Sinkende Energiepreise drückten Inflationsrate © APA - Austria Presse Agentur

Sinkende Energiepreise haben die Inflationsrate in Deutschland im August erstmals seit rund dreieinhalb Jahren unter die Zwei-Prozent-Marke gedrückt. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich nur noch um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit März 2021, womit das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) erstmals wieder eingehalten wurde.

Befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang der Teuerungsrate auf 2,1 Prozent gerechnet, nachdem sie im Juli noch auf 2,3 Prozent gestiegen war - von 2,2 Prozent im Juni. Von Juli auf August sanken die Verbraucherpreise um 0,1 Prozent.

"Es mehren sich damit die Anzeichen, dass die Inflation in Deutschland endgültig besiegt ist", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Viele Banken-Ökonomen geben dennoch keine vollständige Entwarnung. "Ab jetzt geht es leider wieder aufwärts", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank. In den kommenden sechs bis zwölf Monaten dürfte sich die Rate in Richtung drei Prozent bewegen. Die im Herbst 2023 gefallenen Energiepreise führten nun dazu, dass die Inflationsrate demnächst wieder etwas anziehen werde, sagte auch Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Berenberg Bank. "Das sind halt die oft zitierten Basiseffekte." Zudem liegt die Teuerungsrate ohne die oft stark schwankenden Nahrungsmittel- und Energiepreise - oftmals auch als Kerninflation bezeichnet - noch bei hohen 2,8 Prozent.

Im August sanken die Energiepreise um durchschnittlich 5,1 Prozent zum Vorjahresmonat. "Benzin, Diesel und Heizöl waren günstiger als zuvor", betonten die Ökonomen der Landesbank Hessen-Thüringen. So fiel der Benzinpreis dem ADAC zufolge in den vergangenen Tagen zeitweise auf den niedrigsten Stand des Jahres. Zuletzt wurde Öl wieder etwas teurer. "Der Konflikt im Nahen Osten lässt neue Ölpreisanstiege nicht unwahrscheinlich erscheinen", warnte Ökonom de la Rubia.

Dienstleistungen verteuerten sich mit erneut 3,9 Prozent überdurchschnittlich. "Hohe Lohnabschlüsse treiben weiterhin die Dienstleistungspreise", hieß es dazu bei der Helaba. Viele Unternehmen versuchen, gestiegene Personalkosten an ihre Kunden weiterzureichen. Für Nahrungsmittel wurden im Schnitt um 1,5 Prozent mehr verlangt.

Das Inflationsziel der EZB für den Währungsraum liegt bei zwei Prozent. Die nach einheitlichen europäischen Standards berechnete deutsche Teuerungsrate fiel im August exakt auf 2,0 Prozent. An den Finanzmärkten wird deshalb auf eine nächste Zinssenkung im September spekuliert. Die Währungshüter um EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatten im Juni die Zinswende nach unten vollzogen, als sie den Zinssatz vom Rekordhoch von 4,50 auf 4,25 Prozent drückten.

"Nun muss die Europäische Zentralbank einschätzen, ob der Inflationsgeist auch weiterhin in der Flasche bleibt", sagte DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Hier sei Vorsicht geboten. Ende des Jahres dürften die Inflationsraten absehbar wieder leicht steigen. "Maßvolle Zinssenkungen in diesem und im kommenden Jahr sind deshalb die beste Antwort der Währungshüter auf die Beruhigung des Inflationsumfeldes", sagte Kater.