Starke Leistungen aus der FM-Branche © Adobe Stock/rupbilder
Die Facility-Management-Branche sieht sich heute vielfältigen Herausforderungen gegenüber. Aber sie packt es an. Was zählt, das sind Lösungen – für die Unternehmen selbst und ihre Kunden.
Das Facility-Management (FM) findet sich heute in einem herausfordernden Spannungsfeld wieder, das sich unter anderem zwischen den Anforderungen durch die Coronapandemie, Nachhaltigkeitsthemen sowie der Digitalisierung erstreckt. NEW BUSINESS hat auch dieses Mal wieder bei namhaften Vertretern der Branche nachgefragt, welche Veränderungen sie in den vergangenen beiden Jahren in diesen Bereichen beobachtet haben, um ein Stimmungsbild der aktuellen Situation einzufangen.
Das „neue Normal“
Die durch Corona verursachten und notwendig gewordenen Veränderungen sind allgegenwärtig. Vieles davon zielt auf einen Kernbereich von FM ab, die Herstellung von Hygiene und Sauberkeit. Doch das war ohnehin schon immer eines der wesentlichen Themen, das die Branche adressiert hat. So verwundert es nicht, dass sich in dieser Hinsicht am Grundsätzlichen nicht so viel gewandelt hat.
„Grundsätzlich ist das Hygiene- und Gesundheitsbedürfnis gestiegen, weshalb insbesondere bei Qualitätsdienstleistern wie der WISAG die Nachfrage nach Desinfektionen und Sonderreinigungen gestiegen ist“, berichtet etwa Werner Moldaschl, Geschäftsführer der WISAG Gebäudetechnik GmbH und Co. KG, und ergänzt: „Aufgrund der allgemeinen Krisensituation werden diese Leistungen aktuell aber wieder weniger nachgefragt, weil Unternehmen Einsparungspotenziale suchen. Zudem hat die Coronakrise zu mehr Sensibilität gegenüber Krisenszenarien geführt. Das wird durch die Ukraine-Krise wiederum verstärkt.“
Wie auch in anderen Branchen musste vor allem an der internen Herangehensweise geschraubt werden, um den vorherrschenden Bedingungen Rechnung zu tragen. „Produkte und Dienstleistungen haben sich eigentlich kaum geändert. Bemerkbar waren vor allem interne Prozessoptimierungen, weil durch die sich ständig ändernde Situation Kreativität und Anpassungsfähigkeit gefragt waren. Davon profitieren wir jetzt durch flexiblere Arbeitsstrukturen, verbesserte Zusammenarbeit und gestiegene Effizienz“, schildert etwa Martin Zimmermann, Bereichsleitung Bürobetreuung der Hausbetreuung Attensam GmbH.
Das unterstreicht auch Gertraud Weigl, Bundesgeschäftsführerin Maschinenring Österreich: „Für uns waren keine gravierenden Änderungen zu spüren, lediglich einige interne Abläufe haben sich etwas verändert.“
Diese „Interna“ decken sich in weiten Teilen mit denen anderer Unternehmen. Viktor Wagner, Geschäftsführer der REIWAG Facility Services GmbH, zählt einige auf: „Video- und Telefonkonferenzen, die in der Vergangenheit eher spärlich eingesetzt wurden, haben viele persönliche Termine ersetzen müssen. Nahezu alle Auslandsreisen waren längere Zeit unmöglich.“ Die Reisetätigkeit werde wohl auch in Zukunft stärker hinterfragt werden, so Wagner. „Allerdings ist ein persönliches Gespräch nur teilweise durch Video- oder Telefonkonferenzen zu ersetzen. Die Interaktion ist immer noch das bewährteste Kommunikationsmittel, und in keiner Videokonferenz kann man ein Bier oder ein Glas Wein gemeinsam trinken!“
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Victor Ioane, CEO der SALESIANER Gruppe: „Grundsätzlich haben wir uns als Unternehmen stark weiterentwickelt, vor allem wurden wir in unserer Kommunikation direkter. Dies betrifft nicht nur die interne Kommunikation, sondern vor allem auch Entscheidungswege mit Kunden oder Lieferanten. Ein wichtiges Thema ist Remote Working – das wird uns auch nach der Pandemie erhalten bleiben und in vielerlei Hinsicht sinnstiftend für unsere Prozesse sein. Rentabilität zählt mehr denn je, so klar kann man das sagen.“
ISS hat einen radikalen Wandel durch die Pandemie beobachtet, in Verbindung mit einer Aufwertung der Branche, und hat auch innerhalb kürzester Zeit neue Lösungen für die geänderten Kundenbedürfnisse umgesetzt. Die Pandemie brachte damit nicht nur neue Herausforderungen, sondern auch Erfreuliches, wie Erich Steinreiber, CEO von ISS Österreich, festhält: „Nie zuvor wurden unsere Leistungen so positiv aufgenommen. Was früher für viele eine Selbstverständlichkeit war, wurde plötzlich als wichtig angesehen und wertgeschätzt.“ Steinreiber fügt hinzu: „Auch hat die Pandemie als Digitalisierungsbooster fungiert.“
