Deutscher Pharmakonzern will Geschäft mit Krebsmedizin stärken © APA - Austria Presse Agentur
Der deutsche Pharmakonzern Merck KGaA stärkt sein Geschäft mit Krebsmedizin mit einer milliardenschweren Übernahme in den USA. Merck zahlt 47 Dollar je Aktie für das US-Biotech-Unternehmen SpringWorks Therapeutics, wie der Dax-Konzern am Montag bestätigte. Das entspreche einer Bewertung von umgerechnet drei Milliarden Euro für SpringWorks. Für Merck ist es die größte Übernahme in der Sparte seit Jahren und soll deren Wachstum mittel- bis langfristig beschleunigen.
"Im Unternehmensbereich Healthcare schärfen wir mit dem Zukauf unsere Fokussierung auf seltene Tumoren, beschleunigen das Wachstum und stärken unsere Präsenz in den USA", sagte Merck-Chefin Belén Garijo. An der Börse gaben die Merck-Aktien zu Handelsbeginn 1,5 Prozent nach.
SpringWorks mit Sitz in Stamford im US-Bundesstaat Connecticut ist auf Krebstherapien spezialisiert und hat in den USA bereits eine Zulassung für das Mittel Ogsiveo gegen fortgeschrittene Desmoidtumoren, eine seltene Tumorart im Weichgewebe. Der Antrag auf Zulassung in der EU wird derzeit von der Europäischen Arzneimittel-Agentur geprüft. Mit einer Entscheidung wird bis Ende Juni gerechnet. Die Analysten von JP Morgan trauen dem Mittel einen Spitzenumsatz von rund einer Milliarde Dollar zu. Zudem arbeiten die Amerikaner an der bisher einzigen Therapie gegen Neurofibrome, die durch eine Neurofibromatose entstanden sind. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat sie bereits zugelassen, in Europa wird eine Entscheidung in diesem Jahr erwartet.
SpringWorks sieht die Chance, durch den Verkauf an Merck auch außerhalb der USA Fuß zu fassen: "Wir haben in den USA erfolgreich zwei Best-in-Class-Medikamente auf den Markt gebracht und wollen nun im nächsten Schritt unsere Therapien weltweit zugänglich machen", sagte SpringWorks-Chef Saqib Islam. "Damit befinden wir uns an einem richtungsweisenden Punkt unserer Unternehmensentwicklung."
SpringWorks hat laut Merck rund 500 Millionen Dollar auf der hohen Kante, sodass der Eigenkapitalwert des Unternehmens bei 3,9 Milliarden Dollar liegt. Die Übernahmegespräche waren schon im Februar durchgesickert, in der vergangenen Woche hatte sich auch der Kaufpreis abgezeichnet. Finanzieren wird Merck die Übernahme zum Teil mit neuen Schulden. Bis sich der Zukauf auch positiv auf den Gewinn je Aktie auswirkt, werde es bis 2027 dauern.
Weitere Zukäufe in den anderen Sparten seien dadurch nicht ausgeschlossen, signalisierte Merck-Chefin Garijo. Der Schwerpunkt liege dabei auf Life Science. "Unser Fokus liegt dabei grundsätzlich auf strategischer Eignung, finanzieller Robustheit und langfristiger Wertschöpfung."