Mit der Energiewende steigt in Zukunft auch das Aufkommen an ausrangierten Photovoltaik-Modulen, Windrädern oder Lithium-Ionen-Batterien. Dieser "Abfall der Zukunft" enthält kritische Rohstoffe, deren Recycling im Sinne der Kreislaufwirtschaft immer wichtiger wird. Wirtschaftlich lohnt das bisher allerdings nicht immer, denn Sekundärrohstoffe sind oft teurer als Primärrohstoffe, kritisiert die Abfallwirtschaft und fordert verpflichtende Quoten in der Industrieproduktion.

So sei es etwa günstiger in der Kunststofferzeugung neu gewonnenes Erdöl einzusetzen als recycelten Kunststoff, sagte die Präsidentin des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB), Gabriele Jüly, im Gespräch mit der APA. Sie fordert eine verpflichtende Quote für den Einsatz von Sekundärrohstoffen in der Industrieproduktion. "Das gehört natürlich europaweit gemacht", so die VOEB-Präsidentin.

Einsatz von Sekundärrohstoffen soll günstiger werden

Die bestehende EU-Abgabe für nicht-recycelten Kunststoffverpackungsabfall hält Jüly nicht für zielführend. Besser wäre es aus ihrer Sicht, die Mittel, die in Österreich aus dem Budget für die sogenannte EU-Plastiksteuer anfallen, direkt zur Unterstützung der Unternehmen beim Einkauf von Sekundärrohstoffen einzusetzen. Laut VOEB sind das 180 Mio. Euro jährlich. Die EU-Plastiksteuer hätte den Einsatz von Sekundärrohstoffen fördern sollen, doch die nationale Umsetzung habe dieses Ziel nicht erreicht.

Die EU sei auch gefordert beim Aufbau eines Binnenmarktes für Sekundärrohstoffe. Auch damit sollen recycelte Materialien wettbewerbsfähig werden. "Diese Fragmentierung des europäischen Raumes hilft uns nicht weiter", sagte Dieter Drexel, Ressourcenexperte in der Industriellenvereinigung (IV). Auf nationaler Ebene fordert Drexel, dass die Rohstoffpolitik wieder stärker in den Fokus genommen wird. Notwendig sei auch eine Entbürokratisierung in der Abfallwirtschaft.

Wiederverwertung vor allem bei kritischen Rohstoffen wichtig

Besonders wichtig ist die Wiederverwertung von Sekundärrohstoffen dann, wenn es sich um wertvolle Materialien wie Silizium, Lithium, oder andere Metalle und Seltene Erden handelt. "Durch die Energiewende stecken immer mehr kritische Rohstoffe in unseren Produkten und wir wissen, dass sie mit einer gewissen Verzögerung als Abfall anfallen werden", sagte Roland Pomberger, Abfallverwertungsexperte von der Montanuniversität Leoben. Darauf gelte es sich vorzubereiten. Dabei stehe die Abfallwirtschaft vor einer großen Herausforderung, denn aktuell seien die anfallenden Mengen noch sehr klein, die Verwertung wirtschaftlich profitabel zu machen daher schwierig.

Auch Pomberger kritisierte überbordende gesetzliche Regelungen für Sekundärrohstoffe. "Bei gemischten Abfällen, bei gefährlichen Abfällen, die, die nicht in die Verwertung gehen, da ist es auch in Ordnung, dass man genau drauf schaut", so der Experte. Die Nutzung von recycelten Materialien werde in vielen Fällen aber unnötig erschwert und Sekundärrohstoffe damit schlechter gestellt als Primärrohstoffe.

(APA)