Ob es zu weiteren Streiks kommt, hängt vom Ausgang der Abstimmung ab © APA - Austria Presse Agentur
Im Streit um den Kollektivvertrag für das Bordpersonal der Austrian Airlines (AUA) hat die Arbeitgeberseite am Mittwochabend ihr Angebot nachgebessert. Die Gewerkschaft vida lässt nun ihre Mitglieder online über das neue Angebot abstimmen, die Verhandlungen sind bis dahin unterbrochen. Die Befragung hat in der Nacht auf Donnerstag begonnen und läuft bis Montag, 15. April, um 23:59 Uhr. Die Ergebnisse will die Gewerkschaft "im Laufe der nächsten Woche" veröffentlichen.
Wie es danach weitergeht, hängt vom Ausgang der Abstimmung ab. Die Gewerkschaft hatte am Mittwochabend bereits durchklingen lassen, dass sich die Begeisterung für das neue Angebot in Grenzen hält. Vida-Luftfahrtvorsitzender Daniel Liebhart sprach von einem "minimalen Unterschied" zum vorherigen Angebot. Kommt es zu keiner Einigung, stehen auch wieder gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen im Raum. Im "Ö1-Mittagsjournal" des ORF kritisierte Liebhart auch, dass es sich beim Angebot der AUA um "Fixbeträge" handle: "Das heißt, das wirtschaftliche Risiko einer hohen Inflation liegt ausschließlich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern." Eine Empfehlung für die Abstimmung werde die Gewerkschaft nicht geben.
Befragt werden bei der Abstimmung nur Gewerkschaftsmitglieder, denn Arbeitskampf sei Gewerkschaftssache, erklärte eine vida-Sprecherin gegenüber der APA. Das gilt für rund 60 Prozent der 3.500 betroffenen Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter sowie Pilotinnen und Piloten. Auch Liebhart verteidigte die Beschränkung auf Gewerkschaftsmitglieder, "die Kollektivvertragshoheit liegt bei den Gewerkschaften, bei den Sozialpartnern", sagte er im ORF-Radio. Bei der AUA sei der Anteil der Gewerkschaftsmitglieder groß genug für ein repräsentatives Abstimmungsergebnis. Eine Sprecherin der AUA kritisierte dieses Vorgehen im Gespräch mit der APA und fordert, alle betroffenen Beschäftigten abstimmen zu lassen. Möglich wäre das etwa, wenn die Abstimmung über den Betriebsrat und nicht die Gewerkschaft abgewickelt werden würde.
Günther Ofner, Vorstand des Wiener Flughafens und Obmann der Luftfahrt-Branche in der Wirtschaftskammer (WKÖ), forderte die Belegschaftsvertreter am Donnerstag in einer Aussendung dazu auf, das neue Angebot des AUA-Managements anzunehmen. "Angesichts des sehr guten Angebots der AUA wäre es völlig unvertretbar, weiter tausende Arbeitsplätze in der Luftfahrtbranche zu gefährden", sagte Ofner. Er bezeichnete die Forderung der Gewerkschaft, das Lohnniveau bei der AUA an jenes des Mutter-Konzerns Lufthansa anzupassen, als "absurd".
AUA-Chefin Annette Mann sieht weiterhin Wachstum und Zukunftsperspektive der Airline gefährdet, wenn die Arbeitnehmervertreter auf ihren Gehaltsforderungen für das Bordpersonal beharren. "Ich hoffe, dass wir die AUA nicht neu denken müssen", sagte sie am Donnerstag im "Ö1-Morgenjournal".
Sollten die Kollektivvertrags-Abschlüsse zu hoch ausfallen, würden Strecken unrentabel und dann müsse die AUA schauen, ob sie diese einstellt oder mit günstigeren Konzerntöchtern bedient. Der Lufthansa-Konzern habe 13 Flugbetriebe, die Mutter selbst mache nur mehr unter 40 Prozent des Gesamtgeschäftes aus, rechnete Mann vor. All diese Töchter hätten eigene Verträge, die sich bei Gehalt und Arbeitsbedingungen an den Standorten und den Geschäftsmodellen orientieren würden, wies die AUA-Chefin einmal mehr die Forderung der Gewerkschaft vida nach einer Angleichung der Gehälter an Lufthansa-Niveau zurück.
"Wenn man sich schon vergleicht, dann sollte man sich mit den 13 Flugbetrieben vergleichen, und da kann ich nur sagen, da liegt die AUA im guten Mittelfeld", so Mann. Außerdem würden die Zahlungen über den KV-Abschlüssen liegen, die in allen anderen Branchen in den vergangenen acht Monaten vereinbart wurden.
Die Arbeitgeber haben ihr Angebot für die 3.500 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter sowie Pilotinnen und Piloten nachgebessert, der vormals variable Teil von 4 Prozent werde nun garantiert. Gleich geblieben ist die Angebotshöhe von 18 Prozent, aufgeteilt auf zwei Jahre und 10 Monate. Konkret biete die AUA rückwirkend ab 1. März 2024 ein Gehaltsplus von 8 Prozent und weitere 5 Prozent jeweils ab Jänner 2025 und Jänner 2026. Für Co-Piloten betrage das Gehaltsplus bis zu 28 Prozent, da hier in den unteren Gehaltsklassen stärker nachgebessert werde.
Der AUA-Bord-Betriebsrat und die Gewerkschaft fordern eine Angleichung der AUA-Gehälter an jene der deutschen Muttergesellschaft Lufthansa, was eine Anhebung um bis zu 40 Prozent bedeuten würde.
Die Verhandlungen ziehen sich bereits seit Wochen hin und waren von Betriebsversammlungen und Streiks mit Hunderten Flugausfällen begleitet. Die Airline bezifferte den dadurch bisher entstandenen Schaden mit 24 Mio. Euro.