Den größten Zuwachs an Touristen gab es in Wien © APA - Austria Presse Agentur
Die heimischen Touristiker und ihre Gäste haben 2024 ein Rekordjahr hingelegt. Die Nächtigungen in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen stiegen im Vergleich zu 2023 um 2,1 Prozent auf 154,29 Millionen und haben damit den Höchstwert des Jahres 2019 um 1 Prozent übertroffen. Für das Plus sorgten vor allem internationale Gäste, besonders hoch war der Zuwachs aus den USA. Der bei weitem wichtigste Markt war aber weiterhin Deutschland. 40 Millionen Urlauber kamen aus Österreich.
2024 werde die neue Nulllinie für die Tourismuszahlen, nachdem in den letzten Jahren oft das Vor-Coronajahr 2019 als Vergleichsjahr herbeigezogen wurde, erklärte Tourismus-Staatssektretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) bei der Präsentation der Zahlen. Trotzdem würden die Tourismus-Betriebe weiter "unter Druck stehen". So hätten diese ihre Preise zwar erhöht, "mehrheitlich konnten sie mit den Preiserhöhungen die sehr stark gestiegenen Kosten der letzten - vor allem - zwei Jahre nicht wirklich abdecken".
Städtetourismus gewinnt an Bedeutung
Mehr als die Hälfte der Nächtigungen entfiel im Vorjahr auf Tirol und Salzburg. Die höchsten Zuwächse hatte aber Wien, auch die Steiermark und das Burgenland legten deutlich zu. Der Städtetourismus habe mit 27,5 Mio. Nächtigungen und einem Anteil von fast 18 Prozent im Lauf der Jahre stark an Bedeutung zugewonnen, erläuterte Peter Laimer, Tourismus-Experte der Statistik Austria.
Bei den Unterkunftsarten konnten insbesondere gewerbliche Ferienwohnungen und -häuser ein deutliches Plus verzeichnen: 20,21 Mio. Nächtigungen bedeuteten eine Zunahme um 8,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Mehrheit der Übernachtungen entfiel jedoch nach wie vor auf Beherbergungsbetriebe der Kategorie 5- und 4-Sterne (54,63 Mio. Nächtigungen).
Bei der Wahl der Unterkünfte gibt es Unterschiede zwischen den inländischen und ausländischen Gäste. Letztere wären bei der Nachfrage nach Ferienwohnungen ausschlaggebend, so Kraus-Winkler. Bei den 1- und 2-Sterne-Hotels gab es insgesamt einen Rückgang der Nächtigungen, wobei dies auf eine hohes Minus bei den inländischen Gästen zurückzuführen sei - unter Touristen aus dem Ausland sei auch hier die Nachfrage gestiegen, wenn auch nur leicht. Österreicherinnen und Österreicher würden sich demnach verstärkt den hochpreisigeren Beherbergungen zuwenden.
Deutsche weiter wichtigste Kunden
2024 stiegen auch die Ankünfte auf einen neuen Höchstwert: Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl der Gäste 2024 um 3,3 Prozent auf 46,71 Millionen zu, im Abgleich zur Vor-Corona-Zeit 2019 lag das Plus bei 1,1 Prozent. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sei im langjährigen Trend zwar zurückläufig, erklärte Laimer. Seit 2015 habe sich der Wert aber bei "3,3 bis 3,4 Tage" stabilisiert.
Nach der Herkunft aufgeschlüsselt waren Deutsche 2024 mit einem Anteil von 38 Prozent die wichtigste Kundengruppe für den heimischen Tourismus - gefolgt von den inländischen Gästen (26 Prozent) und Niederländern (7,2 Prozent). Mit 2,4 Mio. Nächtigungen erreichten US-Touristen ein Allzeithoch. Kraus-Winkler verwies hier auch auf den günstigen Wechselkurs zwischen US-Dollar und Euro.
Guter Start in die Wintersaison
Toll angelaufen ist die aktuelle Wintersaison 2024/25. Im November und Dezember 2024 gab es österreichweit insgesamt 18,17 Mio. Nächtigungen, die Zahl der Gäste stieg auf 6,12 Millionen und übertraf damit erstmals in diesem Zeitraum die Sechs-Millionen-Schwelle.
Für 2025 würden die Tourismusbetriebe von einer Verbesserung ihrer Betriebsergebnisse ausgehen, nachdem die Energiekosten gesunken sind und auch die Personalkosten "sich eingependelt" hätten, so die Staatssekretärin. Europaweit gehe man von einem Wachstum im hohen einstelligen Bereich für die Tourismus-Branche aus.
Sorgen, dass die aktuelle wirtschaftliche Flaute in Österreich aber auch im wichtigen Herkunftsland Deutschland negativ auswirken wird, wurden bei der Pressekonferenz relativiert. Kraus-Winkler verwies als Beispiel auf die Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation im Nachbarland. Diese hätten "ihre Leben lang auf diese Zeit hingespart". Auch Laimer meinte, dass Reisen in der Bedürfnispyramide weit oben stehe und viele Menschen zuerst bei anderen Dingen sparen würden.
Wirtschaftsvertreter erfreut
Bei der Wirtschaftskammer zeigte man sich erfreut über die Zahlen. "Der Tourismus hat sich trotz aller Widrigkeiten der vergangenen Jahre als Säule der Wirtschaft erwiesen", so Robert Seeber, Bundesspartenobmann der Tourismus- und Freizeitwirtschaft der WKÖ, in einer Aussendung. Zugleich verwies er auf eine schwierige Labe bei den Betrieben. "Die Kosten sind in den letzten Jahren steil bergauf gegangen und spielen für den Betriebserfolg eine entscheidende Rolle."