Die Aussichten in der Industrie sind trüb © APA - Austria Presse Agentur

Die heimische Industrie schlägt angesichts der hartnäckigen Krise in der Branche und der Aussicht auf eine weitere Verschlechterung durch die aggressive Zollpolitik der USA Alarm. Vor Beginn des vierten Industrie-Rezessionsjahres gebe es keine Anzeichen auf Verbesserung, die Lage sei "besorgniserregend", beklagte WKÖ-Bundesspartengeschäftsführer Andreas Mörk am Montag in einer Pressekonferenz. Der Katalog an Forderungen an die Politik ist dementsprechend lang.

Nicht nur Zölle und die allgemein schlechte Stimmung aufgrund der Rezession machen der Industrie laut Mörk zu schaffen, sie ächze auch weiterhin unter hohen Energiepreisen, überbordender Bürokratie und hohen Lohnkosten. Rückgänge in der Produktion zögen sich ebenso durch fast alle Teilsparten wie der kontinuierliche Abbau von Mitarbeitern, den Mörk für 2024 auf rund 13.000 über alle Bereiche bezifferte. Die Branche blickt für diesen Zeitraum auf ein Produktionsminus von 6,2 Prozent zurück, besonders trist gestalte sich die Situation in der metalltechnischen Industrie, der Elektroindustrie und der Papierindustrie.

Schwache Auftragslage

Auch der Blick in die Zukunft verspreche keine wirkliche Besserung, zumal die weiter schwache Auftragslage keinen Aufschwung erkennen lasse. Hinzu kommt der für die exportorientierte heimische Industrie so wichtige Außenhandel, der im Export 2024 um 10 Mrd. Euro an Wert verloren hat - mit Ausnahme von China und ausgerechnet den Vereinigten Staaten, dem zweitwichtigsten Handelspartner für Österreich. Wegen der Zölle könne man sich ausmalen, "dass dieses Wachstum einem Ablaufdatum unterliegt", hielt Mörk fest.

Weniger Lohnnebenkosten

Beziffern will die Sparte die potenziellen Schäden durch die Tarife aktuell noch nicht. Man hoffe, dass die Europäische Union Lösungen am Verhandlungstisch finde, betonte Obmann Sigi Menz. Um die Branche wieder auf Wachstumskurs zu bringen, ist für ihn zunächst eine Senkung der Lohnnebenkosten gefragt. Da sei man in Österreich "jenseits von gut und böse", findet Menz, der vor allem eine nachteilige Diskrepanz zu Deutschland kritisiert.

Ebenso sieht Menz die Politik beim Thema Bürokratie gefragt. Die Industrie müsse produzieren können, anstatt "teilweise sinnlosen administrativen Arbeiten" nachzugehen, wobei er unter anderem entsprechende EU-Regelungen zu Taxonomie und Nachhaltigkeit nannte. Außerdem fordert der Wirtschaftskämmerer angesichts weiter hoher Energiepreise ein "Stromausgleichsgesetz", das ein Gros der wichtigsten Partner in Europa längst umgesetzt habe.

"Riesiges Thema" sei auch, wie man im Rahmen der Lohnverhandlungen zu Abschlüssen komme, ohne die Wettbewerbssituation der Industrie zu verschlechtern. Er wolle zwar niemandem etwas ausrichten, in gewissen Bereichen sei eine Lohnzurückhaltung aber zumindest "wünschenswert", meinte Menz.

Mehr Kurzarbeit

Geht es nach den Industrievertretern, sollte darüber hinaus die Kurzarbeit wieder einfacher zugänglich beziehungsweise mehr Geld dafür zur Verfügung gestellt werden, insbesondere wenn die Zölle die Rezession vertiefen sollten. "Es ist doch naheliegend, wenn man das Arbeitsmarktbudget entlasten will, zu versuchen, die Leute im Betrieb zu halten, anstatt sie in die Arbeitslosigkeit zu schicken, wo sie dem Gesamtbudget zur Last fallen", argumentierte Mörk.

Budgetäre Spielräume für die geforderten Maßnahmen ortet Menz trotz des ohnehin schon massiven Spardrucks etwa in der öffentlichen Verwaltung und im Bereich der Pensionen. Auch die Förderungen gelte es zu durchforsten, beim Föderalismus sei er hingegen weniger optimistisch.