Dynamisches Messeduo

NEW BUSINESS Guides - AUTOMATION GUIDE 2024
Mehr als 10.000 Fachbesucher kamen im April zur Intertool und Schweissen nach Wels, um sich bei den rund 350 Ausstellern Informationen aus erster Hand zu holen. © RNF

Ende April zeigte das Fachmesseduo Intertool und Schweissen in Wels vier Tage lang Neuerungen aus den Bereichen Fertigungstechnik sowie Füge-, Trenn- und Beschichtungstechnik.

Es war wieder Messezeit, und so ließen es sich insgesamt 10.139 Fachbesucher nicht nehmen, zwischen 23. und 26. April die Hallen der Intertool und Schweissen in der Messe Wels zu bevölkern. Sie kamen, um sich über Neuerungen im Bereich der indus­triellen Metallverarbeitung zu informieren und aktuelle Fragestellungen wie Wettbewerbsfähigkeit in einem globalisierten Markt, Digita­lisierung oder den Fachkräftemangel zu diskutieren. Aber natürlich auch, um alte Freunde zu treffen, neue Bekanntschaften zu machen und ausgiebig zu netzwerken.

Bundesminister Kocher eröffnete die Messe
Die Industrie ist ein starker Wirtschaftszweig in Österreich, mehr als 20 Prozent der Wertschöpfung des Landes kommen aus diesem Sektor, und zählt man die industrie­nahen Dienstleistungen hinzu, so sind rund zwei Millionen Menschen in diesem Bereich beschäftigt. Doch wie gelingt es, diesen Sektor auf dem Weltmarkt stark zu halten und hochwertige heimische Arbeitsplätze zu sichern?

„Dafür braucht es Wettbewerbsfähigkeit, weil unsere Industrie sehr stark exportorientiert ist“, analysierte Bundesminister Martin Kocher im Rahmen der Eröffnung. „Österreich lebt vom Export, 60 Prozent des Bruttoinlands­produkts kommen aus dem Export, und hier ist es für uns wichtig, dass wir offene Märkte vorfinden.“Laut einer Studie des Münchner ifo-Instituts liegt Österreich unter den fünf wettbewerbsfähigsten Ländern Europas. „Wir müssen unter diesen fünf bleiben und weiterhin alles tun, um die Unternehmen zu stärken“, erklärte der Wirtschafts- und Arbeitsminister, der auch einräumt, dass es dazu in der Gesetzgebung Maßnahmen brauche, um Bürokratie- und Berichtspflichten zurückzu­fahren.

Schaufenster der Zukunftstechnologien
In insgesamt drei Hallen der Messe Wels stellten rund 350 Aussteller der beiden Messen Intertool und Schweissen ihre Neuerungen für die metallverarbeitende Industrie vor. Parallel dazu fand auf drei Bühnen ein Vortragsprogramm mit hochkarätigen Referenten statt, die sowohl neueste wissenschaftliche Erkenntnisse als auch praktisches Know-how mit den interessierten Besuchern teilten.

„Die Intertool und Schweissen sind das Schaufenster für Zukunftstechnologien der österreichischen Industrie. Vor allem sind sie aber die ideale Gelegenheit für den Austausch zu den Chancen und Herausforderungen der Branche“, sagt Ivo Sklenitzka, seit Ende 2023 CEO des Veranstalters RX Austria, und ergänzt: „Die Entscheidung für den Standort Wels im oberösterreichischen Zentralraum war die richtige, denn rund ein Viertel der österreichischen Industrieproduktion und der Exporte wird in Oberösterreich erwirtschaftet.“

„Der Standort Wels kommt auch bei den Ausstellern und den Besuchern gut an“, ist Messeleiter Christoph Schrammel überzeugt. Und er stellt in Aussicht: „2026 soll in der Messe Wels eine weitere Halle fertiggestellt sein, und das wäre auch für uns eine gute Option, die Intertool und Schweissen weiter auszubauen.“

Aussteller wie Gerhard Melcher von Boehlerit schätzen die zentrale Lage ebenso: „Auf der größten Kommunikationsplattform in der österreichischen Industrie erreichen wir die wesentlichen Kunden am Heimmarkt und auch aus den umgrenzenden Märkten – Süddeutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, aber auch aus Polen.“

