In der heimischen Wirtschaft ist die Zahl der Betriebsübergaben tendenziell steigend, Grund ist die demographische Entwicklung - die "Babyboomer"-Generation geht in den Ruhestand. 2023 gab es 7.427, in den 20er-Jahren des 21. Jahrhunderts wird insgesamt mit etwa 52.000 Übergaben mit hunderttausenden Jobs gerechnet, so die Wirtschaftskammer gegenüber der APA. Die Zahl jener, die innerhalb der Familie geschehen, sinkt, zuletzt waren es etwa die Hälfte.
Die Kammer verweist darauf, dass somit die Auswahl der Unternehmen, die mit einem bewährten Geschäftsmodell samt einem bestehenden Kundenstock und erfahrener Arbeitskräfte übernommen werden können, zunimmt. 61 Prozent der Übernehmerinnen und Übernehmer gelinge es, den Umsatz zu steigern. 60 Prozent würden mehr investieren als die Vorgängerinnen oder Vorgänger. Die Beschäftigungssituation blieb in etwa bei der Hälfte der Firmen stabil, mehr als ein Drittel (36 Prozent) stockte Personal auf. Bleibt weniger als ein Viertel, das Mitarbeitende abbaute.
Die mit Abstand meisten Übergaben gab es zuletzt in der Gastronomie (1.513). Dahinter folgten zuletzt der Unternehmensberatungsbereich mit Buchhaltung und Informationstechnologie (623) sowie der Handel (417). Die WKÖ führte österreichweit im Vorjahr 1.900 Beratungsgespräche zum Thema. Auf der nachfolgeboerse.at finden sich mehr als 1.000 aktive Inserate für potenzielle Übernehmer.
Im Tourismus besonders großes Thema
Betrachtet man die Hotellerie und Gastronomie, so planen (von 2022 bis 2032, Anm.) laut Tourismusstaatssekretariat rund drei Viertel der Unternehmerinnen und Unternehmer eine Betriebsübergabe. 40 Prozent der Übergebenden haben dabei vor, finanzielle Unterstützungen in Form von geförderten Krediten oder Zuschüssen in Anspruch zu nehmen.
"In der gewerblichen Tourismusförderung des Bundes haben wir mit der Neuausrichtung mehrere Werkzeuge für Betriebsübergaben entwickelt", sagt Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP). Sie verweist etwa auf die Jungunternehmerförderung, die Betriebsnachfolgen und Gründungen bei touristischen Klein- und Mittelbetrieben unterstützt. Über die Österreichische Hotel- und Tourismusbank GmbH (OeHT) gibt es Zuschüsse bis zu 7,5 Prozent der förderbaren Investitionskosten, die durch Anschlussförderungen der Länder verdoppelt werden können. "Daneben können auch andere Förderungsinstrumente wie geförderte Kredite oder Haftungen die Betriebsnachfolge erleichtern", so Kraus-Winkler.
Vom Arbeits- und Wirtschaftsministerium Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) wurde ein "dynamischer Online-Leitfaden" entwickelt, der laufend aktualisiert und bei Bedarf erweitert wird. Neben betriebswirtschaftlichen, steuerlichen und rechtlichen Aspekten von Betriebsübergaben geht der Leitfaden laut Angaben des Ministeriums vertiefend auf die zwischenmenschlichen Herausforderungen ein, die oft mit Betriebsübergaben einhergehen. Zahlreiche Tipps und Hinweise sollen beim besseren Verständnis der komplexen Inhalte helfen und auf Gespräche mit Steuerberaterinnen und Steuerberatern, Rechtsanwältinnen oder Rechtsanwälten, Notarinnen oder Notaren vorbereiten. Mehr gibt es unter bmaw.gv.at/betriebsuebergabe-tourismus.
(APA)