Beinahe jedes Jahr Spätfrost bei heimischen Obstkulturen © APA - Austria Presse Agentur
Die Frostschäden nehmen laut Landwirtschaftskammer Steiermark und betroffenen bäuerlichen Betrieben zu: Allein heuer ist den Zahlen der Österreichischen Hagelversicherung zufolge ein Gesamtschaden von rund 23 Mio. Euro allein im steirischen Obstbau entstanden. Auch das Burgenland und Niederösterreich waren von Temperaturen von bis zu minus 8 Grad Celsius Anfang April betroffen. Die Folge: Heimisches Steinobst wie Marillen, Zwetschken und Kirschen sind heuer kaum zu finden.
Der sogenannte Spätfrost ist spätestens seit 2016, als es massive Schäden in der Steiermark gegeben hat, ein jährlich wiederkehrendes Thema bei heimischen Landwirtinnen und Landwirten. "Die Erderwärmung führt zu einer immer früheren Blüte und damit zu einer höheren Schadensanfälligkeit durch Frost. So auch im heurigen Jahr: Aufgrund eines überdurchschnittlich warmen März hat die Vegetation schon um 14 Tage früher begonnen als im 10-jährigen Durchschnitt", hieß es am Montag bei einem Lokalaugenschein der Hagelversicherung auf dem Obstbaubetrieb von Elisabeth und Martin Vukits in Mitterdorf an der Raab in der Steiermark.
Nicht nur Steinobst war heuer bereits von Spätfrost betroffen, auch Äpfel und Birnen haben Schaden davongetragen. "Zwei von drei Apfelbauern sind aber bereits gegen das Risiko Frost versichert, denn derartige Schäden sind oftmals existenzbedrohend für die Betriebe", sagte Josef Kurz, Landesdirektor der Österreichischen Hagelversicherung in der Steiermark. Derzeit seien 22 Sachverständige allein für die Begutachtung von Schäden an Obstkulturen in der Steiermark unterwegs.
"Nicht einmal die Hälfte der Äpfel kann heuer im Vergleich zu einem normalen Ertragsjahr auf unserem Betrieb geerntet werden, einige Anlagen sind komplett leer", so Obstbäuerin Vukits. Sie sei zwar versichert, aber die Prämienzahlungen für manche Lagen seien mittlerweile hoch. Sie werde daher rund 2,3 Hektar Apfelkulturen auf rund 480 Meter Seehöhe roden, obwohl die Bäume erst elf Jahre alt sind und daher eigentlich in einem "Top-Ertragsjahr" sein sollten. Der Frost habe aber beinahe die komplette Ernte auf der Anlage zerstört. Üblicherweise werden Apfelbäume 15 bis 20 Jahre lang für die gewerbliche Nutzung bearbeitet, ehe sie gerodet werden. "Wir konzentrieren uns nun auf höhere Lagen", sagte Vukits.
"Hagel, Frost, Stürme, Überschwemmung, Hitze und Dürre. Diese verheerenden Folgen des vom Menschen gemachten Klimawandels treffen die Landwirtschaft hart. Intensität und Häufigkeit nehmen sogar zu", sagte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Er sprach eine dringende Empfehlung zur Versicherung aus. Manfred Kohlfürst, Präsident des Bundesobstbauverbandes ergänzte: "Bis zum Schicksalsjahr 2016 war das Frostrisiko durch einen späteren Vegetationsbeginn kein nennenswertes Thema. Mittlerweile tritt der Frost fast jährlich auf, seit 2019 waren die Obstbaubetriebe praktisch jedes Jahr mit dem Risiko konfrontiert."
Der Frost verursache laut Kohlfürst nicht nur Schäden und damit weniger oder im schlimmsten Fall gar keinen Ertrag, sondern auch einen deutlichen Mehraufwand für die Landwirte. Die Frostberegnung oder das Heizen mit Frostkerzen bzw. speziellen Öfen habe auch in diesem Jahr einen Teil der Ernte gerettet. Man müsse sich daher keine Sorge über zu wenig Äpfel für den Eigenbedarf in Österreich machen: "Die Apfelernte ist gesichert."