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Nach zwei Rezessionsjahren sieht der Internationale Wirtschaftsfonds (IWF) auch für heuer kein nennenswertes Wachstum für die Wirtschaft in Österreich. "Österreich steht einem herausfordernden Wirtschaftsumfeld gegenüber", sagte Kevin Fletcher, der die IWF-Mission zur Prüfung der österreichischen Wirtschaft leitet, am Dienstag. 2025 dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um die Nulllinie herum zu liegen kommen.

Die globalen Unsicherheiten - insbesondere höhere Hürden für den internationalen Handel - sowie die Notwendigkeit erheblicher fiskalischer Anpassungen zum Abbau des hohen Budgetdefizits dämpfen die Aussichten für die heimische Wirtschaft, so der IWF. Ab 2026 rechnet der IWF jedoch wieder mit einem Wachstum - angetrieben durch eine lockerere Geldpolitik sowie einen Aufschwung bei den Investitionen und beim privaten Konsum. Auch fiskalische Maßnahmen in Deutschland sollten einen positiven Effekt haben.

Erhöhte Inflation als potenzielles Wachstumshemmnis

Das mittelfristige Wachstum dürfte jedoch von der alternden Gesellschaft und dem schleppenden Produktivitätswachstum gebremst werden. Auch die derzeit deutlich über dem Eurozonen-Schnitt liegende Inflation könnte ein Hemmnis sein. Sollte sich die Differenz nicht auflösen, könnte das die Wettbewerbsfähigkeit des Landes beeinträchtigen, so der IWF.

"Nichtsdestotrotz verfügt Österreich über starke Institutionen und politische Rahmenbedingungen, die es gut dafür rüstet um diese Herausforderungen zu bewältigen", heißt es in der Aussendung des IWF. "Die politischen Maßnahmen sollten darauf abzielen, die öffentlichen Finanzen auf eine solide Basis zu stellen, die mittelfristigen Wachstumsaussichten zu stärken und die Finanzstabilität zu erhalten".

Österreich braucht wachstumsfördernde Reformen

Neben budgetären Maßnahmen brauche es dafür wachstumsfördernde Reformen. Einen wichtigen Hebel sieht der IWF in der Erhöhung des Arbeitskräfteangebots - Potenzial gebe es vor allem bei Frauen, die Teilzeit arbeiten und älteren Arbeitskräften. Dafür brauche es aber einen Ausbau der Kinderbetreuungs- und Pflegeeinrichtungen sowie weitere Reformen im Pensionssystem um Anreize für einen längeren Verbleib im Berufsleben zu schaffen. Zudem sollten Migranten besser in die Arbeitswelt integriert werden.

Die Vertiefung des EU-Binnenmarktes zu unterstützen wäre eine weitere Möglichkeit für Österreich, um Wachstum und Produktivität zu fördern. Nach wie vor seien die Handelsbarrieren zwischen den EU-Ländern beträchtlich. Würden diese abgebaut und harmonisierte Regeln für Unternehmen geschaffen, könnten Firmen profitieren und ihre Skaleneffekte besser nutzen. Eine stärkere Integration der Energiemärkte würde darüber hinaus die Energiekosten senken und weniger anfällig für Schwankungen machen.

Auch auf nationaler Ebene wäre ein Abbau der Regulierungen für Unternehmen hilfreich um die Wirtschaftsdynamik wieder anzukurbeln. Als mögliche Hebel führt der IWF den Abbau regulatorischer Hindernisse im Wohnbau, die Vereinfachung von Genehmigungsverfahren für die Erzeugung erneuerbarer Energien oder die Senkung von Eintrittsbarrieren in bestimmten Sektoren an.

Finanzsektor stabil, aber Wachsamkeit nötig

Den heimischen Banken- und Versicherungssektor betrachtet der IWF derzeit als "stabil, liquide und rentabel", ruft aber zur Wachsamkeit auf: Die Nettozinsmargen würden aufgrund des reduzierten Zinsniveaus künftig wieder "auf normalere Niveaus" zurückgehen. Hinzu kommen steigende Handelsbarrieren, die die Gewinne von Unternehmen drücken könnten, was wiederum deren Fähigkeit Bankschulden zurückzuzahlen beeinträchtigen könnte. Um sich vor einem steigenden Ausfallrisiko zu schützen empfiehlt der IWF Banken, umsichtig Gewinne auszuschütten und angemessene Risikovorsorgen zu treffen. Höhere Gewinne sollten zudem für Investitionen in den Schutz vor Cybersicherheits-Risiken investiert werden.