Im Gegensatz zum florierenden Reinigungsgeschäft ist bei der Marktentwicklung im Aufzugsbereich noch Luft nach oben. © Schindler press picture
Aktuelle Marktentwicklungen rund ums Gebäude
Von Sicherheitstüren über Reinigungslösungen bis hin zu Aufzügen. Wir haben uns beim österreichischen BRANCHENRADAR® erkundigt, wie es um Angebot und Nachfrage bei Produkten und Dienstleistungen rund ums Gebäude steht.
Der österreichische Markt für Dienstleistungen der Gebäudereinigung wuchs im Jahr 2017 erlösseitig um rund zwei Prozent. Eine Entschleunigung des Preiswettbewerbs hatte daran großen Anteil, zeigen aktuelle Daten einer Marktstudie zur Gebäudereinigung in Österreich von BRANCHENRADAR.com Marktanalyse.
Der Umsatz mit Dienstleistungen der Gebäudereinigung wuchs im Jahr 2017 konstant um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr 1,48 Milliarden Euro. Verantwortlich dafür war im Wesentlichen eine deutliche Entschleunigung des Preiswettbewerbs. Denn trotz der vergleichsweise vielen (öffentlichen) Ausschreibungen erhöhte sich der durchschnittliche Stundensatz um 1,9 Prozent auf nunmehr 19 Euro pro verrechneter Stunde. Nachfrageseitig lieferten der Wohnbau sowie die Kundengruppen Industrie und Health-Care signifikante Wachstumsbeiträge, schreiben die Autoren im BRANCHENRADAR Gebäudereinigung in Österreich 2018.
Reinigungsmaschinen: Qualität ist Trumpf
Mit Herstellererlösen von 37,2 Millionen Euro erreichte der Markt für gewerbliche Reinigungsmaschinen im vergangenen Jahr eine neue Rekordmarke. Im Jahresabstand wuchsen die Erlöse um 9,7 Prozent. Dabei wurde kein Stück mehr verkauft als 2016. Im Gegenteil. Die Nachfrage war um rund ein Prozent rückläufig, doch griffen die Kunden verstärkt zu höherpreisigen Produkten. Zudem haben einige Hersteller die Verkaufspreise angehoben. Alles zusammen ließ den Durchschnittspreis auf Ebene der Warengruppe um mehr als elf Prozent nach oben schnellen. Den stärksten Preisauftrieb erhob der BRANCHENRADAR gewerbliche Reinigungsmaschinen in Österreich 2018 bei Bodenreinigungsmaschinen, nicht zuletzt, weil die Premiumprodukte von Stangl besonders stark nachgefragt wurden. Wenngleich alle Produktgruppen erlösseitig Wachstumsbeiträge lieferten, kamen doch 90 Prozent des Umsatzanstiegs aus diesem Produktsegment.
Robustes Wachstum bei Reinigungstrolleys
Auch das Geschäft mit Reinigungstrolleys machte den Herstellern in Österreich im Jahr 2017 viel Freude. Laut dem aktuellen BRANCHENRADAR Reinigungstrolleys in Österreich 2017 erhöhte sich die Nachfrage um zwei Prozent auf rund 14.600 Stück, die Herstellerumsätze stiegen sogar um knapp vier Prozent gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr 5,2 Millionen Euro. Angeschoben wurde der Markt im Wesentlichen durch die Ausweitung der Nachfrage nach professioneller Gebäudereinigung. Erlösseitig kamen die Wachstumsimpulse von allen Produktgruppen, insbesondere aber von Desinfektionswägen (+ 6,8 % gegenüber dem Vorjahr) bzw. Abfallwägen (+ 5,1 % gegenüber dem Vorjahr).
Anteil von Sicherheitstüren wächst auf 71 Prozent
Der florierende Wohnungsneubau sorgte auch bei den Herstellern von industriell erzeugten Haus- und Wohnungstüren für volle Auftragsbücher. Im Jahr 2017 erhöhte sich die Nachfrage um knapp zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr, die Erlöse stiegen um 3,8 Prozent auf nunmehr 188,1 Millionen Euro. Davon entfielen 120,2 Millionen Euro auf Haustüren und 67,9 Millionen auf Wohnungstüren.
