Energieintensive Branchen leiden besonders © APA - Austria Presse Agentur
Österreichs Industrie befindet sich in der Rezession, seit insgesamt drei Jahren sinkt die Produktion. Doch nicht alle Branchen leiden gleichermaßen, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse des arbeitnehmervertretungsnahen Momentum Instituts. Am stärksten trifft die Krise demnach Industriezweige, die vom Bau abhängen oder verteuerte Energie brauchen. Ein hoher Lohnkostenanteil habe hingegen "keine klare Wirkung".
Alle Branchen, die für den Bau produzieren oder viel Energie verbrauchen, produzierten 2024 weniger als noch drei Jahre zuvor (2021). Personalintensive Branchen mit hohem Lohnkostenanteil hingegen haben keine direkte Auswirkung auf die Industrieproduktion einer Branche, so das Momentum Institut. Einige von ihnen wiesen einen Produktionsanstieg auf, einige einen Rückgang.
Größter Rückgang im Bergbau
Der Dreijahresvergleich zeigt den größten Einbruch im Bergbau. 2024 wurde ein Viertel weniger produziert als noch 2021. Das kann laut Institut durch die Abhängigkeit von der Bauwirtschaft, bei einem gleichzeitig hohen Energieverbrauch erklärt werden.
Den zweitstärksten Einbruch mit jeweils rund minus 15 Prozent weisen die Branchen Textilien (beschäftigungsintensiv), Kokerei (energieintensiv) und Glas (beschäftigungs- und energieintensiv) auf. Die Produktion von Holz- und Flechtwaren brach um 14 Prozent ein - auch diese Branche hat einen hohen Energieverbrauch und ist von der Bauwirtschaft abhängig. Metallerzeugnisse sind um 11 Prozent eingebrochen und ist ein Industriezweig mit vielen Beschäftigten bzw. hohen Löhnen. Auch bei den beiden energieintensiven Branchen der Chemischen Erzeugnisse (-10 Prozent) sowie bei Papier und Pappe (-8 Prozent) und der beschäftigungsintensiven Möbelbranche (-7 Prozent) brach die Produktion deutlich ein.
Wachstumsbereiche
Demgegenüber gibt es auch Branchen, die ihre Produktion erheblich steigerten. Etwa wurde 2024 in der beschäftigungsintensiven Branche der Pharmazeutischen Erzeugnisse um 40 Prozent mehr hergestellt als noch 2021. Auch in der Herstellung von Sonstigen Fahrzeugen (+16 Prozent), Nahrungs- und Futtermittel (+15 Prozent) und Elektronik (+10 Prozent) zeigen die Daten einen Aufschwung.
"Der Bau kommt in Schwung, sobald die Europäische Zentralbank die Zinsen weiter senkt", kommentiert Momentum-Chefökonom Oliver Picek. "Dennoch müssen Österreichs Gemeinden, Genossenschaften und der Bund mehr leistbare Mietwohnungen bauen, um die Bauwirtschaft und von ihr abhängige Industriebranchen anzukurbeln." Für die Industriezweige mit hohen Energiekosten müsse die nächste Bundesregierung hingegen eine Lösung finden. Die Energiepreise müssten mit stärkeren Markteingriffen hinunter, sonst werde sich diese Branche nicht dauerhaft erholen, warnt Picek.
IV: Österreich vor weiterem Rezessionsjahr
Laut Industriellenvereinigung (IV) steuert Österreich auf ein weiteres Rezessionsjahr zu. Dazu kam am Donnerstag in einer Aussendung Kritik am "weiteren politischen Stillstand", der die Lage noch prekärer mache. "Das bisherige Unvermögen der politischen Akteure, eine handlungsfähige Reformkoalition zu bilden, gefährdet den Industrie- und Wirtschaftsstandort zusätzlich", so Generalsekretär Christoph Neumayer. "Damit gefährden wir Wohlstand, Arbeitsplätze und Sicherheit für uns und die folgenden Generationen." Die IV hatte zuletzt eine Vorliebe für eine FPÖ-ÖVP-Regierung recht offen gezeigt. Präsident Georg Knill zeigte sich ob des Scheiterns dieser Verhandlungen "entsetzt".