwickeln auch neue, nur digitale Angebote. Kürzlich haben wir ein vollkommen neues Produkt vorgestellt: Gemeinsam mit einem führenden Anbieter von Trainings, RelyOn, bieten wir die notwendigen Trainings für Bedienerinnen und Bediener in Offshore-Windfarmen komplett virtuell an. Mit unseren VR1-Trainingssimulatoren können Szenarien realitätsgetreu und unter anspruchsvollen Bedingungen trainiert werden – ein vielversprechendes neues Einsatzgebiet unserer Lösungen.

Gute Mitarbeiter:innen sind das höchste Gut eines erfolgreichen Unternehmens. Wie treten Sie dem Problem des Fachkräftemangels entgegen und welche Maßnahmen setzen Sie, um bestehendes Personal zu halten?
Der Fachkräftemangel stellt auch für uns eine Herausforderung dar. Gerade in den Bereichen, die mit Softwareentwicklung und IT zu tun haben. Hier setzen wir gezielt und proaktiv an – indem wir junge Menschen ausbilden und bestehende Mitarbeitende weiter qualifizieren. Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schätzen diese Möglichkeiten, sich bei uns fachlich und persönlich weiterzuentwickeln, und nutzen auch die Chancen auf eine internationale Karriere, die wir mit unserem globalen Footprint bieten.

Das Jahr 2024 ist auf der Zielgeraden. Über die Herausforderungen dieses Jahres haben wir schon zu Beginn gesprochen. Wie blicken Sie auf das bisherige Jahr?
Wir haben heuer an sehr vielen Schrauben gedreht – bei unseren Produkten und Lösungen, in unserer Produktion, bei unserem Lieferantenportfolio. Und gerade die vergangenen Wochen haben einige Highlights gebracht, die für unseren Erfolg nachhaltig zentral sind. Unser größtes Werk in Lengau wurde zur „Smart Factory of the Year“ gekürt – ein Beleg dafür, dass wir unsere Produktion kontinuierlich optimieren und effizienter gestalten.

Für unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen wurden wir erst im Oktober als Austrian Leading Company ausgezeichnet. Im Frühsommer haben wir unsere Partner zur globalen Sales & Service Conference nach Salzburg eingeladen. Vor wenigen Wochen fand zudem unsere North America Dealer Conference statt, bei der wir die Grundlage geschaffen haben, die Region NAM weiterhin optimal zu bedienen. Trotz vieler Herausforderungen konnten wir also wichtige Hebel in Bewegung setzen. (red.)

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