Die jüngst angekündigten US-Zölle auf Autos dürften Österreichs Auto-Zulieferindustrie "nicht sehr deutlich treffen", wie Dietmar Schäfer, Vorsitzender der Arge Automotive Zulieferindustrie in der Wirtschaftskammer, am Freitag im Ö1-"Morgenjournal" sagte. Austro-Betriebe seien vor allem indirekt über die Exporte deutscher Autobauer betroffen, die allerdings schon jetzt viel in den USA produzieren würden und nur im Luxussegment "relevant Fahrzeuge in die USA exportieren".
Andere Branchenvertreter sehen die US-Zölle nicht so gelassen. Angesichts der aktuellen Lage seien diese "besonders bedrohlich", so Hansjörg Tutner, Obmann-Stellvertreter des Fachverbandes der Fahrzeugindustrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ) am gestrigen Donnerstag. Auch Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr erwartet eine negative Auswirkung auf die heimische Produktion.
Ex-Magna Vorstand Günther Apfalter verwies gegenüber dem Morgenjournal auf chinesische Hersteller, die sich als alternative Abnehmer für die heimische Zulieferindustrie anbieten würden. Die neue US-Regelung sieht Zölle in Höhe von 25 (bisher: 2,5) Prozent auf alle nicht in den USA gefertigten Autos vor. Trump zufolge wird die Maßnahme dazu führen, dass Autohersteller ihre Werke in den USA bauen. Trump hatte in der Vergangenheit die bestehenden EU-Zölle auf Kfz-Produkte kritisiert und eigene Zölle in Aussicht gestellt.
Uneinigkeit bei möglicher EU-Reaktion
Noch unklar ist, wie die EU auf die US-Zölle reagieren wird. Die Europäische Union (EU) müsse in Reaktion auf die US-Autozölle nun "die Drohungen wahr machen", etwa im Digitalbereich, so der Wirtschaftsforscher Felbermayr. "Wenn man nichts tut, dann macht man es den Zollkriegern weltweit sehr leicht."
Beim ARBÖ befürchtet man hingegen vor allem eine weitere Verteuerung von Autos für die Verbraucherinnen und Verbraucher. "Eine weitere Verteuerung durch Zölle, die nun möglicherweise als Gegenmaßnahme auf Fahrzeuge aus amerikanischer Produktion eingehoben werden, ist daher im Sinne der Konsumenten abzulehnen", so ARBÖ-Generalsekretär Gerald Kumnig.
Tutner aber auch Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) plädierten am Donnerstag für eine Verhandlungslösung in dem Handelsstreit. Doch auch Hattmannsdorfer schließt eine entschiedene Reaktion der EU nicht aus. "So ist die Einführung von Spezialabgaben auf große US-Plattformen - etwa Streamingdienste, Online-Marktplätze und Cloud-Anbieter - ein möglicher Ansatzpunkt, den man jetzt prüfen muss."
(APA)