Casinos-CEO Bettina Glatz-Kremser musste auch in den U.Ausschuss © APA - Austria Presse Agentur
Die Generaldirektorin der teilstaatlichen Casinos Austria, Bettina Glatz-Kremsner (58), wird ihren bis April 2022 laufenden Vorstandsvertrag nicht verlängern. Sie habe heute den Aufsichtsrat informiert, dass sie "aus persönlichen Gründen" für eine Verlängerung nicht zur Verfügung stehe, teilten die Casinos in einer Aussendung mit. Durch die frühe Information bleibe dem Aufsichtsrat ein Jahr Zeit für die Nachfolgeregelung. Sie steht seit dem 1. Mai 2019 an der Casinos-Spitze.
Für die Casinos Austria und Österreichische Lotterien Unternehmensgruppe hat die Coronapandemie im abgelaufenen Geschäftsjahr "tiefe Spuren" in der Bilanz hinterlassen. Nach 112 Mio. Euro Gewinn im Jahr 2019 wurde es 2020 mit 0,95 Mio. Euro eine schwarze Null, teilte die Gruppe Dienstagnachmittag mit.
Aufsichtsratspräsident Wolfgang Hesoun sieht in Glatz-Kremsners Abgang in einem Jahr einen "schmerzlichen Verlust" für das Unternehmen. Mit Glatz-Kremsner verliere es "die Galionsfigur der letzten Jahre und Jahrzehnte". Auch ÖBAG-Vorstand Thomas Schmid dankt der Spitzenmanagerin für "unermüdliches Engagement, große Sachkenntnis und viel Leidenschaft für die Sache". "Im Namen der Sazka Group als Mehrheitsaktionär des Unternehmens möchte ich Bettina für ihren langjährigen Beitrag und insbesondere für ihre Rolle im Top-Management in manchmal herausfordernden Zeiten danken", so Robert Chvatal, CEO der tschechischen Sazka Gruppe und Vizepräsident des Casinos-Aufsichtsrats.
Bereits gestern hatte der "Kurier" berichtet, dass Glatz-Kremsner ihren Vertrag nicht mehr verlängern werde. Wer ihr nachfolgen könnte, ist noch offen. Das Nominierungsrecht hat die Staatsholding ÖBAG.
Glatz-Kremsner ist seit 30 Jahren bei den Casinos tätig, seit 2010 im Vorstand. Von Juli 2017 bis Ende April 2019 war sie Vizeparteichefin der ÖVP. Am 1. Mai 2019 trat sie ihr Amt als Casinos-Vorstandschefin an. Beim Wechsel von der Finanzvorständin zur Vorstandschefin erhielt sie rund 1,7 Mio. Euro Abfertigung. Ihr CEO-Vertrag läuft noch bis April 2022.
Der Umbau der Chefetage im März 2019 machte sie zur neuen Chefin und Peter Sidlo zum Finanzvorstand. Der frühere FPÖ-Politiker Sidlo war nach nur sieben Monaten wieder abberufen worden - wegen des Verdachts auf Postenschacher und Gesetzeskauf. Auch an Glatz-Kremsner geht die Affäre nicht spurlos vorüber.
Glatz-Kremsner kommt etwa in den Chatprotokollen um ÖBAG-Chef Thomas Schmid vor. Schmid schrieb ihr. "Du wirst dort CEO!" und setzte nach: "Das MUSS klappen". Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) wiederum bedankte sich bei ihr für die Unterstützung Sidlos. Unter anderem deshalb war Glatz-Kremsner auch in den Ibiza-U-Auschuss geladen. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt gegen sie wegen des Verdacht der Falschaussage. Glatz-Kremsner weist die Vorwürfe zurück.
Wirtschaftlich hat die Coronakrise die Casinos Austria heftig getroffen. Glatz-Kremsner verordnete einen strikten Sparkurs, reduzierte Kosten und baute 500 Arbeitsplätze ab. Das Glücksspielunternehmen war von Lockdowns betroffen: 2020 mussten alle 12 heimischen Casinos und 21 WINWIN Standorte Corona-bedingt insgesamt 135 Tage geschlossen bleiben. Auch die 26 internationalen Betriebe hatten zahlreiche Schließtage zu verzeichnen. Trotzdem wurde ein konsolidierter Bruttospielertrag (Konzern-Umsatz) von 1,134 Mrd. Euro (2019: 1,359 Mrd. Euro) erzielt. Das Konzernergebnis brach auf 0,95 Mio. Euro ein, nach 112 Mio. Euro im Jahr 2019.
Restrukturierungskosten von rund 55 Mio. Euro im Zuge des Restrukturierungsprogramms ReFIT und Wertminderungen in der Höhe von rund 21 Mio. Euro belasten. Die schwarze Null auf Konzernebene wurde laut Unternehmen durch Einmal-Effekte gerettet. Zum einen gab es bei den Lotterien ein erhöhtes Mehrfachjackpot-Aufkommen bei Lotto "6 aus 45". Zum anderen seien Casinogäste zum digitalen Angebot der Online-Spieleseite win2day.at gewechselt. Mit 594 Mio. Euro Steuern und Beiträgen in Österreich bleibe die Unternehmensgruppe einer der größten Steuerzahler des Landes, wenngleich sich die rückläufigen Umsätze des vergangenen Jahres natürlich auch hier widerspiegeln (2019: 643 Mio. Euro).
"Das abgelaufene Geschäftsjahr war das herausforderndste in der gesamten Unternehmensgeschichte", resümiert Generaldirektorin Glatz-Kremsner. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen habe man mit einem groß angelegten Restrukturierungsprogramm die Grundlage für eine positive Zukunft der Gruppe gelegt, alle hätten an einem Strang gezogen. "Dafür bedanke ich mich sehr herzlich und bin sehr stolz, dass uns das gemeinsam gelungen ist."
2020 übernahm die tschechische Sazka-Gruppe die Mehrheit an dem teilstaatlichen Glücksspielunternehmen. Für Sazka sitzt der aus Tschechien stammende frühere Erste-Banker Martin Škopek im Casinos-Vorstand.