Vorsprung durch Digitalisierung und Automatisierung
Digitalisierung und Automatisierung waren natürlich die zentralen Themen auf der Messe, sowohl was die gezeigten Lösungen betrifft, aber auch in den Gesprächen. Das „Menschliche“ gehörte bei aller Liebe zur Technik selbstverständlich immer dazu. „Automatisierung wird zukünftig unseren Wohlstand sichern“, sagt etwa Thomas Eder von Fanuc Österreich. „Die Anzahl der Roboter steigt, und diese in Verbindung mit Automatisierung gehören zu den großen Veränderungen. Menschen sind nicht geschaffen für monotone Arbeit, und hier ist Automatisierung die Lösung. Wir müssen ein Maximum in Ausbildung investieren, denn wir brauchen gute Leute in der Technik.“

Günther Schallmeiner von Siemens Österreich plädiert ebenfalls dafür, in Technik und Ausbildung zu investieren: „Es wird wahrscheinlich in Österreich eine schlechte Wettbewerbsstrategie sein, sich durch billige Lohnkosten und niedrige Energiepreise am Markt zu differenzieren. Was uns gut macht, sind Technologie und Innova­tion, verbunden mit der digitalen Transforma­tion. Das schafft unglaubliche Potenziale, auch Nachhaltigkeitsthemen anzugehen. Man kann sich auch auf unserem Messestand ansehen, welche Möglichkeiten es gibt, produktiver zu arbeiten und Maschinen länger und effizienter im Betrieb zu halten.“ 

Zum Thema Arbeitskräfte und der Generation Z, der nachgesagt wird, Arbeit weniger wichtig zu nehmen, meint Helfried Sorger von KTM, man müsse die Stärken dieser Generation nützen, denn sie könnte besser mit digitalen Medien umgehen und hätte ein erhöhtes Maß an Flexibilität, die gerade jetzt gebraucht wird. „Wir sind Exportweltmeister. Wir müssen die Stärken stärken und die Schwächen ausmerzen. Wir haben die Generation Z, die schafft das mit vereinten Kräften. Wir müssen sie motivieren, und dann werden wir alle miteinander eine positive Zukunft haben.“

Zufriedene Aussteller – mit Verbesserungsvorschlägen
Die Messe selbst wird von den ausstellenden Unternehmen durchaus gelobt. Wie etwa von Bernhard Kraus, Sales Manager Austria Toolholding and Workholding von Schunk: „Die Intertool ist für Schunk Österreich ein wichtiges Marketinginstrument. In vielen Gesprächen konnten wir sowohl bestehende Partnerschaften festigen und weiter ausbauen als auch erste Schritte für zukünftige Kooperationen setzen. Die Stimmung der Besucher auf unserem Messestand war durchwegs positiv und optimistisch, was sich in der hohen Qualität der Kontakte widerspiegelte. Dieser Erfolg sowie das großartige Kundenfeedback geben uns auch weiterhin einen vielversprechenden Ausblick in die Zukunft!“

„Die Teilnahme an der Intertool ist für uns eines der wichtigsten Marketingtools. Hier können wir hochproduktive Fertigungstechnologien für die Zulieferindustrie zeigen. Ziel ist es, dass uns viele neue Kunden und Interessenten wahrnehmen und daraus, aufgrund unserer Kompetenz und Erfahrung aus den letzten 50 Jahren unseres Bestehens, langjährige Geschäftsbeziehungen entstehen“, sagt auch Maria Kronthaler, Prokuristin von Helmer Mara. Für sie war die zweite Welser Intertool aufgrund der qualitativ hochwertigen Kontakte eine erfolgreiche Messe. Sie gibt aber auch zu bedenken: „Die Besucherzahl insgesamt war sicher nicht zufrieden­stellend und bietet noch sehr viel Luft nach oben.“ 

