Ausbau von Alternativen schreitet voran © APA - Austria Presse Agentur

Globale Investitionen in "saubere" Energie wachsen rasant und könnten heuer auf 1,7 Billionen Dollar (1,58 Billionen Euro) steigen, schreibt die Internationale Energieagentur IEA. Allerdings steigen auch Investitionen in fossile Energieträger nach dem Einbruch in der Coronakrise 2020 wieder spürbar und haben mit gut 1 Billion Dollar fast wieder das Niveau von 2019 erreicht. Mineralölkonzerne verdienten sehr gut, nutzten das für üppige Dividenden, aber kaum für Erneuerbare.

Die Investition in ein sauberes Energiesystem dürften zwischen 2021 und 2023 um ein Viertel zulegen, freut sich die IEA. "Für jeden Dollar, der in fossile Treibstoffe fließt, werden 1,7 Dollar für saubere Energie ausgegeben", so IEA-Direktor Fatih Birol. Die IEA definiert Investitionen in "saubere Energie" allerdings sehr breit. Dazu rechnet sie nicht nur Atomkraft, sondern auch den Netzausbau, Batteriespeicher, CO2-Speicherung, Energiesparmaßnahmen oder die Preisdifferenz zwischen Elektroautos und Benzinern. Rein in die Erzeugung erneuerbarer Energie werden demnach heuer rund 650 Mrd. Euro investiert und damit deutlich weniger als in fossile Energieträger.

Im Schatten aller Erfolge beim Ausbau erneuerbarer Energie boomt auch die fossile Energiewirtschaft: Der Aufschwung bedeutet, dass heuer noch doppelt so viel in diesen Bereich investiert wird wie laut dem IEA-Pfad in Richtung Null Emissionen 2030 nötig wären. Ganz besonders gilt das für Kohle, wo die Nachfrage 2022 ein Allzeithoch erreicht hat und die Investitionen wohl sechs Mal so hoch sind wie sei am Weg zur Null-Emission sein sollten. Alleine in die Kohleindustrie wird heuer um 10 Prozent mehr investiert als im Vorjahr. 2022 wurden neue Kohlekraftwerke mit 40 GW Leistung genehmigt, fast alle in China.

Nach IEA-Analyse tragen die Mineralölkonzerne auch kaum zum Umbau des Energiesystems bei. Sie investieren weltweit 20 Mal mehr in die Öl- und Gasförderung als in Erneuerbare, wobei Europas Firmen mit einem wesentlich höheren Anteil ihrer Ausgaben für Erneuerbare positiv herausstechen. Investitionen der Branche in saubere Energieträger nehmen demnach zwar Fahrt auf, liegen aber weit unter dem nötigen Niveau im Kampf gegen den Klimawandel.

Dabei war das Jahr 2022 für viele Öl- und Gasfirmen "außerordentlich profitabel", vermerkt die IEA in ihrem Bericht "World Energy Investment 2023". Die Gewinne lagen mit 4 Billionen Dollar mehr als doppelt so hoch wie im Schnitt der Vorjahre, mehr als die Hälfte davon wurde für Dividenden, Aktienrückkäufe und Schuldentilgung ausgegeben, während früher drei Viertel reinvestiert wurden.

Auch weist die IEA darauf hin, dass der Ausbau der sauberen Energie ein Thema in Industrieländern und China ist. 90 Prozent der neuen Investitionen fließen hier, 80 Prozent des Netzausbaus auch. Dabei sind die Netze in den Entwicklungsländern jetzt schon zu schwach für den Umstieg auf die weniger stabilen erneuerbaren Energiequellen. Damit drohe ein noch größere Kluft in der Energieversorgung zwischen Entwicklungsländern und Industrieländern.