Digitalisierung im Facility-Management
Damit sind wir auch schon bei dem nächsten zentralen Thema, nämlich dem digitalen Wandel in seiner schieren Allgegenwärtigkeit. „Der Einsatz digitaler Technologien bedeutet Mehrwert in jeder Hinsicht“, ist Steinreiber überzeugt. „Für uns ist jedoch klar: Digitalisierung geht immer Hand in Hand mit dem Faktor Mensch. Es wird immer der Mensch sein, der Räume zum Wohlfühlen schafft. Digitale Tools können dabei unterstützen. Daher investieren wir enorm in die Qualifizierungsmaßnahmen der rund 7.000 Mitarbeiter aus über 90 Nationen.“
Auch REIWAG-Geschäftsführer Wagner hat einen zusätzlichen Digitalisierungsschub bemerkt, selbst wenn man bei REIWAG dem Thema gegenüber ohnehin bereits sehr aufgeschlossen war. „Die Vernetzungen von Daten in einem größeren Ausmaß als früher – zum Vorteil des Kunden – schaffen wesentlich bessere Arbeitsabläufe“, sagt er und gibt gleich einige Beispiele aus der eigenen Praxis: „Von REIWAG wurden in der Zeit der Pandemie neue Drohnen zur Überwachung von Dächern in einem Industriepark sowie VR-Datenbrillen zur besseren Erledigung technischer Wartungsabläufe eingesetzt und letztlich Reinigungsroboter, wie der derzeit leistungsfähigste Roboter der Welt, der REX, der jeden Tag in der Millennium City seine Runden zieht und Auftraggeber, Kunden und REIWAG-Mitarbeiter begeistert!“
Wichtige Punkte spricht in diesem Zusammenhang Martin Zimmermann von Attensam, in der durch die Pandemie digitale Hilfsmittel an Stellenwert gewonnen haben, an: „Unsere Mitarbeitenden wurden verstärkt mit Laptops ausgestattet, um flexibler arbeiten zu können. Gleichzeitig sind die Anforderungen an die IT-Sicherheit durch mobiles Arbeiten gestiegen – bei Attensam zusätzlich forciert durch einen Cyberangriff während des zweiten Lockdowns. Auch kollaborative Systeme und Videokonferenz-Tools haben Einzug gehalten und vereinfachen das Zusammenspiel von größeren Personengruppen.“
„Die Anforderungen an die Produkte steigen stetig, vor allem die Nachverfolgbarkeit und die Transparenz sind unseren Kunden besonders wichtig“, gibt SALESIANER-CEO Victor Ioane an. Das führt zur Weiterentwicklung des Angebots. „.Als Beispiel kann der Wischmopp zur Pflege von Reinräumen genannt werden. Neben der Standardbeschriftung hat man wahlweise die Möglichkeit, eine Farb- oder Schwarz-Weiß-Bedruckung des Deckblatts anzufordern.
Weiters ist das Anbringen eines Barcodelabels möglich sowie das Aufnähen von RFID-Chips. Bei Verwendung von RFID-Technologie wird die Verfolgbarkeit jedes einzelnen Wischmopps gewährleistet. Dabei werden auch gewünschte Waschzyklen für den Kunden hinterlegt, und eine monatliche Auswertung wird erstellt.“
Differenzierter betrachtet den anhaltenden Trend zur Digitalisierung im Zusammenspiel mit den aktuellen Herausforderungen Werner Moldaschl von der WISAG: „Es gab einen Schub, aber keine Revolution. Viele Unternehmen haben die Zeit für Modernisierungen genutzt.
Zudem musste die Zahl der technischen Mitarbeiter in den Objekten reduziert werden. Das hat den Bedarf an Sensorik, automatisiertem Monitoring und App-gesteuertem Arbeiten verstärkt, da sie das Monitoring, Prozesse und das Gebäudemanagement erleichtern. Künftig rücken das Management und die Steuerung der Technik in den Vordergrund, was bestens ausgebildete Mitarbeiter verlangt.“
Er spricht in Verbindung damit auch ein weiteres Thema von großer Tragweite an: „Der Facharbeitermangel wird uns zusätzlich in Richtung Digitalisierung treiben, weil wir Prozesse optimieren können. Die WISAG bietet ihren Mitarbeitern entsprechende Aus- und Weiterbildungsangebote an und gewährleistet damit hochwertige Serviceleistungen für ihre Kunden.“
Nachhaltigkeit
Umweltschutz und Ressourceneinsparung sind in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. „Nachhaltigkeit, mit ihren Aspekten Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft, ist für die gesamte Branche relevant – so wie mittlerweile für jede andere Branche auch“, sagt Maschinenring-Bundesgeschäftsführerin Gertraud Weigl. Aber auch wenn er früher oft nicht explizit beim Namen genannt wurde, ist der Gedanke nicht neu.
