Gleich nach dem Ende der Fußball-EM hat bei der Deutschen Bahn (DB) das größte Sanierungsprogramm für die Infrastruktur seit Jahrzehnten begonnen. Seit spätem Montagabend ist die wichtige Bahnstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim monatelang gesperrt. Es ist die erste von 41 Strecken, die bis 2031 grundlegend modernisiert werden sollen. 2027 sind die 140-Kilometer-Strecke München-Salzburg sowie im zweiten Halbjahr das Deutsche Eck zwischen Rosenheim und Salzburg dran.

Die verspätungsgeplagte und auch während der Fußball-Europameisterschaft deswegen kritisierte und sogar verspottete Deutsche Bahn setzt in die 41 Generalsanierungen große Hoffnungen. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) äußerte sich zuversichtlich, dass das Programm gelingen kann. "Es ist gut vorbereitet, die Kapazitäten sind bei der Bauindustrie vorhanden, die Materialien sind da. Also es gibt keinen Grund, warum das nicht klappen sollte", sagte Wissing. Die Bauindustrie äußerte zuletzt hingegen Zweifel, dass die Generalsanierungen wie geplant gelingen werden.

Die Deutsche Bahn genießt seit Jahren wegen Unpünktlichkeit einen schlechten Ruf. Dortige Probleme haben sich zuletzt auch immer wieder auf den Bahnverkehr in Österreich ausgewirkt. Schuld daran waren und sind etwa Bauarbeiten an der Bahn in Bayern aber auch gehäufte, aber wieder beendete Lokführerstreiks. Hier ging dann am Deutschen Eck, das über Bayern Salzburg mit Tirol respektive Vorarlberg verbindet, gar nichts mehr.

Auch bei der Sanierung des Deutschen Ecks sind Totalsperren absehbar. Ein halbes Jahr lang wird es einen Schienenersatzverkehr geben sowie großräumige Umleitungen, schrieb die "Tiroler Tageszeitung", als die Pläne bekannt geworden waren. "Bis zum Inkrafttreten der Sperre werden wir gemeinsam mit allen Partnern und Stakeholdern ein Konzept ausarbeiten, das die Einschränkungen für Reisende von West- nach Ostösterreich - und umgekehrt - so gering wie möglich halten wird", sagte ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair laut Zeitung.

Der deutsche Verkehrsminister Wissing kritisierte, dass in den vergangenen Jahren zu wenig Geld in deren Sanierung investiert worden sei. Das untermauern neue Zahlen des Lobbyverbands Allianz Pro Schiene: Demnach lagen die Pro-Kopf-Investitionen in die Schiene in Deutschland 2023 bei 115 Euro - nur einen Euro mehr als 2022.

Auch bei der Brenner-Zulaufstrecke in Bayern tat sich bisher wenig bis nichts. Immerhin soll, wie es zuletzt hieß, heuer die Planung abgeschlossen werden. Die DB-Trassenvariante soll dann im Frühjahr 2025 im deutschen Bundestag behandelt werden. Der Basistunnel berührt deutsches Territorium nicht, doch um dereinst die volle Kapazität nutzen zu können, muss der "Zulauf" ausgebaut werden. Die bisherige Strecke verläuft auf 160 Jahre alter Trasse aus königlich bayerischen Zeiten von Rosenheim durch das Inntal bis an die Tiroler Grenze. Die DB plant eine 54 Kilometer lange neue Trasse abseits der Ortschaften. Gut 30 Kilometer sollen als Tunnel gebaut werden. Bis 2040 ist eine durchgehende Viergleisigkeit des Korridors erforderlich, sieht die österreichische Planung vor.

(APA)