What the Tech!?

NEW BUSINESS Guides - FACILITY MANAGEMENT-GUIDE 2021
Wo „Tech“ draufsteht, stecken digitale Lösungsansätze drin, die das Ziel haben, frischen Wind in angestaubte Branchen zu wehen. © Arek Socha/Pixabay

Im Digitalisierungsteich der Immobilienwirtschaft schwimmen neue, bunte Fische. Fintechs, Proptechs, Contechs, und wie sie alle heißen ­mögen, wollen auch ihr Stück vom Kuchen ...

... Und das wird immer größer.

Die Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft mag später angelaufen sein als in anderen Branchen, sie holt jedoch zügig auf. Waren früher wenige Akteure wie Projektentwickler, Banken und Bauunternehmen in Projekte involviert, ist die Zahl der Akteure gewachsen: Neben den üblichen Verdächtigen etablieren sich Start-ups mit den klingenden Bezeichnungen Fintechs, Proptechs und Contechs. Ihr Ziel ist es, Immobilien­projekte mit gezielten digitalen Lösungen schneller und effizienter durch die verschiedenen Lebens­zyklusphasen wie Planung, Finanzierung oder Vermarktung zu führen. Ein Beispiel ist das Wiener Unternehmen Mezzalite, das die Vermittlung von Mezzanine-Kapital zur Realisierung von Projektentwicklungen in Österreich und Deutschland professionalisieren und standardisieren möchte.
Eines haben alle Unternehmen mit dem Suffix „Tech“ gemeinsam: Sie stellen sich mit digitalen Lösungsansätzen über Jahrzehnte oder noch länger angestauten Branchen­herausforderungen. Je nach Tätigkeitsbereich lassen sie sich in verschiedene Kategorien einteilen. Die breite Palette an Unternehmen bezeichnet sich als Proptech. Diese Start-ups sind innerhalb der Bau- und Immobilienwirtschaft tätig bzw. weisen „einen Bezug zu den Immobilienlebenszyklusphasen Neu- und Bestandsentwicklung, Planung, Bau, Vermarktung, Betreibung und Finanzierung von Bauwerken“ auf. Sie „entwickeln, initiieren und setzen neue Produkte und Dienstleistungen um, die bestehende Prozesse oder Geschäftsmodelle optimieren oder diese disruptieren“ (Quelle: „PropTech Germany Studie 2021“). Auch der Begriff Contech ist gebräuchlich und zählt zu den Proptechs, wobei es sich um Unternehmen handelt, die ihren Fokus auf das Entwerfen, die Planung und den Bau von Gebäuden sowie deren Management legen.

Schnittmenge aus FinTech und PropTech
Weitaus länger als Proptechs bestehen Fintechs, laut dem Gabler Wirtschaftslexikon „Unternehmen, die mithilfe moderner Technologie spezialisierte Finanzdienstleistungen anbieten“. Fintechs waren auch die Wegbereiter für den größten Teil der Proptech-Unternehmen. Auch das Ende 2020 in Wien gegründete Unternehmen Mezzalite beschäftigt sich mit dem Thema Immobilienfinanzierung. Konkret vermittelt es Mezzanine-Kapital, eine Mischform aus Fremd- und Eigenkapital. Indem Projektentwickler Kapital – etwa in Form von Nachrangdarlehen – von Investoren aufnehmen, wird die Bonität erhöht, da Banken Mezzanine-Kapital als Eigenkapital ansehen. Dadurch können Kreditlinien erhöht und günstigere Mischfinanzierungen erzielt werden. Die Projektentwickler haben durch die gewonnene Flexibilität die Möglichkeit, weitere Projekte umzusetzen. Auf der anderen Seite erhalten Investoren für die Nachrangigkeit des gegebenen Darlehens eine Art Risikoprämie und hohe, teilweise zweistellige Zinsen.
Als reines Fintech sieht sich Mezzalite jedoch nicht: „Unsere Position liegt genau in der Schnittmenge zwischen Proptech und Fintech“, sagt Mezzalite-Geschäftsführer Georg Stampfl. „Wir bieten eine Finanzierungsvermittlung an, sind aber auch fest im Immobilienbereich verankert. Wir sehen uns daher weder als reines Proptech noch als reines Fintech.“ Die Defini­tion des „Real Estate Fintech“, das die Schnittmenge zwischen den beiden Kategorien darstellt, erscheint passender. Nach dieser Defini­tion ist ein „Real Estate Fintech“ gleichermaßen eine Fintech-Subkategorie sowie ein Proptech-Schlüsselsegment.

