SAP-Österreich-Managerin attestiert heimischen Firmen wenig Offenheit © APA - Austria Presse Agentur

Die Chefin von SAP in Österreich, Christina Wilfinger, sieht rund um die Arbeitszeit eine verengte Debatte. Überhaupt ortet sie in einem "Kurier"-Interview hierzulande in den Betrieben eine Mutlosigkeit und Grundskepsis gegenüber Neuem. Vor allem in der Autozulieferindustrie in Österreich würden derzeit Investitionsentscheidungen aufgeschoben. Rund um Künstliche Intelligenz (KI) solle man auch nicht zu viel erwarten, sagt sie sinngemäß. Es hake an der Umsetzung.

Bei der KI gehe es nun um die Frage, wie diese tatsächlich in Geschäftsprozesse integriert werde, sagt die 41 Jahre alte Managerin der Zeitung (Dienstagsausgabe). Bei Firmen in Österreich falle "die konkrete Umsetzung vielen schwer".

"Kann sein, dass die Erwartungshaltung zu groß war. Der Einsatz von KI-Anwendungen rechnet sich halt nicht in sechs Monaten", so Wilfinger, die vor SAP für Microsoft Österreich tätig war. "Viele Anwendungen haben nicht nur einen finanziellen Mehrwert, sondern ersparen viel Zeit oder machen Daten besser nutzbar. Zwei Stunden Zeitersparnis sind auch etwas wert. Vor allem, wenn man dadurch kreativere Leistungen mit Mehrwert erbringen kann."

Bei SAP sei bisher in 130 Anwendungen KI integriert. In Österreich arbeiten für die deutsche Firma rund 600 Menschen.

Grundproblem sei europaweit ein Fachkräftemangel. Das gelte vor allem im IT-Bereich. "Um nicht von einzelnen Köpfen abhängig zu werden, geht es auch verstärkt um Themen wie Standardisierung in der IT", sagt die Managerin.

Auch das Thema Arbeitszeit verändere sich mit der KI stark. "Es geht in vielen Branchen nicht mehr darum, 33, 38 oder 42 Stunden zu arbeiten, sondern darum, was tatsächlich geleistet wird, also um den Output, die Wertschöpfung", erläutert Wilfinger. "Natürlich, wenn alle zehn Stunden weniger arbeiten und dann entsprechend weniger leisten, wird das nicht funktionieren. Da wird das Wirtschaftssystem kollabieren. Es muss der Leistungsgedanke erweitert werden." So brauche es in der Frage der Erhöhung des Pensionsantrittsalters "zumindest um mehr Flexibilität". Viele wollten länger arbeiten, es brauche aber auch mehr Anreize, damit sich das tatsächlich auszahle.