Die staatliche Autobahnholding Asfinag hat 2024 einen Überschuss von 734 Mio. Euro verzeichnet - im Jahr davor sind es noch 844 Mio. Euro gewesen. Aufgrund der Aussetzung der Mauterhöhung hatte man seitens der Asfinag für 2024 einen Gewinnrückgang um 100 Mio. Euro erwartet. Heuer will die Asfinag ihren Personalstand um 235 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf 3.510 Beschäftigte aufstocken, kündigte Asfinag-Finanzvorstand Herbert Kasser am Dienstag bei einem Pressegespräch an.

Weiterhin rückläufig war der Schwerverkehr (Kfz über 3,5 Tonnen). Hier sanken die Mauterlöse um 1,4 Prozent auf rund 1,66 Mrd. Euro, machten aber weiterhin den Großteil der Einnahmen aus. "Da spiegelt sich einfach die Wirtschaftslage wider", begründete Kasser. Insgesamt stiegen die Mauterlöse jedoch leicht um 0,4 Prozent auf rund 2,5 Mrd. Euro. Ein Plus von 4 Prozent bei den Mauterlösen bei Autos (Kfz unter 3,5 Tonnen) und 6,1 Prozent bei den Vignettenerlösen (609 Mio. Euro) sorgten für eine insgesamt positive Entwicklung. Aber "der Lkw-Verkehr macht uns weiterhin keine Freude", sagte Kasser. Nichtsdestotrotz zeigte sich der Finanzvorstand zufrieden mit dem Finanzierungsmodell der Asfinag. "Nutzerfinanzierung sorgt für Planbarkeit", jährliche Budgets hingegen wären unsicher.

Die Republik Österreich ist Eigentümerin der Autobahngesellschaft. Für 2024 rechnet die Asfinag damit, 255 Mio. Euro Dividende in die Staatskasse zu zahlen, "aber das legt natürlich der Eigentümer fest", so Kasser.

Viele Investitionen geplant

Im Vorjahr beliefen sich die Investitionen der Asfinag auf rund 1,5 Mrd. Euro. Mit 874 Mio. Euro wurde für die Sanierung mehr aufgewendet als für Neubau und Investitionen, wo 645 Mio. Euro in die Hand genommen wurden. Für das aktuelle Jahr seien 1,8 Mrd. Euro an Investitionen geplant, im Folgejahr über zwei Milliarden Euro, so Kasser. "Das wird in einer Verschuldung münden", prognostizierte der Finanzvorstand. Apropos Schulden: Die Nettoschulden stiegen 2024 von 10,41 Mrd. leicht auf 10,56 Mrd. Euro.

Etwas längerfristiger gedacht, bis 2030, will die Asfinag 656 Mio. Euro in den Lärmschutz investieren, weitere 233 Mio. Euro sollen im selben Zeitraum für Gewässerschutzanlagen entlang der Autobahnen aufgewendet werden. Ebenfalls bis 2030 soll die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge "sukzessive" ausgebaut werden, 1.500 Ladestationen sind bis dahin von der Asfinag für ihr Streckennetz geplant. Pkw und Lkw sollen damit an Autobahnen und Schnellstraßen öfter geladen werden können. In fünf Jahren werde alle 25 Kilometer eine Ladestation am hochrangigen Straßennetz stehen, so das Ziel.

Ein Beispiel für eine solche langfristige Investition ist die Luegbrücke entlang der Brennerautobahn. "Über 1,8 Kilometer werden die Brücken hier erneuert", sagte Asfinag-Vorstand Hartwig Hufnagl. Die Autobahngesellschaft erwartet bei diesem Neuerrichtungsprojekt Kosten in Höhe von 380 Mio. Euro. Die gesamte Verkehrsfreigabe soll 2030 erfolgen.

"Baby-Boomer kommen in die Jahre"

Das Netz der Asfinag umfasst in Österreich 2.275 Kilometer Fahrbahn, die durchschnittlich rund 19 Jahre alt ist. Hinzu kommen 5.874 Brücken mit einem Durchschnittsalter von rund 41 Jahren und 414 Tunnel, die im Durchschnitt auf rund 27 Jahre kommen. "Die großen Baby-Boomer der Autobahnprojekte in den 70er- und 80er-Jahren kommen zum Ende des Lebenszyklus", so Kasser.

Virus: Neubauverzicht verbessert Bilanz

Die Umweltorganisation Virus merkte in einer Aussendung an, dass sich die Asfinag-Bilanzen der zurückliegenden Jahrzehnte auch durch Hilfe von außen verbessert hätten. "Neubauverzicht, egal ob aus Eigenantrieb oder durch Einwirkung von außen, verbessert die Finanzsituation drastisch." Dieser "induzierte Neubaustopp" sei auch deswegen gut so, weil sich die Bundesstraßenverwaltung verstärkt hinsichtlich Umweltmaßnahmen und steigender Erhaltungskosten wappnen müsse, so der Sprecher der Umweltorganisation, Wolfgang Rehm.

(APA)