Es züngelt, knistert und knackt in Oberösterreich.

NEW BUSINESS Bundeslandspecial - OBERÖSTERREICH 2024
Das 1989 von Herbert Ortner gegründete Unternehmen ÖkoFEN hat mehr als 180.000 moderne Pelletheizungen installiert, exportiert in 21 Länder und betreibt sechs Tochtergesellschaften jenseits der rot-weiß-roten Grenzen. © ÖkoFEN

Das Land ob der Enns präsentiert sich als der Heizkessel der Republik. Zahlreiche Spezialisten für Heiztechnik haben hier ihren Sitz. Vom Industrieriesen bis zum Jungunternehmen.

Die Sommersonne brennt gnadenlos auf das Land hernieder. Dennoch wird in den oberösterreichischen Industriehallen kräftig an Heizanlagen geschraubt, genietet und geschweißt. Nach Sektoren betrachtet, präsentiert sich das Land ob der Enns auch als eine Art Heizraum der Nation.

Führende Unternehmen aus den unterschiedlichsten Heiztechniksegmenten haben in Oberösterreich ihre Zentralen aufgeschlagen, produzieren moderne Heiz- und Klimatechnik, forschen an der Energiezukunft und liefern in Sachen Heizanlagen die Antworten für Morgen. Heiztechnik made in Oberösterreich heizt nicht nur den eigenen Landsleuten kräftig ein. Mehr als ein Drittel der österreichischen Hersteller von Biomasseheizungen und anderen Heiztechnologien zur Biomasseaufbereitung sind in Oberösterreich ansässig.

„Unsere Energietechnologie-Unternehmen sind führend in vielen Bereichen. Sie sind damit auch wichtige Tempomacher der Energiewende“, betonte OÖ-Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner im März 2024 auf der Energiesparmesse in Wels. Zu diesen „Tempomachern bei der Energiewende“ zählen Industriebetriebe ebenso wie mittelständische Produzenten mit einigen Dutzend Mitarbeiter:innen, traditionsreiche Hersteller wie aufstrebende Jungunternehmen.

Romanze rund ums Holz 
Die Geschichte klingt beinahe romantisch. „Ich bau dir eine Heizung, bei der du nie wieder nachlegen musst“, soll Firmengründer Anton Hargassner einst seiner Frau Elisabeth versprochen haben. Das war 1983 und der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte. Aus dem Versprechen, eine besonders komfortablere und bedienungsfreundliche Heizung zu bauen, entwickelte sich ein führender globaler Player für Biomasse-Heiztechnologie, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Firmenjubiläum feiert und mittlerweile mehr als 1.100 Mitarbeiter:innen beschäftigt.

In einer kleinen Werkstatt in Weng/Innkreis begann Hargassner 1984, seine ersten Heizungen herzustellen. Der Hackschnitzelpionier entwickelte sich zu einem der führenden Industrieunternehmen des Innviertels, mit einer aktuellen Firmenfläche von 55.000 Quadratmetern. Hargassner zählt heute europaweit zu den führenden Anbietern von Biomasseheizkesseln, mit einer jährlichen Produktionskapazität von 20.000 Stück. Mit Anlagen, die bis zu 2.500 kW Leistung erbringen, stattet das Unternehmen auch Heizwerke, Gewerbe- und Industriebetriebe aus. Die Exportquote liegt bei mehr als 70 Prozent, aktuell stehen 43 Länder weltweit auf der Hargassner-Landkarte.

Kräftig gewachsen ist Hargassner nicht nur am eigenen Standort, sondern auch durch diverse Zukäufe wie den Energie- und Umwelttechnikspezialisten Gilles aus Gmunden sowie den beiden polnischen Unternehmen Rakoczy Stal in Stalowa Wola (Pelletsheizungen) und HT Heiztechnik in Skarszewy (Biomassekessel und Wärmepumpen).

