Erholung erst im kommenden Jahr erwartet © APA - Austria Presse Agentur

Österreichs Industriekonjunktur hat sich im November stabilisiert. Der Einkaufsmanagerindex der UniCredit Bank Austria lag im November mit 46,6 Punkten zwar auf dem Niveau vom Vormonat, aber trotzdem den vierten Monat in Folge unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Eine Erholung wird erst im kommenden Jahr erwartet, teilte die Bank am Montag in einer Aussendung mit.

"Die Produktionserwartungen der Unternehmer haben sich im November etwas verbessert, aber der entsprechende Index signalisiert mit 40,9 Punkten einen anhaltenden Rückgang der Produktion in der österreichischen Industrie auf Jahressicht", erklärte UniCredit Bank Austria-Ökonom Walter Pudschedl in der Aussendung.

Entspannung sei frühestens im Frühjahr zu erwarten. "Die Konjunkturabschwächung in Österreich ist zum einen von einem Abwärtstrend im Dienstleistungssektor gekennzeichnet. Mit der nachlassenden Teuerung und unterstützt durch fiskalische Impulse und der guten Lohnentwicklung wird der Dienstleistungssektor die Erholung ab dem Frühjahr in Österreich anführen", so die Aussendung. Die heimische Industrie sei bereits in eine Rezession geschlittert, eine baldige Trendwende sei nicht absehbar. Der Produktionssektor werde voraussichtlich zeitverzögert der vom Dienstleistungssektor getragenen Erholung der österreichischen Wirtschaft ab 2023 folgen, heißt es dort weiter.

Während der Beschäftigungsaufbau in Österreich an Fahrt verliere, sei das Neugeschäft erneut stark zurückgegangen und die Produktion wurde verringert, wenn auch mit etwas reduziertem Tempo. Die schwache Nachfrage schlage sich auch im Anstieg der Lagerbestände, der Verringerung der Lieferzeiten sowie der deutlichen Entspannung der Einkaufspreise gegenüber dem Vormonat nieder, schreibt das Geldinstitut.

Ab dem kommenden Jahr soll sich laut dem Ökonomen mit dem Nachfragerückgang auch die Inflation in Österreich abschwächen. "Neben dem Nachfragerückgang sollten Basiseffekte, die weitgehende Stabilisierung der Rohstoffpreise insbesondere für Energie und die weitere Entspannung der Materialengpässe eine Verlangsamung der Inflation von durchschnittlich 8,5 Prozent 2022 auf 6,5 Prozent im Jahr 2023 und 3,0 Prozent 2024 unterstützen", so Pudschedl. Die Teuerung sinke damit jedoch langsamer als im Euroraum, da mit mehr Zweitrundeneffekten durch eine höhere Lohndynamik und stärkeren fiskalischen Impulsen zu rechnen sei.

Widerstandsfähig bleibe jedoch der heimische Arbeitsmarkt. "Wir erwarten nach dem Rückgang der Arbeitslosenquote 2022 auf durchschnittlich 6,4 Prozent eine Stabilisierung bei 6,4 Prozent für 2023 sowie einen leichten Rückgang auf 6,3 Prozent für 2024", meint Pudschedl. Grund für Optimismus biete die derzeitige Enge am Arbeitsmarkt. So sei die Vakanzquote, also die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen im Verhältnis zur Beschäftigung, auf einen Rekordwert von 3 Prozent gestiegen.

"Der österreichische Arbeitsmarkt ist durch das strukturelle Problem eines Mangels an Arbeitskräften gekennzeichnet. Ursachen sind unter anderem eine zu geringe Frauenbeschäftigungsquote und der Rückgang der durchschnittlichen Arbeitszeit. Eine Anhebung der Beschäftigungsquote in Österreich auf deutsches Niveau oder ein Anstieg der Arbeitszeit pro Beschäftigten um eine Wochenstunde von derzeit durchschnittlich 27 würden jeweils rein rechnerisch die derzeitige Anzahl an offenen Stellen von rund 120.000 vollständig abdecken", so der Ökonom.

Die Konjunkturaussichten für die nächsten zwei Jahre sind dabei durch "ungewöhnlich hohe Risiken" und vor allem geopolitische Unsicherheiten wie dem Ukraine-Krieg gekennzeichnet. "Die Wachstumserwartungen sind stark von den geopolitischen Entwicklungen vor allem des Konflikts in der Ukraine und dessen Folgen für Energie- und sonstige Rohstoffpreise abhängig", meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Denn diese könnten sich einerseits rascher auflösen als erwartet, andererseits jedoch auch noch deutlich eskalieren, womit neben der Erholung auch die erwartete Beruhigung der Inflation aufgehalten werden könnte. "In diesem Fall wäre ein weiterer Anstieg der Rohstoffpreise und eine Unterbrechungen im Handel und in den Lieferketten zu erwarten. Die Aufgabe der Notenbanken würde dann noch schwieriger werden," so Bruckbauer.

Nicht außer Acht gelassen dürfe nach Meinung der Bank Austria-Ökonomen, dass die höheren Zinsen und die verschärften finanziellen Bedingungen einer überschießenden Geldpolitik der Zentralbanken die Risiken für die Finanzmarktstabilität erhöht hätten. Eine Systemkrise sei deshalb jedoch nicht zu erwarten "denn die Bilanzen der privaten Haushalte und Unternehmen sind im Allgemeinen in guter Verfassung und der globale Bankensektor ist gut kapitalisiert", meint Bruckbauer.