Der erlösseitig etwas steilere Anstieg hatte nicht zuletzt mit der wachsenden Bedeutung von Sicherheitstüren zu tun. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt erstmals mehr als 71 Prozent aller Haus- und Wohnungstüren als Sicherheitstür ausgeführt, etwa zwei Drittel davon in den Widerstandsklassen RC 1 und RC 2, der Rest in RC 3 oder höher. Wobei Wohnungstüren deutlich besser gesichert wurden als Haustüren. Bei Wohnungstüren waren mehr als 98 Prozent aller verkauften Türen als Sicherheitstür zertifiziert. Etwa die Hälfte aller Wohnungstüren verfügte über Widerstandsklasse RC 3 oder höher. Bei Haustüren lag der Anteil der Türen ohne Widerstandsklasse indessen nach wie vor bei etwas über der Hälfte. Bei den übrigen waren RC 1 und RC 2 Standard. Haustüren der Klasse RC 3 wurden kaum verkauft. Und das aus gutem Grund, ist doch das Angebot vergleichsweise schmal. Viele Hersteller von Haustüren haben Sicherheitstüren gar nicht erst im Angebot. Andere beschränken sich auf die beiden untersten Widerstandsklassen. Dabei verspricht ein Sicherheits-Upgrading eine höhere Wertschöpfung. Im Durchschnitt liegt der Mehrwert (kalkulatorischer Aufpreis) für eine Sicherheitstür mit Widerstandsklasse RC 1 bzw. RC 2 bei etwa 15 Prozent, bei RC 3 sind es plus 80 Prozent.
Wieder weniger Umsatz mit Aufzügen
Trotz des anhaltenden Aufschwungs im Geschoßwohnbau kommt der Aufzugsmarkt nicht in die Gänge. Nach einem moderaten Umsatzplus im Jahr 2016 sinkt der Umsatz mit Neuanlagen wieder um voraussichtlich rund ein Prozent auf knapp 111 Millionen Euro. Verantwortlich für die fehlende Dynamik ist nach wie vor das schwache Austauschgeschäft, in dem die Erlöse im Jahr 2017 um fast zwanzig Prozent eingebrochen sind. Grund für die anhaltende Kontraktion im Bestand sind im Wesentlichen Vorziehinvestitionen bis Mitte der 2010er-Jahre, die aufgrund von Änderungen in den länderspezifischen Aufzugsgesetzen notwendig wurden. Gestützt wird der Markt vom Neubau. Der Umsatz mit Aufzügen für neu errichtete Gebäude wächst auch im Jahr 2017 robust um knapp sechs Prozent.
Auf Anbieterebene bekommen die großen vier am Markt (Schindler, Kone, Otis und Thyssen) zunehmend Konkurrenz vom heimischen Mittelbau. Speziell in der Belastungsklasse über 1.000 Kilogramm spielen etwa Weigl Lifte oder Flügel & Klement ganz vorn mit.
Wärmepumpe statt Heizkessel – dieser Trend ist nicht zu stoppen
Wärmepumpen sind die ökologisch vernünftige Alternative zum Heizkessel. Bei Österreichs Häuslbauern hat sich das herumgesprochen. In bereits sieben von zehn neu errichteten Ein- und Zweifamilienhäusern wird eine Wärmepumpe installiert. Nicht zuletzt deswegen wächst die Nachfrage seit Jahren konstant. Für das heurige Jahr erwartet der BRANCHENRADAR ein Absatzplus von knapp vier Prozent. Die Herstellererlöse dürften um plus 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf knapp 120 Millionen Euro steigen.