Überzeugte Kesselschmiede
Knapp eine Autostunde von Weng entfernt liegt Peuerbach, der Sitz der Guntamatic Heiztechnik GmbH, ebenfalls einer der führenden europäischen Hersteller von Pellets-, Stückholz- und Hackschnitzelheizungen. Dessen Unternehmensgeschichte reicht bis in das Jahr 1963 zurück, als erste Öl- und Festbrennstoffkessel hergestellt wurden.

„Wir sind Ingenieure und Kesselschmiede aus Überzeugung. Mit unseren bedarfsgerechten Heizlösungen möchten wir unseren Kunden, Partnern und Mitarbeitern das sichere Gefühl geben, sich für die richtige Heizung entschieden zu haben. Ökologisch, ökonomisch und sozial“, heißt es in einer Selbstdarstellung des Unternehmens, das seit 2001 von Günther Huemer geleitet wird.

Ab den 1990er-Jahren schwenkt Guntamatic von Öl- und Kohlekesseln immer mehr auf Heizungen mit nachwachsenden Brennstoffen um. Heute versteht sich das Unternehmen aus dem Bezirk Grieskirchen als Systemanbieter für Stückholz-, Hackgut-, Pellet-, Pflanzen- und Hybridheizungen (Wärmepumpe mit Pellets oder Stückholz und Kaminfeuer) sowie die dafür erforderlichen Speicher. Gerade im Sektor der Pflanzenheizungen (Energiekorn, Strohpellets und Maisspindeln, Elefantengras) zählt Guntamatic zu den Pionieren und präsentierte beispielsweise schon 2004 die erste serienmäßig hergestellte Energiekorn-Heizanlage.

Nach dem Ausbau des Werkes in Peuerbach wurde die Produktionsleistung verdreifacht, Guntamatic produziert auf einer Betriebsfläche von 25.000 Quadratmetern jährlich rund 8.000 Biomasseheizungen. Die Produktpalette reicht vom kompakten Pellet-Wandgerät ab fünf Kilowatt bis hin zu industriellen Hackgutanlagen mit einer Leistung von einem Megawatt. Das Unternehmen befindet sich nach wie vor im Besitz der Gründerfamilie Fischer.

Start im Kuhstall
Auch in Niederkappel im Mühlviertel wird an der Zukunft des Heizens gearbeitet. Das 1989 von Herbert Ortner gegründete Unternehmen ÖkoFEN sieht sich gar als „Weltmarktführer bei Pelletheizungen“. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen seit seinem Start „in einem umgebauten Kuhstall“ mehr als 180.000 moderne Pelletheizungen in­stal­liert, exportiert in 21 Länder und betreibt sechs Tochtergesellschaften jenseits der rot-weiß-roten Grenzen. 

Im März 2024 ließ ÖkoFEN aufhorchen, als es auf der Energiesparmesse in Wels die weltweit erste Pelletheizung mit Brennwerttechnik vorstellte, die Pellematic Condens XL mit integrierter Zero­Flame-Technologie. „Der Wechsel von Öl- und Gasheizungen auf hocheffiziente Pelletstechnik wird damit auch für das Gewerbe Realität“, meint dazu ÖkoFEN-Geschäftsführer Ortner.

Die Condens-Brennwerttechnik zählt ebenso wie die erste stromproduzierende Pelletsheizung und die erste Wärmepumpe mit CO2- und Stromdatenanalyse zu den technischen Meilensteinen des Unternehmens. In den Markt für Wärmepumpen waren die Mühlviertler 2023 eingestiegen und präsentierten dazu die eigene Marke GreenFOX . 

„Das Ziel unseres Unternehmens ist nicht Gewinnmaximierung, sondern die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder so positiv wie möglich mitzugestalten. Den erwirtschafteten Mehrwert investieren wir in die Weiterentwicklung unserer Produkte und engagieren uns für soziale Projekte weltweit“, heißt es im Rollenbild von ÖkoFEN. Das Unternehmen kooperiert beispielsweise mit ProWork, einer Organisation, die sich dafür engagiert, Menschen mit Beeinträchtigungen einen geschützten und sinnvollen Arbeitsplatz zu bieten. Auch die UNICEF und ein Entwicklungsprojekt in Guatemala werden von ÖkoFEN unterstützt.

