Ankauf gilt als gutes Geschäft für die UBS © APA - Austria Presse Agentur

Wirtschaftswissenschafter beurteilen die Notübernahme der Schweizer Credit Suisse (CS) durch die UBS mehrheitlich skeptisch. Lediglich 19 Prozent sprachen sich für die Übernahme als geeignetste Maßnahme zur Bewältigung der Krise der Schweizer Großbank aus, wie es in einer am Freitag veröffentlichten Umfrage der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich und der "Neuen Zürcher Zeitung" von Ende März heißt.

Fast die Hälfte der 167 Ökonomen favorisierte eine Übernahme durch den Staat und einen möglichen späteren Verkauf. Damit hätte die Entstehung eines Bankriesen verhindert werden können. Zudem wäre die Intensität des Wettbewerbs im schweizerischen Bankenmarkt erhalten geblieben.

28 Prozent der Ökonomen hätten ein Sanierungs- und Abwicklungsverfahren gemäß dem für solche Fälle eigentlich vorgesehenen geltenden Regelwerk bevorzugt. Damit hätte das systemrelevante Schweizer Geschäft der Credit Suisse gerettet werden können, während der internationale Teil geordnet saniert oder abgewickelt worden wäre.

Rund drei Viertel sehen die Übernahme als ein gutes Geschäft für die UBS. Die Auswirkungen der Transaktion auf die Schweizer Bankbranche stufen die Experten dagegen mehrheitlich negativ ein. So verschlechtere sich die Stabilität des Sektors in der Schweiz. Auch die Qualität der Dienstleistungen sowie der Kreditzugang dürften leiden, befürchtet die Mehrheit.

Die Credit Suisse war Mitte März als Folge einer Vertrauenskrise an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten. Die Schweizer Regierung orchestrierte gestützt auf Notrecht zusammen mit der Schweizerischen Nationalbank und der Finanzmarktaufsicht ein Übernahme durch die UBS. Die UBS musste für die Credit Suisse lediglich 3 Mrd. Franken (rund 3 Mrd. Euro) zahlen und kommt zudem in den Genuss von milliardenschweren Liquiditätshilfen.

Bei der Politik fiel der Deal durch, Vertreter sämtlicher Regierungsparteien äußerten Vorbehalte. Auch die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung lehnt die Lösung ab. Einer Umfrage von gfs.bern zufolge sind 54 Prozent der Stimmberechtigten eher oder überhaupt nicht mit der Übernahme einverstanden. Die höchste Zustimmung hätte eine vorübergehende Verstaatlichung der Credit Suisse gefunden. In der Woche nach Ostern debattiert das Schweizer Parlament über die Folgen der Rettung. Auch wenn an den Eckpfeilern des Deals kaum mehr gerüttelt werden dürfte, ist denkbar, dass das Parlament der UBS neue Vorgaben macht.