Die US-Wirtschaft hat im Juni mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Außerhalb der Landwirtschaft kamen 206.000 Stellen hinzu, teilte das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mit. Analysten hatten im Schnitt mit 190.000 neuen Stellen gerechnet. Der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten wurde allerdings deutlich um insgesamt 111.000 Stellen nach unten revidiert. Offen ist, wie die Fed in weiterer Folge bei den Zinsen reagiert und langsam senkt.

Die separat ermittelte Arbeitslosenquote stieg im Juni auf 4,1 Prozent. Ökonomen hatten erwartet, dass die Quote bei 4,0 Prozent verharren würde. Dirk Klensch von der deutschen LBBW analysiert: "Die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung steht einer Fed-Leitzinssenkung auf der Gremiensitzung im September nicht entgegen." Der neueste Arbeitsmarktbericht füge sich in das Bild einer Abkühlung der US-Konjunktur ein. Viele Jobs im Juni seien beim Staat entstanden.

"In der Summe scheint die Beschäftigungssituation im Land der eigentlich unbegrenzten Möglichkeiten immer stärker durch weniger Dynamik geprägt zu werden", so Tobias Basse von der NordLB. "Aufgrund ihres eher komplexen Zielkataloges dürfte die Fed nun langsam unter Handlungsdruck geraten."

"Die Botschaft für die Fed ist die einer weiter soliden Arbeitsmarktentwicklung", kommentierte hingegen Alexander Krüger, Chefökonom bei Hauck Aufhäuser Lampe in Deutschland. "Daran ändert sich auch nichts durch die starke Abwärtsrevision des Vormonatsanstiegs. Insofern rüttelt der Arbeitsmarkt nicht an der abwartenden Haltung der Fed. Eile besteht nicht, den Leitzins schon im September zu senken."

Das Lohnwachstum schwächte sich im Juni etwas ab. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen laut weiteren Angaben des US-Arbeitsministeriums gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent - wie von Marktbeobachtern erwartet. Im Vormonat hatte das Wachstum 0,4 Prozent betragen.

Auch im Jahresvergleich fiel der Lohnauftrieb schwächer aus. Zum Vorjahresmonat stiegen die Löhne um 3,9 Prozent, nach 4,1 Prozent im Monat zuvor.

Die US-Notenbank Federal Reserve hält die Zinsen hoch, um die Inflation zu drücken. Zugleich will sie den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abkühlen, ohne den Konjunkturmotor abzuwürgen. Ein Zuwachs von rund 100.000 Jobs pro Monat gilt unter Experten als völlig ausreichend, um die wachsende US-Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter mit Arbeitsplätzen zu versorgen.

Fed-Chef Jerome Powell hatte den Arbeitsmarkt jüngst als weiterhin robust bezeichnet und zugleich Fortschritte bei der Bekämpfung der Inflation ausgemacht. Dennoch hat die Notenbank aus seiner Sicht keine Eile mit einer Zinswende. An den Finanzmärkten wird für September damit gerechnet. Auf der Sitzung am Ende des Monats dürften die Währungshüter demnach den geldpolitischen Schlüsselsatz noch in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent belassen.

(APA)