Der fast schon atemberaubende Anstieg des Goldpreises geht unvermindert weiter. Und laut Experten spricht einiges dafür, dass das Edelmetall mittelfristig noch teurer werden könnte. Am Montag wurden für eine Feinunze Gold (rund 31,1 Gramm) an der Börse in London rund 2.524 US-Dollar (2.270 Euro) gezahlt. Die Notierung liegt nur knapp unter dem Rekordhoch, das in der vergangenen Woche zeitweise bei 2.531 Dollar erreicht worden war.

Seit den Turbulenzen an den Finanzmärkten Anfang August hat sich das Edelmetall um fast fünf Prozent verteuert. Seit Jahresbeginn beträgt das Plus sogar fast 27 Prozent. Damit ist Gold gut doppelt so teuer wie Anfang 2018 und fast zehnmal so teuer wie zur Jahrtausendwende.

Die Gründe für den Anstieg des Goldpreises sind vielfältig. Und doch sind es seit Monaten mehr oder weniger die gleichen. Politische Unsicherheit gepaart mit Kriegsangst, Hoffnungen auf Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank sowie Goldkäufe durch die chinesische Notenbank und andere Zentralbanken weltweit treiben den Preis auf immer neue Höchststände.

Vor allem seit Fed-Chef Jerome Powell vergangene Woche in Jackson Hole erklärte, dass die "Richtung der Reise" klar sei, also auf baldige Leitzinssenkungen hinauslaufe, steigt der Goldpreis weiter. "Tiefere Zinsen dürften die Nachfrage der Anleger nach Gold stimulieren und zu einem weiteren Anstieg des Goldpreises führen", sagte UBS-Rohstoffexperte Giovanni Staunovo gegenüber AWP.

Da Gold keine laufenden Erträge abwirft, profitiert das Edelmetall von der Aussicht auf sinkende Zinsen. Arthur Jurus von Oddo BHF hält die Goldhausse zumindest mittelfristig für nachhaltig. Auch er verweist auf die Geldpolitik und betont den anhaltenden Rückgang der Inflation in den USA, der einen allmählichen Rückgang der langfristigen US-Zinsen begünstige.

"In diesem Zusammenhang kommt es zu Abwertungsphasen des US-Dollars, die den Goldpreis zusätzlich stützen", erklärt er. Denn Gold wird vor allem in der US-Währung gehandelt. Ein schwächerer "Greenback" macht das Edelmetall daher für Anleger aus anderen Währungsräumen günstiger und attraktiver, was die Nachfrage zusätzlich ankurbelt.

Wie die Raiffeisen-Experten in einem Kommentar festhalten, könnte zudem die explodierende US-Staatsverschuldung den Dollar langfristig schwächen und damit indirekt den Goldpreis stärken.

Für andere Experten ist unterdessen einer der plausibelsten Gründe für den Preisanstieg das allgemeine Gefühl der Unsicherheit. Denn in Zeiten großer Unwägbarkeiten tendieren Anleger dazu, in Gold zu investieren, das als "sicherer Hafen" gilt. Historisch gesehen erreichte der reale Goldpreis immer dann Höchststände, wenn Krisen das Vertrauen in die internationalen Finanzsysteme erschütterten.

Und derzeit tragen auch die Kriegsängste und politischen Risiken zur Verunsicherung bei. Sollte sich diese geopolitische Lage wider Erwarten stabilisieren, könnte Gold als Sicherheitspuffer zwar an Bedeutung verlieren, was zu einem Preisrückgang führen würde.

Doch anhaltende Unsicherheiten wie hohe Staatsschulden, politische Instabilität und Kriege im Nahen Osten und der Ukraine sowie die Möglichkeit eines erneuten Wahlsiegs von Donald Trump in den USA sorgen in Anlegerkreisen für Zweifel an einem solchen Szenario. "In einer solchen volatilen Welt bleibt Gold eine verlässliche Versicherung gegen Totalausfälle", sagt ein Marktbeobachter.

Doch was heißt das für die Zukunft? UBS-Experte Staunovo bleibt positiv gestimmt und prognostiziert bis Ende Jahr einen weiteren Anstieg des Goldpreises auf 2.600 Dollar pro Unze, wie er gegenüber AWP sagt. Bis Mitte 2025 prognostizieren er und sein Team sogar einen Anstieg auf 2.700 Dollar.

(APA)