IV: Viele Aufgaben zu lösen um Industrie zu alter Stärke zu führen © APA - Austria Presse Agentur
Die Industriellenvereinigung (IV) ist wegen der tristen wirtschaftlichen Lage höchst alarmiert und fordert einen "positiven Reformschock" von der nächsten Bundesregierung. "Es ist Feuer am Dach", sagte IV-Präsident Georg Knill am Mittwoch in Wien. Das Feuer müsse durchs Beschreiten neuer Wege gelöscht werden: "Es kann nicht wie bisher vorangehen", warnte er vor einer weiter sinkenden Wettbewerbsfähigkeit, einem absackenden Wohlstand und Problemen bei den Staatsfinanzen.
Die IV werde sich "intensiv in den Prozess der Koalitionsverhandlungen einbringen", kündigte Knill an. "Es gilt sicherzustellen, dass Österreich wieder an Wohlstand gewinnt." Denn "trotz deutlicher Reallohnzuwächse", sei dieser in den vergangenen fünf Jahren gesunken, verwies Knill auf jüngste Statistiken, wonach das BIP pro Kopf seit 2019 um 2,1 Prozent zurückging. Die zuletzt leidende Wettbewerbsfähigkeit müsse deutlich gestärkt werden, gingen doch 60 Prozent der Austro-Produktion ins Ausland.
Auf Nachfrage wollte sich Knill nicht zu einer Wunschkoalition äußern, waren doch beispielsweise aus dem Industriebundesland Oberösterreich und der dortigen IV-Führung deutliche Rufe nach Schwarz-Blau laut geworden. "Es geht um die Inhalte, wir nehmen die Parteiobleute beim Wort, neue Wege gehen und Ideologie hinter sich lassen zu wollen", sagte nun Knill. Bei der Regierungsbildung gehe "Qualität vor Zeit", sagte er der APA. Freilich geht es der IV darum, dass die nächste Regierung den Standort unterstützt.
Dieser hat aus der Industriearbeitgeber-Sicht über die vergangenen Jahre nämlich allzu sehr gelitten, sei derzeit nicht wettbewerbsfähig. Hauptfaktor für die dramatische Lage seien die stark gestiegenen Kosten für Arbeit, Energie und Bürokratie. So präsentierte die IV-Führung am Mittwoch gleich ihre Ideen für einen "Weg aus der Rezession". Diese herrscht in der Gesamtwirtschaft derzeit das zweite und im Produktionssektor sogar schon das dritte Jahr in Folge.
Für IV-Chefökonomen Christian Helmenstein geht es darum, den klassischen österreichischen Wachstumszyklus wieder zu starten. Solche seien immer durch Nachfrage aus dem Ausland initiiert worden, aber die gesunkene Wettbewerbsfähigkeit erschwere das derzeit massiv, erläuterte der Ökonom sinngemäß. Also müssen aus IV-Sicht Staatsausgaben, Bürokratie, Steuern und Abgaben, Energie- sowie Lohnnebenkosten runter, aber das faktische Pensionsantrittsalter rauf. Investitionen müssten stärker gefördert und leichter abschreibbar werden. Vollzeitarbeit gehöre gegenüber Teilzeit attraktiviert, etwa durch einen Vollzeit-Bonus für höhere Wochenarbeitszeiten. Der private und gemeinnützige Wohnbau müsse angekurbelt werden.
Nicht zuletzt gehe es auch darum, die derzeit deutlich verfehlten Maastricht-Kriterien wieder einzuhalten und der Evergreen: Die Steuer- und Abgabenquote müsse "in Richtung 40 Prozent" sinken.