Etwa 70 Prozent der neu installierten Wärmepumpen sind Luft-Wasser-Systeme, weitere 20 Prozent Sole-Wasser-Wärmepumpen. Etwa 84 Prozent aller im Jahr 2017 verkauften Wärmepumpen werden in Ein- und Zweifamilienhäusern installiert. Bezogen auf die Neuerrichtung von Eigenheimen werden vor allem im Burgenland und Niederösterreich, tendenziell auch in Oberösterreich und Vorarlberg überdurchschnittlich viele Wärmepumpen verkauft. Signifikant unter dem Bundesdurchschnitt liegen Kärnten, die Steiermark und Tirol.
Trotz Rekordsommer Umsatzrückgang bei Klimaanlagen
Der Markt für Klimasplitgeräte reagiert erwiesenermaßen empfindlich auf die Wetterlage in den Sommermonaten, insbesondere auf die Anzahl der Hitzetage. Doch die Effekte zeigen sich nicht zeitnah, sondern phasenverschoben erst im darauf folgenden Jahr. Der Grund dafür liegt im Prozess der Entscheidungsfindung und den im Sommer zumeist sowieso ausgelasteten Montagekapazitäten, die einer spontanen Anschaffung einer Klimaanlage entgegenstehen. So schlug sich beispielsweise der heiße Sommer des Jahres 2015 erst im Folgejahr (mit vergleichsweise kühlem Sommer) in der Absatzstatistik nieder. Und deshalb kann der Marktrückgang im heurigen Jahr nicht wirklich überraschen. Der heiße Sommer 2017 wird wohl erst im nächsten Jahr für die Anbieter umsatzwirksam.
Im Jahr 2017 sank der Herstellerumsatz jedenfalls um voraussichtlich drei Prozent auf nunmehr 32,2 Millionen Euro. Gestützt wird die Erlöslage vom Trend zu Multisplitgeräten und leistungsstarken Anlagen zwischen 15 und 29,9 Kilowatt. Zudem sind in immer mehr neu errichteten Gebäuden von Beginn an Klimasplitgeräte installiert. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen wird der Geschoßwohnbau heutzutage hauptsächlich mittels Betonfertigteilen mit Vollwärmeschutz ausgeführt. Die Dimension der Außenwände übersteigt selten 15 Zentimeter (ohne Wärmedämmverbundsystem). Im Vergleich zur Ziegelbauweise steht damit weniger Speichermasse zur Verfügung, die im Sommer überschüssige Wärme aufnehmen kann. Verschärft wird der Umstand dadurch, dass der Innenausbau zumeist im Trockenbau ausgeführt wird. Zum anderen verlieren durch die zunehmende Klimatisierung am Arbeitsplatz (Büro, Einzelhandel etc.) und der Verkehrsmittel (Individual- und öffentlicher Verkehr) mehr und mehr Menschen die Fähigkeit, mit Hitze umzugehen. Folglich steigt das Bedürfnis, auch die eigenen vier Wände zu klimatisieren.
Flankiert wird die Entwicklung von der viel zitierten Klimaerwärmung, die in Mitteleuropa immer häufiger zu Hitzewellen führt. Insgesamt sind daher die Rahmenbedingungen für den gegenständlichen Markt günstig. (BO)
INFO-BOX
Über BRANCHENRADAR
Seit 1991 dient der BRANCHENRADAR Unternehmen in mehr als 100 Märkten als Grundlage für Entscheidungen im Marketing und Vertrieb und ist Datenquelle im Reporting. Als Datenquellen verwendet der BRANCHENRADAR nicht bloß Sekundärstatistiken. Vielmehr liegt jeder Studie eine empirische (schriftliche) Erhebung bei den wichtigsten Anbietern des Markts zugrunde. Mit einem eigens entwickelten und jährlich evaluierten mathematischen Marktmodell werden die Entwicklungen für eine Vielzahl von Marktsegmenten berechnet. Darüber hinaus fließen auch Erkenntnisse aus zahlreichen Expertengesprächen in die Bewertung des Marktgeschehens ein. Das Ergebnis ist eine systematische, segmentbezogene Darstellung der Nachfrage- und Preisentwicklung, auch auf Anbieterebene! Ergänzend werden Trends lokalisiert und deren Auswirkungen auf Nachfrage und Preis analysiert.
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