Seit April 2023 steigen die Arbeitslosenzahlen in Österreich © APA - Austria Presse Agentur
Der seit 2023 andauernde Wirtschaftsabschwung belastete auch im März den Arbeitsmarkt. Besonders stark betroffen waren Handel und Industrie. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es in der Bauwirtschaft, dort sank die Arbeitslosigkeit. Laut heute veröffentlichten Zahlen waren per Monatsende rund 397.100 Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos oder in Schulung gemeldet, davon waren 316.300 arbeitslos und rund 80.700 in Schulungsmaßnahmen des AMS.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer im März um 7,4 Prozent bzw. 27.400 Personen gestiegen. Die Arbeitslosenrate per Ende März erhöhte sich um 0,5 Prozentpunkte auf 7,4 Prozent. Die Arbeitslosigkeit steige aber "nicht so stark, wie es die wirtschaftlich angespannte Situation erwarten ließe", so AMS-Vorstand Johannes Kopf in einer Stellungnahme. "Besonders vom konjunkturellen Tief betroffen" seien weiterhin die Industrie und der Handel, so Kopf. Die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer im Handel stieg im März um 4.552 und in der Warenerzeugung um 4.391 Personen. Arbeits- und Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) verwies in einer Aussendung auf im Regierungsprogramm vorgesehene Arbeitsmarkt-Maßnahmen. Man wolle "arbeitssuchende Menschen schnellstmöglich wieder in Beschäftigung bringen".
Stärkster Arbeitslosenanstieg in der Industrie
Den größten prozentuellen Anstieg bei arbeitslosen Menschen und Personen in AMS-Schulung im Branchen-Vergleich gab es Ende März im Vergleich zum Vorjahresmonat in der Warenerzeugung/Industrie (+14,9 Prozent), im Gesundheits- und Sozialwesen (+14 Prozent) und in der Gastronomie und Beherbergung (+12,8 Prozent). Etwas geringer fiel der Anstieg im Handel (+9,1 Prozent) sowie im Verkehr und Lagerwesen (+6,1 Prozent) aus. Rückläufig war die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer in der Bauwirtschaft (-4 Prozent) und bei der Arbeitskräfteüberlassung (-0,6 Prozent).
Den höchsten Anstieg der Arbeitslosen- und Schulungsteilnehmer-Zahlen im Bundesländer-Vergleich verzeichnete Tirol (+15,5 Prozent), gefolgt von Salzburg (+15,3 Prozent), Oberösterreich (+15,1 Prozent) und Vorarlberg (+10,8 Prozent). Niedriger fiel das Plus in der Steiermark (+7,5 Prozent), Wien (+5,3 Prozent), Kärnten (+5,0 Prozent), Burgenland (+4,9 Prozent) und Niederösterreich (+3,3 Prozent) aus.
Höchste Arbeitslosenquote in Wien, niedrigste in Tirol
Die höchste Arbeitslosenrate wurde Ende März in Wien mit 11,8 Prozent registriert, gefolgt von Kärnten (8,1 Prozent), Burgenland (7 Prozent), Steiermark (6,7 Prozent) und Niederösterreich (6,5 Prozent). Eine geringe Arbeitslosenquote gab es in Vorarlberg (5,7 Prozent), Oberösterreich (5,5 Prozent), Salzburg (4,4 Prozent) und Tirol (4,3 Prozent).
Die Zahl der arbeitslosen Inländer inklusive Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer stieg um 5,6 Prozent auf rund 222.000 und die Anzahl der arbeitslosen ausländischen Personen erhöhte sich deutlich um 9,8 Prozent auf rund 175.000.
Arbeitslosigkeit steigt seit April 2023
Die seit 2023 schrumpfende Wirtschaftsleistung in Österreich hinterlässt deutliche Spuren am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenzahlen steigen seit April 2023. Die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS erwarten eine Konjunkturaufhellung ab Sommer. Die Arbeitslosenzahlen sinken bei einem Wirtschaftsaufschwung aber meist zeitverzögert.
Die beim AMS als sofort verfügbar registrierten offenen Stellen sanken Ende März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11,1 Prozent auf 81.740. Der ÖVP-Wirtschaftsbund erfasst in seinem Stellenmonitor alle Jobportale und verzeichnete mit 145.118 offenen Stellen "einen neuen Tiefstand".
Mehr Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit gefordert
FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch forderte in einer Aussendung von der neuen ÖVP/SPÖ/NEOS-Regierung "wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit". Für ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth sind Investitionen in den Arbeitsmarkt und in das AMS "unerlässlich". Trotz der angespannten Budgetlage muss die Regierung laut AK-Präsidentin Anderl "wichtige Impulse" setzen, "damit die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt wieder in Schwung kommen". Als "wichtigen Schritt" bezeichnete IV-Generalsekretär Christoph Neumayer die von der Regierung angekündigte Reform des geringfügigen Zuverdienstes beim Arbeitslosengeldbezug.