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© APA - Austria Presse Agentur

Die Baubranche kommt derzeit insgesamt noch nicht so richtig in Schwung. "Die Anfragen sind wieder da, ich bin noch skeptisch", sagte Robert Schmid, Chef der Schmid Industrieholding GmbH, am Donnerstag vor Journalisten in Wien. Die Holding vereint bekannte Baustoff-Gruppen wie Wopfinger und Baumit unter ihrem Dach und erzielt mit europaweit knapp 7.000 Beschäftigten etwa 2,3 Mrd. Euro Jahresumsatz. "Einst waren es über 2,5 Milliarden", merkte Schmid an.

"Wo wir sicher nicht mehr hinkommen, ist die Boomphase knapp nach der Corona-Zeit - so viel wird sich nicht ausgehen", umriss Schmid die Situation. Doch die Bauwirtschaft ist konjunkturelles Auf und Ab gewöhnt. "In allen Ländern, wo wir tätig sind, gibt es einen langfristigen Baubedarf - mit Ausreißern nach oben oder unten", ist der Branchenvertreter zuversichtlich, dass sich die Konjunktur auch wieder beruhigt. "Auf fünf bis zehn Jahre betrachtet ist es sehr stabil."

Bürokratie bremst Innovationen aus

Energieeffizienz sei in der Unternehmensgruppe immer schon Thema und Anstoß für Innovationen gewesen. "Das Thema ist ja heute sehr modern", so Schmid. "Ich war ein totaler Fan des Green Deal und schon vor 30 Jahren ein Fan der Nachhaltigkeit - ich hatte das so verstanden, dass wir die Rettung unserer Umwelt mit Innovationen und Wirtschaftlichkeit kombinieren", erklärte der Firmenchef, der auch Umweltsprecher der Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich ist. Seine Erwartungen wurden enttäuscht.

Aus dem angedachten Profit aus dem Umweltschutz ist nichts geworden. "Das ist leider nur bei den Regulatorien steckengeblieben." Überbordende Vorschriften und Dokumentationspflichten würden Innovationen ausbremsen. Es bleibe zu wenig Zeit für die Weiterentwicklung der Produkte sowie für die Kunden und Märkte. Und sobald die Produktion nicht mehr in Europa, sondern in Asien oder sonst wo, stattfinde, finde dort auch die Entwicklung statt. "Ich glaube, dass eine Explosion notwendig sein wird, um wirklich was zu bewegen", meinte Schmid mit Blick auf die zunehmende Bürokratisierung in Europa. "Die Regeln werden immer mehr, die werden nicht weniger." Themen wie Sicherheit und Datenschutz seien nicht Teil des Kerngeschäfts, würden aber immer mehr zu einem solchen.

Auch die Förderkultur der Regierung kritisierte Schmid scharf. "Ich hasse Förderungen - kein Mensch braucht Förderungen, mit Ausnahme von Anstoßförderungen, damit ein Thema zum Thema wird, aber dann muss ein schnelles Stoppen folgen statt Dauerbeglückung", meinte der Firmenchef.

Bahntransport ist teurer als Lkw

Ein Dorn im Auge ist Schmid, dass es für seine Firmen billiger ist, Kalk mit Lastwägen zu den Kunden wie etwa die voestalpine zu bringen und nicht mehr per Bahn. Zweiteres wäre wesentlich umweltschonender. "Wir könnten mindestens einen Ganzzug pro Woche mit Kalk von Wopfing (Firmensitz mit vier Fabriken in Niederösterreich, Anm.) schicken und mit Schlacke gefüllt zurückfahren, mit bester Planbarkeit." Doch leider sei die Eisenbahn "nicht einmal gleichpreisig wie Lkw". Lkw-Transporte seien billiger und bequemer. Schmid habe das bereits früher moniert, woraufhin sich der ÖBB-Vorstand in Wopfing eingefunden und eine Verbesserung der Situation versprochen habe. "Nix ist passiert", resümiert Schmid.

Die Unternehmensgruppe, die 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Österreich beschäftigt, verkauft über 1 Mio. Tonnen Material, darunter Kalk, Talk, Trockenmörtel, Styropor und Zement, pro Jahr. Der Rohstoffabbau erfolgt in der Hohen Wand in Niederösterreich. "Wir haben dort den zweitgrößten Steinbruch in Österreich, hinter der Voest mit dem Erzberg in der Steiermark."