Anzeichen für Abkühlung der Industriekonjunktur im dritten Quartal © APA - Austria Presse Agentur

Die österreichische Industriekonjunktur hat sich im September weiter eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex der Bank Austria erreichte im September 48,8 Punkte und lag damit den zweiten Monat in Folge unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Im dritten Quartal liegt der Indikator mit durchschnittlich 49,7 Punkten ebenfalls knapp darunter. Dies weise laut Bank Austria auf eine Stagnation bzw. Rezession der Industriekonjunktur ab dem Sommer hin.

Gedrückt wurde die Konjunktur im September vor allem von der ungünstigen Entwicklung des Neugeschäfts. So mussten die heimischen Betriebe den fünften Monat in Folge einen Rückgang der Neuaufträge verbuchen. Der Index für die Auftragseingänge sank mit 38,6 Punkten auf den niedrigsten Wert seit Mai 2020. "Angesichts der deutlich abnehmenden Nachfrage aus dem In- und Ausland haben die österreichischen Industriebetriebe im September erneut ihre Produktion gegenüber dem Vormonat zurückgefahren," so Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Der vierte Produktionsrückgang in Folge fiel zwar etwas geringer aus als im Vormonat, da die Einbrüche im Neugeschäft durch Aufarbeitung von Auftragsrückständen abgefedert wurden. "Der Produktionsindex stieg daher geringfügig auf 46,7 Punkte, blieb jedoch deutlich unter dem Niveau, das Wachstum signalisiert", so der Ökonom.

Trotz Zurückfahren der Produktion wegen nachlassender Nachfrage haben im September mehr österreichische Betriebe neue Beschäftigte eingestellt. Grund seien laut Bank Austria vor allem die Besetzung freier Stellen nach dem starken Wachstum der vergangenen Monate und Pläne für anstehende Kapazitätserweiterungen. Der Beschäftigtenindex erhöhte sich jedoch nur leicht auf 55,7 Punkte.

Die Einkaufspreise haben sich im September erneut erhöht. Sie stiegen zwar deutlich stärker als im langjährigen Durchschnitt, der Preisauftrieb blieb jedoch unter den Höchstständen des Jahres 2021 und der ersten Monate dieses Jahres. Steigende Einkaufspreise beschleunigten den Anstieg der Verkaufspreise, rund 36 Prozent der im Bericht befragten Hersteller gaben an, im September ihre Verkaufspreise erhöht zu haben, insbesondere die Hersteller von Konsumgütern. "Der Anstieg der Energiepreise sowie die Anhebung der Abgabepreise erfolgen in der heimischen Industrie weiterhin mit unterschiedlich hohem Tempo. Bisher konnten nicht alle Betriebe den Kostenanstieg in den vergangenen zwei Jahren an ihre Kunden weitergeben, sodass sich die Ertragslage durch die Preistrends tendenziell verschlechtert haben dürfte, im September sogar wieder mit zunehmender Tendenz", so Pudschedl laut Aussendung.

Trotz der Stabilisierung des Index im September gegenüber dem Vormonat zeigen sich laut Bank Austria Anzeichen für eine anhaltende Abkühlung der Industriekonjunktur zu Ende des dritten Quartals. Dazu trage die weitere Verschlechterung des externen Umfelds bei. So verschlechterten sich der Einkaufsmanagerindex der Eurozone für die Sachgütererzeugung sowie für deren Hauptmärkte Deutschland und Frankreich im September weiter und liegen mittlerweile alle unter der Wachstumsgrenze von 50 Punkten. Das spiegle sich hierzulande auch in den sinkenden Auftragseingängen, vor allem aus dem Ausland, wieder. Die heimischen Verkaufslager seien stark genug befüllt, um das gesunkene Neugeschäft ohne Produktionsausweitung erfüllen zu können. "Die Produktion dürfte somit in den kommenden Monaten wohl weiter sinken, voraussichtlich sogar mit höherem Tempo", heißt es in der Aussendung.

Anhaltende Lieferengpässe, steigende Kosten, Unsicherheiten hinsichtlich der Energieversorgung und die Eintrübung der globalen Konjunktur lassen die heimischen Industriebetriebe im September pessimistischer werden. Die Geschäftsaussichten für das kommende Jahr waren laut Bank Austria die niedrigsten seit dem Höhepunkt der Coronakrise im Frühling 2020. Der Erwartungsindex sank auf 36,4 Punkte. "Nach dem starken Wachstum in der ersten Jahreshälfte hat im dritten Quartal die Industrieproduktion voraussichtlich nur noch stagniert und alle Vorzeichen weisen auf eine beginnende Rezession in der heimischen Industrie hin, deren Ausmaß stark von der Versorgungslage mit Energie und der Preisentwicklung abhängen wird", resümierte Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.