Bei der Zeremonie zur Entzündung des Olympischen Feuers in Tokio © APA - Austria Presse Agentur

Das Wifo erwartet wegen Corona keine großen Wirtschaftsimpulse für Tokio dank der bald beginnenden Olympischen Spiele. "Aufgrund ausbleibender Touristenströme sind deutlich geringere positive Impulse für die Wirtschaft der Gastgeberregion zu erwarten", erklärt Regionalökonom Matthias Firgo. Bei vergangenen Sommerspielen hätten sich aber zumindest kurzfristig deutlich positive Effekte für die Wirtschaft der Austragsregionen gezeigt, so der Wifo-Fachmann am Sonntag.

So sei bei bisherigen Spielen, die nicht wie die heurigen in eine Pandemiekrise fielen, im Jahr des Events und dem Jahr davor das regionale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf um 3 bis 4 Prozentpunkte gegenüber dem BIP pro Kopf des gesamten Austragungslandes gestiegen, so Firgo. Auch für längerfristige positive Regionaleffekte gebe es Hinweise, besagt seine Studie, die er jüngst auch in der renommierten Fachzeitschrift Regional Science and Urban Economics veröffentlicht hat. Untersucht wurde, welche kausalen Effekte die Olympischen Sommer- und Winterspiele seit den 1990er-Jahren im Durchschnitt auf das Wohlstandsniveau (BIP pro Kopf) der Austragungsregionen hatten.

Der kurzfristige wirtschaftliche Nutzen im Jahr des Events beziehungsweise dem Jahr davor dürfte in "normalen Zeiten" neben hohen Infrastrukturinvestitionen zu einem guten Teil auch auf den Zustrom an internationalen Touristen, Delegationen und deren Ausgaben in der Region zurückzuführen sein. "Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Bei weitem nicht alle Aktivitäten in Zusammenhang mit einem Großereignis lösen tatsächlich zusätzliche Wertschöpfung aus", so Firgo. Vielmehr komme es sowohl bei öffentlichen Ausgaben als auch im privaten Konsum zu einer Reihe von Substitutions- und Verdrängungseffekten. "Deshalb fallen die tatsächlichen Nettoeffekte einer solchen Veranstaltung unter Berücksichtigung von Opportunitätskosten üblicherweise deutlich geringer aus, als von den typischen Impact-Studien geschätzt wird."

Öffentliche Mittel, die in neue Stadien investiert werden, fehlten dem Fachmann zufolge im öffentlichen Budget an anderen Stellen, wo sie ebenfalls produktiv verwendet werden könnten. Einheimische kauften Tickets für ein olympisches Event statt für ein Konzert. Internationale Sport-Fans verdrängten in der Zeit des Events häufig zahlungskräftigen Kongress- und Kulturtourismus. Viele der Olympia-Touristen wären andernfalls vielleicht ein paar Jahre früher oder später ohnehin als Touristen in die Gastgeberregion gekommen, kombinieren die Reise nun aber eben mit dem Event. "Die Liste an Beispielen lässt sich beliebig erweitern", so Firgo.

Gleich gar keine messbaren Impulse gehen laut Firgo übrigens von Olympischen Winterspielen aus. Seine Studienergebnisse liefern keine Hinweise auf positive Effekte auf das Wohlstandsniveau der Gastgeberregionen - weder kurz- noch langfristig. Das dürfte an der kleinere Dimension der Winterspiele liegen und deren im Vergleich zu Sommerspielen viel geringeren Werbewert. Außerdem fänden Winterspiele während der touristischen Hauptsaison statt, in der Wintersportregionen meist ohnehin ausgelastet sind. Damit kommt es bei Winterspielen zu deutlich höheren Verdrängungseffekten im Tourismus.