Helmer Mara hat sich im Vorfeld nicht zurückgelehnt, sondern mit einer dreistufigen Einladungsserie über 1.000 Ansprechpartner aus der Branche eingeladen – viele sind dieser Einladung gefolgt. „Leider haben einige der großen Mitbewerber heuer als Aussteller gefehlt, was die Messe für Besucher weniger attraktiv macht“, so Kronthaler weiter, die ergänzt: „Bei der nächsten Intertool-Ausgabe müssen wieder mehr Aussteller ins Boot geholt werden und klar definiert sein, das eine Messe auch in der heutigen Zeit ein starkes Marketingtool ist, bei dem zwischenmenschliche Kontakte, haptische Ereignisse und greifbare Exponate im Vordergrund stehen.“

Roland Stubenvoll, Leitung regionaler Vertrieb Süd/Ost bei der Messer Austria GmbH, ordnete die diesjährige Messe gegenüber NEW BUSINESS folgendermaßen ein: „Grundsätzlich waren wir mit der Organisation und der Besucheranzahl zufrieden, auch die Aufteilung der Austeller auf die drei Hallen war sehr gut.“ Er und sein Kollege Martin Hörschläger, Leitung regionaler Vertrieb Nord/West und Oberösterreich Mitte, wären für und mit Messer auch bei der nächsten Intertool mit von der Partie, sie stellen aber die Überlegung in den Raum, aufgrund der Quadratmeterpreise für Messestände künftig ihre Standgröße zu reduzieren; außerdem regen sie an, sich auch über den Veranstaltungsort Gedanken zu machen – und etwa über Wien oder St. Pölten nachzudenken –, um auch andere Firmen und ein anderes Publikum anzusprechen. Sie machen noch einen weiteren Vorschlag: „Ab 14 Uhr lässt der Besucherstrom deutlich nach, daher ist es aus unserer Sicht ausreichend, wenn die Messe täglich anstatt um 18 Uhr bis maximal 16:30 Uhr enden würde.“

Unverzichtbares Instrument
„Für Air Liquide ist die Messe Schweissen nach wie vor eine wichtige öffentliche Plattform, um unser Unternehmen sowie unsere Produkte und Services dem interessierten Fachpublikum zu präsentieren. Die Messe ermöglicht uns, mit Kunden in Kontakt zu treten, im persönlichen Gespräch können wir Vertrauen aufbauen und die Kundenzufriedenheit verbessern. Die Präsenz in der Öffentlichkeit ist auch wichtig, da wir wertvolle Informationen über den Markt und die Zielgruppe sammeln können. Unser Fazit: Die Schweissen ist ein unverzichtbares Instrument, um am Markt sichtbar zu sein“, lautet das Resümee von Robert Kickinger, Air Liquide Austria.

Ein positives Bild zeichnet auch Heinz Stephan von EWM Hightec Welding: „Die Schweissen ist sehr gut besucht. In Verbindung mit der Intertool spricht sie ein breiteres Publikum an, und das ist ein sehr großer Vorteil. Ich finde dieses Format, wie es hier ist, ganz in Ordnung, und es passt für uns alles. Es ist sehr viel Fachpublikum vor Ort, also wirklich Entscheider und nennenswerte Personen, die entsprechende Entscheidungen treffen können.“ 

„Wir sind wirklich sehr begeistert von der Messe. Die häufigsten Anfragen von Kunden sind zu den Themen sinnvolle Digitalisierung und wie man es schafft, das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Auch der Fachkräftemangel wird oft angesprochen“, so Andrea Strobel, Marketing Manager Yamazaki Mazak Deutschland zum Abschluss.

Ein gutes Signal
Der Grundtenor zu den zusammengelegten Fachmessen Intertool und Schweissen in diesem Jahr war also durchaus positiv und ist als gutes Signal für den Wert und die Wichtigkeit nicht nur dieses „dynamischen Messeduos“ zu werten, sondern für das immer wieder auf dem Prüfstand stehende Konzept „Messe“ an sich.

Bei aller Automatisierung und Digitalisierung stellen solche Veranstaltungen unter Beweis, dass der persönliche Kontakt mit anderen Menschen durch nichts aufzuwiegen ist. Und so kann man sich schon freudig den April 2026 im Kalender anstreichen, wenn die nächste Ausgabe der Intertool und Schweissen wieder auf dem ­Programm steht. (RNF)