„Bereits der Gründungsgedanke des Maschinenrings ist nachhaltig: landwirtschaftliche Maschinen zu teilen und damit Kosten zu sparen sowie Zusatzeinkommen zu erwirtschaften, indem Landwirte füreinander arbeiten. So können auch kleinere landwirtschaftliche Betriebe wirtschaftlich überleben. Aus diesem Gedanken heraus haben wir vor Jahrzehnten unseren Dienstleistungsbereich gestartet, um Einkommensmöglichkeiten für Landwirte zu schaffen – und mittlerweile auch für viele weitere Personen im ländlichen Raum. Auch bei unseren Produkten entwickeln und testen wir immer wieder nachhaltige Alternativen und Angebote.“
Nachhaltigkeit ist auch ein zentrales Thema bei SALESIANER. „Frei nach dem Motto ‚Unsere Mission. Weniger Emission.‘ verfolgen wir zahlreiche Ziele, um Verbesserungen in unseren Prozessen herbeizuführen. Photovoltaikanlagen auf unseren Standorten, energiesparende Waschverfahren oder die Wasserrückgewinnung sind nur einige der Nachhaltigkeitsprojekte. Gerade in der FM-Branche sind Umweltzertifizierungen von großer Wichtigkeit. Produktseitig ist unser Service für die Handtuchrolle aus Baumwolle wichtig, das sehen wir aufgrund der steigenden Nachfrage von FM-Unternehmen“, erzählt CEO Victor Ioane und führt weiter aus:
„Durch den immer größer werdenden technologischen Fortschritt ist es uns möglich, dass durch Virtual Reality und Robotik die Qualitätskontrolle der Handtuchrollen automatisiert abläuft. Dabei können Flecken oder Beschädigungen von Kameras bzw. Scannern erkannt und die betroffenen Tücher ausgeschieden werden, das garantiert höchste Qualitäts- und Hygienestandards. Bei steigenden Rohstoffpreisen in der Papierindustrie stellen unsere waschbaren Handtuchrollen langfristig eine nachhaltige sowie ökonomische Alternative dar.“
Robotik und Nachhaltigkeit spielen auch bei REIWAG gemeinsam in einem Team, wie Geschäftsführer Viktor Wagner bestätigt: „Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle. Auftraggeber hinterfragen immer häufiger, welchen Beitrag man zur Umweltverbesserung geleistet hat. Wir sind stolz darauf, einen Wischroboter von der Familie der LionsBot-Roboter aus Singapur, unseren LeoMop, einsetzen zu können, der nur zehn Liter Wasser in zehn Stunden Wischen verbraucht. Auch erweitern wir heuer unseren Fuhrpark um weitere Elektrofahrzeuge.“
Eine Beobachtung, die vom Bereichsleiter für Bürobetreuung bei Attensam, Martin Zimmermann, geteilt wird: „Die Bedeutung von nachhaltigem Handeln hat bei Attensam in den vergangenen Jahren weiter zugenommen, ob es nun um Elektroautos, autofreie Routen, ökologische Reinigungsmittel oder Ökostrom geht. In der Unterhaltsreinigung sind der achtsame Umgang mit der Ressource Wasser und die richtige Dosierung von Reinigungsmitteln ein wichtiges Thema – hier schulen wir unsere Mitarbeitenden regelmäßig.“
Und auch WISAG-Gebäudetechnik-Geschäftsführer Werner Moldaschl stößt in dasselbe Horn: „Schon in den vergangenen Jahren haben Unternehmen nach Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit gesucht. Aufgrund der ESG-Richtlinie und der Taxonomie-Verordnung gewinnt sie weiter an Bedeutung. Die WISAG ist ein Pionier bei Green FM und kann aufgrund ihrer internationalen Erfahrung enormes Know-how einbringen. Wir achten auch auf ressourcenschonende Prozesse und Reinigungsmittel, die bei uns dem ‚Cradle to Cradle‘-Prinzip entsprechen. Bei der WISAG hat der Umweltbericht weitere interne Verbesserungspotenziale aufgezeigt und damit den Startschuss für neue Projekte gegeben.“
Besonders hohe Ansprüche an das eigene Handeln und den damit verbundenen Einfluss auf andere stellt zum Abschluss ISS-CEO Erich Steinreiber: „Wir von ISS Österreich sind uns der aktuellen Klima- und Umweltkrise sehr bewusst. Daher sind wir mehr denn je fest entschlossen, unsere Tätigkeiten und Dienstleistungen auf nachhaltige Weise zu erbringen. Mit unseren umfassenden Nachhaltigkeitsinitiativen in Kombination mit unseren ehrgeizigen globalen Zielen wollen wir als Wegweiser im Bereich Nachhaltigkeit für die kommenden Jahre auftreten – in Österreich, aber auch weltweit.“ (RNF)