Arbeitslosenrate um 0,5 Prozentpunkte auf 6,9 Prozent gestiegen © APA - Austria Presse Agentur

Die Arbeitslosenzahlen in der Industrie steigen weiter deutlich. In der Baubranche stagniert hingegen die Arbeitslosigkeit. Ende Mai waren 375.347 Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos oder in Schulung gemeldet, davon waren 296.140 arbeitslos und 79.207 in Schulungsmaßnahmen des AMS. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer um 6,9 Prozent bzw. 24.196 Personen gestiegen.

Die Arbeitslosenrate erhöhte sich um 0,5 Prozentpunkte auf 6,9 Prozent. Die Arbeitslosenzahlen steigen in Österreich seit April 2023. Für heuer erwarten die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS noch ein drittes Rezessionsjahr und mehr Arbeitslose. "Solange wir kein substanzielles Wachstum haben, wird die Arbeitslosigkeit bei steigendem Arbeitskräfteangebot nicht sinken", kommentierte AMS-Vorstand Johannes Kopf die aktuellen Arbeitsmarktdaten. Der Bau habe sich stabilisiert, weil die Zinsen gesunken seien, sagte Kopf dem Ö1-"Mittagsjournal".

Vor fünf Jahren gab es im April 2020 coronabedingt Rekordzahlen bei den Arbeitslosen (571.500) und Personen in Kurzarbeit (1,03 Millionen). Die Arbeitslosigkeit sei 2021 und 2022 so stark gesunken, dass der Arbeitsmarkt den folgenden Wirtschaftsabschwung seit 2023 "verdauen konnte", sagte AMS-Chef Kopf zur APA. "In absoluten Zahlen stehen wir da wie vor Corona."

Industrie von Arbeitslosenanstieg besonders betroffen

Besonders vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen waren laut AMS im Branchenvergleich einmal mehr die Warenherstellung beziehungsweise die Bundesländer Oberösterreich und Salzburg. Den größten prozentuellen Anstieg bei arbeitslosen Menschen und Personen in AMS-Schulung gab es Ende Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat in der Warenerzeugung/Industrie (+13,8 Prozent), im Gesundheits- und Sozialwesen (+12 Prozent) und im Handel (+9,3 Prozent). Etwas niedriger fiel der Anstieg im Verkehr und Lagerwesen (+6,8 Prozent) und in der Gastronomie und Beherbergung (+6,5 Prozent) aus. Nahezu unverändert waren die Arbeitslosenzahlen in der Bauwirtschaft (+0,1 Prozent) und bei der Arbeitskräfteüberlassung (+0,3 Prozent).

Den höchsten Anstieg von Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern verzeichnete Oberösterreich (+13,8 Prozent), gefolgt von Salzburg (+12,3 Prozent), Vorarlberg (+9,9 Prozent), Tirol (+9,8 Prozent) und Steiermark (+7,2 Prozent). Etwas niedriger fiel das Plus in Kärnten (+5,5 Prozent), Niederösterreich (+4,9 Prozent), Wien (+4,8 Prozent) und Burgenland (+4,7 Prozent) aus.

Über 100.000 ältere Arbeitskräfte ohne Job

Die Zahl der arbeitslosen Inländer inklusive Schulungen kletterte um 6,2 Prozent auf rund 210.834 und die Anzahl der arbeitslosen ausländischen Personen stieg um 7,7 Prozent auf 164.513. Die Anzahl der älteren Arbeitslosen (50 Jahre und älter) erhöhte sich um 7,2 Prozent auf 100.100.

"Der Trend bei der Beschäftigung von Arbeitskräften 50+ geht in die richtige Richtung, obwohl wir noch lange nicht dort sind, wo wir hinmöchten", so Arbeitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) in einer Aussendung. "Wir müssen das Potenzial dieser Arbeitskräfte noch besser nutzen." Für die Arbeiterkammer sind "verstärkte Maßnahmen für ältere Arbeitssuchende dringend notwendig". "Auch die besten arbeitsmarktpolitischen Instrumente und Förderungen nützen wenig, wenn Betriebe älteren Arbeitssuchenden keine Chancen bieten", sagte AK-Chefin Renate Anderl. "Auch wenn wieder mehr Personen, die über 50 Jahre alt sind, in Beschäftigung sind, haben es vor allem ältere Arbeitsuchende am Arbeitsmarkt besonders schwer", so ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth.

Die FPÖ fordert von Arbeitsministerin Schumann "konkrete arbeitsmarktpolitische Maßnahmen", um den Arbeitslosenanstieg zu bekämpfen. "In einem Land, in dem mittlerweile hunderttausende Menschen keine Arbeit haben, kann es sich eine Regierung nicht leisten, tatenlos zuzusehen", sagte FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch. Die Industrie drängt angesichts der Arbeitsmarktentwicklung auf eine Entlastung der Betriebe. "Es braucht dringend Maßnahmen, um unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, insbesondere durch eine konsequente Senkung der Lohnstückkosten und die Erhöhung der Leistungsanreize am Arbeitsmarkt", so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.