Neue Erkenntnisse im Green FM

NEW BUSINESS Guides - FACILITY-MANAGEMENT-GUIDE 2018
Nachhaltige Gebäudebewirtschaftung im WISAG Nachhaltigkeitsradar 2017 © WISAG

Unternehmen fehlt Gesamtkonzept für nachhaltigen ­Gebäudebetrieb

Der Nachhaltigkeitsradar 2017 der WISAG Facility Service Holding GmbH zeigt: Ob Logistik, Büro oder Shoppingcenter – in jeder Assetklasse bewegt ein unterschiedlicher Motivmix die Verantwortlichen zum nachhaltigen Gebäudebetrieb.

Das größte Hindernis, diesen auch auszuschreiben, sehen die Vertreter aller Immobilienarten darin begründet, dass es allgemein anerkannten Standards an konkreten Umsetzungsvorschlägen mangelt. Schreiben Unter­nehmen grüne Facility-Services aus, orientieren sie sich am liebsten am eigenen Unternehmensstandard. Und sie folgen dabei selten einem nachhaltigen Gesamtkonzept.

Unklare Standards erzeugen Spannungen
Die Ansicht, dass allgemein anerkannte Standards nicht konkret genug sind, macht ein Spannungsfeld sichtbar: „Es liegt in der Natur von Standards, dass sie nur begrenzt konkretisieren und individualisieren“, sagt Holger Kube, Verantwortlicher für den WISAG Nachhaltigkeitsradar. „Die Anwendung von Standards und ihre Überführung in konkrete, individuelle Leistungsbeschreibungen kann letztlich nur im engen Schulterschluss von FM-Dienstleister und Unternehmen erfolgen“, so Holger Kube weiter. Das wiederum bedinge, dass sich alle Akteure zunächst intensiv mit Standards beschäftigen, miteinander sprechen und gemeinsam konkrete Lösungen erarbeiten. Als zweit­größtes Hindernis, Facility-Services grün auszuschreiben, bildet, das geht aus der Studie hervor, die mangelnde Erfahrung mit Kosten.
„Dabei ist der Spielraum, nachhaltige Leistungen nach individuellen Budgets auszurichten, groß. Zudem gibt es auch viele Maßnahmen, die nicht mit Investitionen verbunden sind“, erklärt Holger Kube.

Nur punktuell grün im Blick
Knapp die Hälfte der Studienteilnehmer schreibt bereits grüne Facility-Services aus. „Dieses Ergebnis hat uns als Dienstleister überrascht: Nach unseren Erfahrungen schreiben sehr wenige Unternehmen grün aus“, so Holger Kube. Bei einem Drittel der Umfrageteilnehmer ist Nachhaltigkeit auch tatsächlich für die Auftragsvergabe entscheidend. Allerdings verfolgt der Großteil der Befragten Nachhaltigkeit eher punktuell als ganzheitlich: Die am häufigsten ausgeschriebenen grünen Facility-Services sind Energiemanagement, Reinigungsprozesse und Bereiche der Gebäudetechnik. Eine deutlich kleinere Rolle spielen u. a. die Garten- und Landschaftspflege, Betreiberprozesse sowie Catering und Sicherheitsdienstleistungen. „Auch hier zeigt sich: Viele Unternehmen, die Green FM wünschen, sind sich in Bezug auf die praktische Umsetzung schlichtweg unsicher“, sagt Kube.

Unterschiedliche Treiber und Motive befeuern den grünen Betrieb
Grüner Betrieb wird dem grünen Bau vorgezogen – diese Erkenntnis aus dem vergangenen Jahr bestätigen auch die aktuellen Ergebnisse, und zwar in allen Assetklassen. Befeuert wird der grüne Betrieb von unterschiedlichen Faktoren und Akteuren. Die Mieter/Nutzer sind für Unternehmen, die sich mit Wohnimmobilien beschäftigen, der wichtigste Treiber. Investoren beeinflussen im Bereich Hotels am stärksten, Mitbewerber in den Bereichen Shoppingcenter und Logistik. Ein­sparpotenziale im Betrieb sind als Beweggrund besonders für Verantwortliche in den Bereichen Büro- und Gesundheitsimmobilien wichtig. Ein positives Image ist vor allem für die Hotelbranche verlockend, die Nachhaltigkeitsberichterstattung primär für Studienteilnehmer aus dem Bereich Logistik. Zudem genießt auch der Motivator Mietpreisstabilisierung bei Vertretern dieser Assetklasse den vergleichsweise höchsten Stellenwert. Die Flexibilität in der Ausgestaltung sowie die Möglichkeiten der Mietpreissteigerung motivieren im Bereich Wohnimmobilien viel stärker als in den anderen Assetklassen. (BO)

INFO-BOX
Neue Befragungsrunde online
Zeitgleich mit der Veröffentlichung der Ergebnisse aus dem Jahr 2017 startete die WISAG in die neue ­Befragungsrunde. Bis Mitte Mai 2018 haben Interessierte aus der Immobilienbranche die Möglichkeit, ihre Meinung und ihre Erfahrungen im Hinblick auf nachhaltige Immobilienbewirtschaftung in die Trendstudie ­einzubringen. Im Mittelpunkt steht dieses Mal die Fragestellung, welche Chancen digitale Technologien dem nachhaltigen Gebäudebetrieb bieten.
www.nachhaltigkeitsradar.de/umfrage