Der Wasserstoffbus bei der Betankungsanlage SolHub © Land OÖ/Wolfsteiner
Oberösterreich testete zwei Wochen lang einen zu 100 Prozent erneuerbar betriebenen Wasserstoffbus. Man sei daran interessiert, Strukturen aufzubauen, die einen Regelbetrieb ermöglichen.
In Wels war Anfang August ein Wasserstoffbus der Firma Solaris zwei Wochen lang probeweise im Linienbetrieb unterwegs. Der Wasserstoff wurde lokal und mittels erneuerbarer Energie zu 100 Prozent ökologisch produziert, wodurch sich eine nachhaltige, klimafreundliche Kreislaufwirtschaft ergibt. Lediglich die Energie der Sonne und des Wassers wurde im Rahmen des revolutionären Mobilitätsprojekts verwendet, um den Wasserstoffbus im Linienbetrieb einzusetzen. In Oberösterreich werden mit diesem Vorreiterprojekt die Weichen für die Mobilität von morgen bereits heute gestellt. Durch eine starke Kooperationsgemeinschaft aus Mobilitätsdienstleistern und Wirtschaftsunternehmen wurden optimale Rahmenbedingungen geschaffen, um das erste, zu 100 Prozent CO2-freie Wasserstoff-Mobilitätsprojekt in Österreich umzusetzen. „Besonders im überregionalen Busverkehr verspricht der Wasserstoff viele Vorteile, die wir nutzen wollen. Um diese Vorteile den Fahrgästen zu vermitteln und den Einsatz von Wasserstoff im Linienbetrieb zu erproben, war im August der moderne Wasserstoffbus ‚Solaris urbino 12 hydrogen‘ in der Region Wels im täglichen Einsatz. So konnte jeder Fahrgast die Antriebsform der Zukunft kostenfrei kennenlernen“, so der Landesrat für Infrastruktur, Mag. Günther Steinkellner.
160 Kilometer mit einer Tankfüllung von 13 Kilogramm Wasserstoff
In der Testphase erfolgte die Betankung des Fahrzeugs über eine Wasserstoffbetankungsanlage, die den Kraftstoff mittels erneuerbarer Energie erzeugt. Der sogenannte Solhub der Firma Fronius ist eine nachhaltige, schlüsselfertige Gesamtlösung zur lokalen Produktion von grünem Wasserstoff aus erneuerbarer Energie. Diese Innovation ist der Grundstein des nachhaltigen Mobilitätsprojekts, das in Österreich einzigartig ist. „Nachhaltig und lokal produzierter Wasserstoff bietet ein enorm hohes Potenzial dafür, ein wichtiger Baustein der Energiewende zu werden und heimische Wertschöpfung und regionale Geschäftsmodelle zu ermöglichen“, betont Fronius-Geschäftsführerin Mag. Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß.
Täglich wurde der Bus mit rund 13 Kilogramm grünem Wasserstoff befüllt. Das passierte in einem rund 15-minütigen Tankprozess. Mit der getankten Menge konnte der Wasserstoffbus etwa 160 Kilometer zurücklegen.
Alternative Antriebsformen sollen forciert werden
Besonders durch die Gesetzgebung werden alternative Antriebe im öffentlichen Verkehr einen immer höheren Stellenwert einnehmen. Die Clean Vehicle Directive ist eine Richtlinie der EU, die den künftigen Einsatz alternativer Antriebsformen in Fahrzeugen forcieren will. Mittels Quotenregelungen soll bei der Neubeschaffung von Fahrzeugen eine Verkehrswende eingeleitet werden. Im ersten Referenzzeitraum von August 2021 bis Ende 2025 soll der Antrieb von rund 45 Prozent der neu anzuschaffenden Fahrzeuge auf alternativen Antriebsystemen basieren. Ab 2026 steigt die Quote auf 65 Prozent. Auch wenn es für den öffentlichen Verkehr Erleichterungen gibt, werden auch dort eingesetzte Busse langfristig auf alternative Antriebe umgestellt werden müssen.
Künftig ist man deshalb daran interessiert, Strukturen aufzubauen, die einen Regelbetrieb von Wasserstoffbussen ermöglichen, so der Geschäftsführer des Oberösterreichischen Verkehrsverbundes, Dipl.-Ing. Herbert Kubasta, und Wels-Linien-Geschäftsführer Mag. Herbert Kierner. „Die Ziele der neuen Gesetzgebung werden langfristig auch den öffentlichen Verkehr fordern. Daher ist es sehr wichtig, erste Erfahrungen mit dem Einsatz emissionsfreier Antriebe im öffentlichen Verkehr im Rahmen von Technologieforschung und praxisnahen Pilotprojekten zu sammeln.“
Zukunftstreibstoff Wasserstoff
Wasserstoff werde einer der Treibstoffe der Zukunft neben der Elektromobilität sein, wurde gleich mehrfach betont. Noch sind Dieselbusse in der Anschaffung aber wesentlich günstiger, sagt Wolfgang Stöttinger vom Busunternehmen sabtours. „Der Schritt weg vom Verbrennungsmotor führt im Regionalverkehr über den Wasserstoff. Daher müssen wir Wasserstoffbusse betreiben lernen und uns Know-how aneignen. Von der Betankung bis zum Schulen des Fahrzeugpersonals gibt es hier viele Segmente. Am Anfang muss man immer ein bisschen mehr investieren, als dann, wenn die Technologie schon skalierbar ist.“ Nicht nur emissionsfrei, sondern auch wesentlich leiser als herkömmliche Busse ist der Wasserstoffbus ‚Solaris urbino 12 hydrogen‘ unterwegs, sagt Anna Mejer, General Managerin von Solaris Bus: „Das Fahrzeug schafft mit einer vollen Tankfüllung die Reichweite eines Busses im öffentlichen Verkehr. Die Betankung dauert in etwa so lange wie bei einem Dieselbus. Mit dem Zukunftstreibstoff Wasserstoff sind deshalb keine Anpassungen bei den Fahrplänen notwendig.“
Zukunftsweisend für die Mobilität in OÖ und die Wirtschaftsregion Wels
Der Welser Bürgermeister Dr. Andreas Rabl zeigte sich von der Präsentation beeindruckt: „Das ist ein über die Grenzen Österreichs hinausgehendes Vorzeigeprojekt, welches die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts unterstreicht. Mit einem absolut nachhaltigen Kreislaufsystem setzen wir ein starkes Zeichen im Bereich Innovation, Klimaschutz und Standortattraktivität.“ (VM)