VW will Sparkurs verschärfen © APA - Austria Presse Agentur
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil erwartet, dass bei der Marke Volkswagen keine Werke geschlossen werden. Es müsse vorher über Alternativen gesprochen werden, sagte der SPD-Politiker dem Sender NDR Info. Das solle nun in vertraulichen Gesprächen passieren. Das Land Niedersachsen ist Großaktionär, Ministerpräsident Weil sitzt im Aufsichtsrat des Unternehmens.
VW hatte am Montag verkündet, bei der Kernmarke kräftig sparen zu müssen. Der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfertigungen reiche nicht mehr aus, um die angepeilten Einsparziele zu erreichen. Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bei der Kernmarke VW seien nicht länger ausgeschlossen, kündigte Europas größter Autobauer an. Die mit dem Betriebsrat geschlossene Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung werde aufgekündigt. Diese schloss betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 aus. Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaft zeigten sich entsetzt.
Niedersachsens Ministerpräsident betonte, dass das Unternehmen wettbewerbsfähig sein müsse. Dafür müsse VW jetzt seine Hausaufgaben machen. Wie die genau aussehen, müsse sich nun klären. Die Verunsicherung in der Belegschaft müsse schnellstmöglich aus der Welt geschafft werden, sagte Weil dem Radiosender. Ob das Management bereits konkrete Pläne für Schließungen einzelner Werke habe, sei ihm nicht bekannt.
Die Gründe für die Krise kämen nicht nur von außen, sagte Weil. Zwar sei die Automobilindustrie in Europa derzeit rückläufig, und es gebe neue Wettbewerber durch chinesische Autobauer. VW habe beispielsweise aber auch selbst gesteckte Ziele in der Software-Entwicklung nicht erreicht. Das habe Auswirkungen auf die Einführung neuer Fahrzeugmodelle. Es müsse jetzt dafür gesorgt werden, dass Volkswagen an allen Ecken und Kanten besser aufgestellt wird.
Um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, kann sich die Gewerkschaft auch eine Vier-Tage-Woche für alle Beschäftigten der Kernmarke vorstellen. "Das kann mit eine der Optionen sein", sagte die IG-Metall-Vorsitzende Christiane Benner am Donnerstag. "Wir sollten nichts ungenutzt lassen an Ideen, wie wir Beschäftigung und Standorte erhalten können."
Indes protestierten rund 5.000 Beschäftigte in der E-Auto-Fabrik in Zwickau (Sachsen) lautstark gegen die drohenden Kündigungen und Werkschließungen. Vor einer außerordentlichen Betriebsversammlung wurde Markenvorstand Thomas Schäfer mit "Buh"-und "Pfui"-Rufen empfangen und von den Mitarbeitern ausgepfiffen. Das Zwickauer Werk ist der größte Standort von Volkswagen in Sachsen und wurde in den vergangenen Jahren mit immensen Investitionen komplett auf Elektroautos umgestellt.