Pauschale beträgt bei Zahlkellnern 65 Euro © APA - Austria Presse Agentur
Die Regierung hat sich auf bundesweit einheitliche Pauschalen für die Sozialabgaben auf Trinkgeld geeinigt. Sie betragen 2026 für Zahlkellner 65 Euro und für jene ohne Inkasso 45 Euro pro Monat, 2027 dann 85 beziehungsweise 45 Euro und 2028 100 beziehungsweise 50 Euro, wie Tourismus-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner (ÖVP) am Donnerstag mitteilte. Ab 2029 soll dann eine Anpassung an die Inflation erfolgen. Nachforderungen durch die Sozialversicherung werden ausgeschlossen.
"Ein zentraler Punkt war die Beseitigung unvorhersehbarer Nachzahlungen durch rückwirkende Prüfungen der SV-Träger. Dieses Damoklesschwert fällt nun weg", erklärte Zehetner.
Vorschlag der Sozialpartner war NEOS zu hoch
Innerhalb der Dreierkoalition hatten zunächst vor allem die NEOS gebremst. Die ÖVP und SPÖ nahestehenden Sozialpartner hatten sich bereits vor zwei Wochen auf Pauschalen geeinigt. Diese waren den NEOS aber zu hoch.
"Wir konnten in den Verhandlungen die Pauschale um ein Drittel senken", sagte NEOS-Staatssekretär Josef Schellhorn am Donnerstag in einem Instagram-Video.
Branchenvertreter forderten, Trinkgelder von allen Abgaben zu befreien; die Gewerkschaft warnte dagegen, dass die Pensionen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darunter leiden würden.
Darauf wies bei Verkündung der Einigung SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch hin. "Wir sind die Partei der Arbeit und wir wollen, dass man von der Arbeit gut leben kann. Zuerst vom Lohn, dann von der Pension."
Trinkgeld: Steuerfrei, aber sozialversicherungspflichtig
Trinkgelder sind in Österreich steuerfrei, aber sozialversicherungspflichtig. Früher waren die Beträge nur schwer überprüfbar, nun scheinen sie bei Kartenzahlung aber in der Registrierkasse auf. Das führte zu teils hohen Nachforderungen seitens der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und hat die nunmehrigen Diskussionen losgetreten.
Die Hotelvereinigung ÖHV und die Wirtschaftskammer (WKÖ) begrüßten die Neuregelung. Der Gewerkschaftsbund ÖGB rechnete vor, dass durch die Anhebung der Pauschalen die Pensionsansprüche um rund 27 Euro pro Monat steigen.
Unverständnis bei FPÖ
Auf Unverständnis stoßen die Pauschalen bei der FPÖ. Die Gehälter in der Gastronomie würden sich ohnehin am unteren Ende des Spektrums bei den Kollektivverträgen befinden, kritisierte Generalsekretär Christian Hafenecker am Rande einer Pressekonferenz. Er fragte sich: "Wie kaputt muss ein Staat sein, wenn ich jetzt schon den Menschen nachlaufe, die da und dort ein bisschen Trinkgeld bekommen?"
Die Grünen sehen ebenfalls eine Einigung zu Lasten der Beschäftigten, zugleich sei die ursprüngliche Lösung der Sozialpartner von den NEOS aus ideologischen Gründen torpediert worden, kritisierte Sozialsprecher Markus Koza.