Studie bestätigt Zuversicht unter Immobilien-Start-ups
Laut der European PropTech Association hat die Pandemie Proptech stark beschleunigt. Das spiegelt sich auch in mehreren Umfragen wider: Laut der eingangs erwähnten „PropTech Germany Studie 2021“ herrscht unter den deutschen Proptechs große Zuversicht – trotz oder gerade wegen der Corona-Pandemie. Zwei Drittel erwarten aus diesem Grund eine Zunahme ihres Geschäfts. Auch die im Rahmen einer Studie der Austrian PropTech Initiative (apti) befragten Unternehmen sind mehrheitlich der Meinung, dass die Covid-Krise die Digitalisierung schneller vorantreiben wird.
„Fintechs sind Proptechs mehrere Jahre voraus, vor allem in puncto des investierten Venture Capitals und der Anzahl der Start-ups im jeweiligen Segment. Aber auch Proptechs sind im Windschatten des Fintech-Booms deutlich im Aufwind. Wir sehen das auch an den über 160  Vorregistrierungen aus Österreich und Deutschland auf unserer Plattform seit dem Soft-Launch Ende 2020.“ Der eigentliche Start der digitalen Vermittlungstätigkeit ist für April 2021 geplant.

Potenzial im Finanzierungssektor
Die Proptech-Studie hat auch untersucht, welchen Tätigkeiten die Start-ups nachgehen. Das Ergebnis war, dass die zweitwenigsten Proptechs im Finanzierungsbereich tätig sind, die meisten Unternehmen in der Umsatzklasse über zwei Millionen Euro jedoch aus dieser Ecke kommen. Auch laut der European PropTech Association hinkt der Bereich Finanzierung und Investment hinterher. „Wir sehen in der Digitalisierung der Immobilienfinanzierung noch viel Potenzial“, so Stampfl. Nicht etwa, weil der An­wendungsfall Mezzanine-Kapital in der Im­mo­bilienbranche neu erfunden wurde. Schließ­lich ist Mezzanine-Kapital laut den Quartalsberichten des unabhängigen Analyseunternehmens Bulwiengesa regelmäßig die am häufigsten verwendete Alternative zu Bankdarlehen in Deutschland – noch vor Eigenkapital (Private Equity, Joint Venture etc.) oder Fremdkapital­instrumenten wie Anleihen. Der Popularität stand lange Zeit ein wesentlicher Nachteil gegenüber, der viele Kapitalgeber und -nehmer abschreckte: Die Suche nach passenden Partnern gestaltete sich komplex und zeitaufwendig. „Digitalisierung ist das einzig richtige Gegenmittel. Dabei ist die digitale Vermittlung von Projekten mit Investoren nur der erste Schritt. In Zukunft werden wir auch alle weiteren Phasen bis zur Rückzahlung des Kapitals sukzessive auf Mezzalite abwickelbar machen. Unsere Lösung baut Hürden ab und reduziert Ineffizienzen. Neue digitale Lösungen sind ein wichtiger Katalysator im Lebenszyklus von Immobi­lienprojekten“, unterstreicht Stampfl. (RNF)

INFO-BOX
Über die Mezzalite GmbH
Mezzalite ist eine Onlineplattform zur Vermittlung von Mezzanine-Kapital für Immobilienprojekte. Das Wiener Unternehmen wurde 2020 von Georg Stampfl und Michael Rohrmair gegründet. Beide verfügen über umfangreiche Expertise im Bereich Finanzierung und Digital Business. Ziel ist die effiziente Vermittlung von Kapitalgebern und Kapitalnehmern. Der Prozess zur Vergabe von Mezzanine-Kapital erfolgt nach einer standardisierten Methode und wird digital abgewickelt. Mezzalite ist in diesem Zusammenhang Vermittler und übernimmt keine Treuhandfunktion oder Abwicklung der Geldflüsse.
www.mezzalite.com