V. l.: Markus Manz, CEO Software Competence Center Hagenberg (SCCH), Wirtschafts- und Forschungslandesrat Markus Achleitner, Landeshauptmann Thomas Stelzer und Stefan Haas, CEO TÜV Austria © Land OÖ/Peter Mayr
Das neue KI-Zertifizierungszentrum TRUSTIFAI soll nicht nur Vorreiter bei Überprüfung und Zertifizierung, sondern auch der erste ‚Test- und Qualifizierungshub‘ in Österreich sein.
Oberösterreich bekommt das erste KI-Zertifizierungszentrum Österreichs. In der oberösterreichischen Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 hat Oberösterreich klar das ehrgeizige Ziel verankert, bis zum Jahr 2030 zur Modellregion für Human-Centered Artificial Intelligence zu werden. Als Innovationsstandort soll Oberösterreich eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) einnehmen, bei dem der Mensch, seine Bedürfnisse und Werte im Mittelpunkt stehen.
Doch die oft geringe Erfahrung mit der noch jungen Technologie birgt das Risiko, dass KI-Anwendungen auf den Markt gebracht werden, deren Zuverlässigkeit und Sicherheit hinter den hohen technischen Standards zurückbleiben, die man in Europa gewöhnt ist. Um diese geforderte Vertrauenswürdigkeit zu gewährleisten, wurde TRUSTIFAI gegründet.
„Mit der Unternehmensgründung von TRUSTIFAI bringt Oberösterreich die KI-Zertifizierung zu einem ganz entscheidenden Zeitpunkt auf den Weg und nimmt mit den geballten KI-Kompetenzen eine starke Position in diesem dynamisch wachsenden Markt ein. Mit seinen Gesellschaftern TÜV Austria und Software Competence Center Hagenberg steht das Unternehmen für Qualität und höchste Standards in puncto Sicherheit, Vertrauenswürdigkeit und Leistungsstärke. Diese Unternehmensgründung unterstreicht auch die Innovationskraft Oberösterreichs“, so Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer.
Vordenker für vertrauenswürdige KI
Das Software Competence Center Hagenberg (SCCH) aus dem UAR Innovation Network zeichnet sich durch sein tiefes technologisches Know-how als Vordenker für vertrauenswürdige KI aus. Das Zentrum ist in der heimischen KI-Community stark vernetzt und hat in dem Bereich viel Kompetenz aufgebaut. Auch durch seine Eigentümerstruktur hat das Zentrum eine starke Anbindung an die Johannes-Kepler-Universität Linz. Gemeinsam mit TÜV Austria wurde nun der KI-Test- und Qualifizierungshub TRUSTIFAI aus der Taufe gehoben.
Vorreiterposition sichern
„Mit TÜV Austria haben wir einen starken, international erfolgreichen und breit aufgestellten Partner an der Seite. Damit wird in diesem KI-Zertifizierungszentrum und Qualifizierungshub die ideale Mischung aus internationaler Spitzenforschung, industrieller Anwendungspraxis und tiefer Expertise vereint. Oberösterreich wird in Zukunft ein Knotenpunkt für KI-Prüfungen, Beratungen und Training sein“, hebt Landesrat Markus Achleitner hervor. TÜV Austria hat bereits seit 2020 in Zusammenarbeit mit der Johannes-Kepler-Universität Linz und dem Software Competence Center Hagenberg einen wissenschaftlich fundierten Prüfkatalog zur Zertifizierung von KI-Systemen entwickelt und in einer Reihe von Pilotprojekten umfangreiche Erfahrungen mit dessen Anwendung gesammelt.
„Ziel ist eine sichere, zuverlässige und vertrauenswürdige KI. Unser Trusted-AI-Prüfkatalog ist das erste und bisher einzige Prüfschema für die Vertrauenswürdigkeit von KI-Systemen, das nicht nur den Entwicklungsprozess, sondern auch die Qualität des Endprodukts zertifiziert“, erklärt Stefan Haas, CEO TÜV Austria. Für den AI-Test- und Qualifizierungshub ist der Markt enorm groß – zum Beispiel Industrie, Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung, Finanzwesen und Handel – und stark anwachsend, da er auch vor dem Hintergrund des EU-„AI Acts“ eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung weltweit einnehmen wird. Das Ziel ist, eine international marktführende Position für Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem „AI Act“ und Dienstleistungen mit Mehrwert für den Kunden zu erreichen.
Der neue AI-Test- und Qualifizierungshub kann jetzt bereits auf die Expertise von über 80 Expert:innen mit profunder Erfahrung in den Gebieten Data Science sowie Entwicklung, Prüfung und Auditierung von Machine-Learning (ML)-Modellen zurückgreifen. „Wir sind von der Überzeugung getragen, dass nur vertrauenswürdige KI, wie wir sie über unseren Trusted-AI-Prüfkatalog mit angemessenem Prüfumfang bewerten und absichern können, Vorteile für Wirtschaft und Gesellschaft schafft. Wir wollen so dazu beitragen, Innovationen und deren gesellschaftliche Akzeptanz zu sichern“, so Haas.
Von Zertifizierung profitieren
Bei der Zertifizierung durch TRUSTIFAI werden Unternehmen durch Voraudits bei der Vorbereitung unterstützt, um mögliche Abweichungen von den Anforderungen unseres Auditkatalogs festzustellen. Nach erfolgreicher Zertifizierung gibt es zudem ein regelmäßiges Monitoring hinsichtlich möglicher Veränderungen der Anwendung bis hin zu einer kontinuierlichen Überwachung bei KI-Anwendungen mit hohem Risikopotenzial. Darüber hinaus werden auch maßgeschneiderte Weiterbildungsmaßnahmen angeboten, um Fähigkeiten und Kenntnisse bei den Kund:innen zu stärken.
„Die Unternehmen werden erheblich von der Zertifizierung profitieren, da sie durch den neutralen Qualitätsnachweis Wettbewerbsvorteile erlangen, gesetzliche Anforderungen erfüllen und Haftungsrisiken vermeiden können“, betont Markus Manz, CEO Software Competence Center Hagenberg.
Enge Kooperation
Mit einem Umsatz von mehr als vier Milliarden Euro bzw. einem Anteil von 14,4 Prozent am Gesamtumsatz der heimischen IKT-Branche ist Oberösterreich in diesem Marktsegment stark aufgestellt. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Innovationskraft liegt in der engen Kooperation der Akteure aus Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft – Universitäten, Fachhochschulen, Standortpartner, Unternehmen und die außeruniversitäre Forschung – das Upper Austrian Research (UAR) Innovation Network – arbeiten im engen Schulterschluss und bringen Spitzenleistungen hervor. Ein wesentlicher Rahmen ist die Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030, die das Thema Künstliche Intelligenz ganzheitlich adressiert. (BS)