Nachhaltiges Museum

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Durch Hydrothermie, die Umrüstung auf LED-Beleuchtung sowie den Einbau eines Grundwasser­systems für die Bewässerung der Pflanzen konnte der Energieverbrauch deutlich reduziert werden. © p-photography

Das KunstHausWien wurde in den vergangenen Monaten nach höchsten Nachhaltigkeitsstandards modernisiert. Seit Ende Februar ist es wieder für Besucher:innen geöffnet.

Umgestaltung der Sammlung, Foyer-Erweiterung, barrierefreies, interaktives Besuchs­erlebnis, neues Café – die Liste dessen, was sich im KunstHausWien, einem Museum der Wien Holding, getan hat, ist lang. Doch mit im Zentrum des Umbaus eines der originellsten Ausstellungshäuser der Welt, das vom Künstler Friedensreich Hundertwasser gestaltet wurde, stand der Umstieg von fossiler auf erneuerbare Energieversorgung.

„Unser Ziel war es, dieses besondere Haus mit viel Behutsamkeit und Sinn für die Architektur des Museumsgründers in die Zukunft zu tragen. Tatsächlich ist es uns gelungen, die baulichen und inhaltlichen Ziele trotz knappem Zeitbudget zu realisieren und so die Qualität des Museumsbesuchs für unsere Gäste maßgeblich zu verbessern. Mit der Modernisierung wurde nicht nur Hundertwassers künstlerisches Erbe bewahrt, sondern auch sein Einsatz für die Umwelt weiterverfolgt und so zukünftigen Generationen ein nachhaltiger Museumsbetrieb ermöglicht“, sagt Gerlinde Riedl, Direktorin des KunstHausWien.

Klimafit und nachhaltig saniert, mit Gespür für die Bausubstanz
Mit Respekt vor Hundertwassers einzigartiger Architektur widmete sich das KunstHausWien der dringend notwendigen Sanierung des Gebäudes: Die nachhaltige Energieversorgung, die Erneuerung der gesamten Gebäudetechnik, die optimierte Besu­cher:in­nen­führung, die Öffnung des Foyers, die Verbesserung der Barrierefreiheit und die neue Ausstellungsarchitektur wurden nach modernsten Museumsstandards und Nachhaltigkeitskriterien umgesetzt.

Das Raumkonzept stammt vom Büro Mark & Hamann, das für Foyer und Museumsräume naturnahe Licht- und Gestaltungselemente kreierte. Für das innovative Leitsystem zeichnet die Kreativagentur CinCin verantwortlich. Beratung in der interaktiven Vermittlung kam vom Büro Die Ausstellungsmacherinnen.

Im Zentrum der Arbeiten an der Gebäudetechnik stand die Einführung von Hydrothermie, also der Nutzung der Wärme des Grundwassers zur Energiegewinnung, und damit der vollständige Ausstieg aus CO₂-produzierenden Energiequellen. Durch den Umstieg auf eine nachhaltige hydrothermische Energieversorgung konnte im Vergleich zur ursprünglich klimatisierten Fläche eine Reduktion des Energieverbrauchs um 75 Prozent erreicht werden. Weitere Effizienzsteigerungen ergeben sich u. a. aus der vollständigen Umrüstung auf LED-Beleuchtung sowie dem Einbau eines Grundwassersystems für die Bewässerung der mehr als 260 verschiedenen Pflanzenarten im KunstHausWien.

Dem KunstHausWien und der Wien Holding stand für den Umbau ein Gesamtbudget von maximal 3,5 Millionen Euro zur Verfügung. 1,5 Millionen Euro wurden in den Umbau der Gebäudetechnik investiert, die je zur Hälfte von der Wien Holding und vom Gebäudeeigentümer, der Kunsthaus Wien Liegenschaftsverwertungs & -verwaltungs GmbH, getragen wurden.

Peter Hanke, Stadtrat für Wirtschaft, Finanzen, Arbeit, Tourismus und Wiener Stadtwerke, anlässlich der Eröffnung: „Das KunstHaus­Wien. Museum Hundertwasser zählt zu den außergewöhnlichsten Sehenswürdigkeiten Wiens und begeistert jährlich hunderttausende Besucher:in­nen. Mit viel Feinsinn und im Wissen um seine Bedeutung für die Stadt wurde das erste ­grüne Museum Österreichs nun klimagerecht ­modernisiert und setzt damit seine ökologische Vorreiterrolle im Kulturbereich fort – ich gratuliere dem KunstHausWien zur erfolgreichen Abwicklung der Umbauarbeiten im zeitlichen und finanziellen Rahmen!“

Passendes Ausstellungsprogramm
Inhaltlich passend verstärkt das Museum mit Start der Klima Biennale Wien im April seine Auseinandersetzung mit dem vielschichtigen Verhältnis Mensch-Kunst-Natur und den Folgen des globalen ökologischen Wandels. Das zeitgenössische Ausstellungsprogramm beginnt mit „Into the Woods. Annäherungen an das Ökosystem Wald“. Die Gruppenausstellung zeigt 16 zeitgenössische künstlerische Positionen, die sich dem Lebensraum Wald, seinen ökologischen Prozessen sowie seinen Bedrohungen widmet.

Sophie Haslinger, Kuratorin KunstHausWien: „Die Wälder weltweit sind unverzichtbar für die Gesundheit und Stabilität unseres Planeten, und sie sind massiv bedroht. Anhand künstlerischer Projekte zu diversen Waldregionen der Erde spricht die Ausstellung ‚Into the Woods‘ drängende Fragen rund um das sensible Ökosystem an, das uns vermeintlich so vertraut ist. Denn wie wir mit den Wäldern umgehen, fällt auf uns zurück.“

Fokus auf Vermittlung
Ein neuer Schwerpunkt der künftigen Programmierung des Museums liegt in der Vermittlungsarbeit mit lokalen Communitys. Was im vergangenen Jahr mit dem Projekt Close/d gestartet wurde, bildet den Kern einer umfangreichen Initiative des KunstHausWien: die Stärkung der Verbindungen zwischen lokalen Gemeinschaften und dem Museum.

Durch die Zusammenarbeit mit Initiativen im Bezirk und das Knüpfen neuer Beziehungen zur Nachbarschaft sowie eine niederschwellige Herangehensweise an Kunst sollen die Menschen zum Nachdenken über eine nachhaltige Zukunft und zum aktiven Mitgestalten motiviert werden. Auch dieses Programm startet im April im Rahmen der Klima Biennale Wien und setzt sich im restlichen Jahr u. a. in Form von Tauschbörsen, Repaircafés und Ökologieführungen fort. 

Großer Andrang an Eröffnungstagen
Vom 29. Februar bis 3. März wurde im Rahmen der Opening Days bei freiem Eintritt ins Museum geladen. An den vier Eröffnungstagen nützten insgesamt 12.134 Personen das Angebot; allein am Samstag wurden 4.624 Besucher:innen gezählt. Gerlinde Riedl, Direktorin des Kunst­HausWien: „Wir sind überwältigt von der großen Nachfrage und dem Interesse der Besu­cher:in­nen am wiedereröffneten Kunst­HausWien. Dies zeigt uns, dass der eingeschlagene Weg einer nachhaltigen Sanierung mit besonderem Augenmerk auf die Umgestaltung der Dauerausstellung und das zeitgemäß optimierte Besuchserlebnis der richtige Schritt zur richtigen Zeit war!“ (RNF)