OpenAI-Chef Altman in Tokio © APA - Austria Presse Agentur
Das zuletzt durch die Konkurrenz von DeepSeek aus China unter Druck geratene US-Unternehmen OpenAI hat eine neue Funktion für seinen KI-Chatbot ChatGPT angekündigt. Wie OpenAI am Montag mitteilte, soll eine neu entwickelte "Tiefenrecherche" detaillierte Berichte zu komplexen Themen ermöglichen. Damit könnte die Künstliche Intelligenz nach Angaben von Unternehmenschef Sam Altman künftig einen beträchtlichen Teil "aller wirtschaftlich wertvollen Aufgaben in der Welt erledigen".
Mithilfe der neuen Funktion könne ChatGPT "hunderte Online-Quellen finden, analysieren und zusammenfassen", erklärte OpenAI. Das Recherche-Werkzeug schaffe "in dutzenden Minuten, wofür ein Mensch viele Stunden brauchen würde", hieß es weiter.
Neue Funktion zunächst für zahlende Pro-Nutzer
Altman hob im Onlinedienst X hervor, dass die "Tiefenrecherche" ("Deep Research"), die zunächst für zahlende Pro-Nutzer von ChatGPT verfügbar sein soll, zwar vergleichsweise langsam sei und große Mengen an Rechenleistung benötige. Zugleich zeigte er sich optimistisch: Seiner Einschätzung nach könne die Funktion "einen einstelligen Prozentsatz aller wirtschaftlich wertvollen Aufgaben in der Welt" erledigen, was einem "Meilenstein" gleichkomme.
Die detaillierten und umfassenden Berichte der Künstlichen Intelligenz sollen laut OpenAI das Niveau von Zusammenfassungen eines menschlichen Analysten erreichen. Der Unternehmer Michel Levy-Provençal äußerte die Einschätzung, dass dies womöglich "sehr große Probleme für Berater bedeuten" könne.
OpenAI hat mit der Veröffentlichung von ChatGPT Ende 2022 einen regelrechten Boom bei generativer Künstlicher Intelligenz ausgelöst und in diesem Bereich die Rolle eines Vorreiters inne. Zuletzt erschütterte allerdings der Erfolg des chinesischen KI-Unternehmens DeepSeek den US-Technologiesektor - denn das Unternehmen entwickelte einen leistungsfähigen Chatbot, der es mit US-Modellen aufnehmen kann, zugleich in der Entwicklung aber nur einen Bruchteil dessen kostete, was OpenAI in ChatGPT investierte.
Keine Pläne für Klage gegen DeepSeek
In der vergangenen Woche hatte OpenAI den Vorwurf erhoben, chinesische Unternehmen würden US-Technologien im KI-Bereich kopieren, indem Fähigkeiten und Entscheidungsmuster aus leistungsfähigen US-Modellen "destilliert" würden. OpenAI-Chef Altman kündigte am Montag in Tokio indes an, dass es "derzeit keine Pläne" gebe, DeepSeek zu verklagen.
Der chinesische KI-Chatbot sei "sicherlich ein beeindruckendes Modell", sagte Altman. OpenAI wolle aber weiter darauf setzen, Grenzen zu verschieben und "großartige Produkte" zu liefern. "Daher sind wir froh, einen weiteren Konkurrenten zu haben", sagte er. OpenAI wird selbst in mehreren Ländern beschuldigt, seine KI-Modelle mit urheberrechtlich geschütztem Material trainiert zu haben.
Altman traf am Montag in Tokio mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shigeru Ishiba sowie dem Chef des japanischen Konzerns Softbank, Masayoshi Son, zusammen. Softbank und OpenAI sind beide Teil des Stargate-Projekts für massive Investitionen in die KI-Infrastruktur der USA, das US-Präsident Donald Trump vor anderthalb Wochen vorgestellt hatte. In den kommenden vier Jahren sollen insgesamt 500 Mrd. Dollar (481 Mrd. Euro) fließen.
Bei dem Treffen in Tokio sei es auch um die Ausweitung von Stargate auf Japan gegangen, sagte Son vor Journalisten. "Wir wollen eine hochmoderne KI-Infrastruktur schaffen - damit meine ich die größten und modernsten KI-Rechenzentren der Welt", sagte der Softbank-Chef, ohne weitere Details zu nennen. Es wird erwartet, dass Regierungschef Ishiba im Laufe dieser Woche nach Washington reist, um Trump zu treffen.