Herausforderer aus dem Hausruck
Mit 230 Mitarbeit:innen konzipiert und baut ETA Haustechnik in Hofkirchen/Trattnach Stückholz-, Pellets- und Hackgutkessel. Die holzbefeuerten Heizkessel werden seit 1998 produziert und zu 85 Prozent im Export abgesetzt. Die Produktionskapazität des Unternehmens aus dem Hausruckviertel liegt bei mehr als 25.000 Kesseln pro Jahr.

Die Klassiker 
In die Riege der oberösterreichischen Heiztechnik-Unternehmen reihen sich zudem auch traditionsreiche Firmen wie Lohberger, Wolf Klima- und Heiztechnik und Hoval ein.

Neben Küchentechnik hat sich Lohberger unter dem Motto „Heizen mit Holz“ auf Holzherde spezialisiert. Herde werden in der Innviertler Stadtgemeinde Mattighofen seit 1925 produziert. Nachdem Holzherde zwischenzeitlich etwas aus der Mode gekommen waren, bietet das Unternehmen aktuell nicht nur eine breite Palette an Holzöfen an, sondern fertigt auch individuelle Herde nach den ganz persönlichen Kundenwünschen an. Zudem flackert ein lange abgeschriebenes Thema wieder auf und scheint sich zu einem neuen Trend zu entwickeln: Kochen mit Holzherden. 

Die Hoval-Gruppe hat ihren Hauptsitz zwar in Vaduz, der Hauptstadt des Fürstentums Liechtenstein, doch verfügt das Unternehmen auch über eine langjährige Tradition in Oberösterreich. Neben Heizsystemen produziert und vertreibt die Gruppe, deren österreichischer Stammsitz in Marchtrenk liegt, Komplettlösungen sowohl für die Lüftung, Heizung und Kühlung von Hallen als auch für die kontrollierte Wohnraumlüftung und gilt als einer der größten Hersteller von Plattenwärmetauschern für die Wärmerückgewinnung in Lüftungs- und Klimaanlagen.

Auch die deutsche Wolf-Gruppe zeigt seit mehreren Jahrzehnten mit einer eigenen Tochtergesellschaft Präsenz in Österreich. Das Spektrum der Firma mit Österreich-Sitz in Linz reicht von Ölheizungen über Gasthermen bis hin zu Wärmepumpen und Solaranlagen.

An den Rändern
Das Spektrum von Unternehmen, die im Heizsektor aktiv sind, erweist sich in Oberösterreich als besonders vielfältig. Anzuführen in diesem Segment sind beispielsweise auch Ochsner Wärmepumpen in Haag/Hausruck, der Produzent von Flächenheizungen und -kühlungen Harreither aus der Marktgemeinde Gaflenz an der Landesgrenze zu Niederösterreich und der Holzheizsysteme-Hersteller Fröling aus Grieskirchen. Zum Segment Heiztechnik ressortieren aber beispielsweise auch der Industrieriese Fronius und die Bosch-Tochter Rexroth, die Bauteile für die Heiz- und Klimatechnik zuliefern.

Der Markt ist in Bewegung und verlangt nach neuen Angeboten. Oberösterreich will beispielsweise bis 2035 alle Ölheizungen durch erneuerbare Heizsysteme ersetzen. Ob das gelingt, ist offen. Sicher ist aber: Der nächste Winter steht schon vor der Tür. (ALS)


INFO-BOX
• Cleantech-Cluster Oberösterreich:
www.cleantech-cluster.at

• Business Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur:
www.biz-up.at

• Cleantech-Cluster Energie:
www.cleantechcluster-energie.at