Seit 150 Jahren ist der Standort in Braunschweig die Denkfabrik für den Schienenverkehr. © Siemens AG
Siemens Mobility feierte Ende November 150 Jahre Signal- und Bahnautomatisierungstechnik ‚Made in Niedersachsen‘. Die Weichen für die Zukunft sind längst gestellt.
Das zeigt das Stellwerk der Zukunft, das schon in Österreich im Einsatz ist.
Der Braunschweiger Standort von Siemens Mobility feierte Ende November sein 150-jähriges Bestehen im Beisein des deutschen Bundesministers für Digitales und Verkehr, Volker Wissing, des niedersächsischen Ministers für Wirtschaft und Transport, Olaf Lies, sowie des Vorsitzenden des Vorstandes der Siemens AG, Roland Busch.
Das vom Braunschweiger Kaufmann Max Jüdel und dem Maschinenbau-Ingenieur Heinrich Büssing 1873 gegründete Werk wurde in den folgenden Jahrzehnten schrittweise von Siemens übernommen. Innovationen aus Braunschweig prägen seit jeher die Eisenbahninfrastruktur weltweit. Auch heute entwickelt Siemens Mobility am Braunschweiger Standort Technologie, die die Schieneninfrastruktur effizienter, nachhaltiger und verlässlicher macht.
Location Brunswick
„Seit 150 Jahren ist unser Standort in Braunschweig die Denkfabrik für den Schienenverkehr von gestern, heute und morgen“, sagt Andre Rodenbeck, CEO von Siemens Mobility Rail Infrastructure. „Wir blicken heute zurück auf die Pionierarbeit für den Schienenverkehr in Deutschland und der Welt, die an diesem Standort geleistet wurde, richten aber unseren Blick nach vorn. Siemens Mobility hat ein einzigartiges Produktportfolio geschaffen, stark in diesen Standort investiert, ein hochqualifiziertes Team aufgebaut und optimale Produktionsbedingungen geschaffen. Wir sind bereit, aus Braunschweig heraus mit unseren Innovationen die Mobilität von morgen maßgeblich zu gestalten,“ so Rodenbeck weiter.
Ein Arbeitgeber mit Zukunft in der Region
Weltweit wird in die Schiene als umweltfreundliches Verkehrsmittel investiert – auch in Deutschland hat die Bundesregierung mit dem Programm Digitale Schiene Deutschland (DSD) einen Plan zur umfassenden Modernisierung des deutschen Schienennetzes aufgelegt. Der Braunschweiger Standort ist gut gerüstet und hat in den vergangenen fünf Jahren rund 60 Millionen Euro in den Standort und die Produktion investiert.
Siemens Mobility beschäftigt am Braunschweiger Standort insgesamt rund 4.000 qualifizierte Mitarbeiter:innen aus 46 Nationen. Davon arbeiten ca. 1.100 in der Produktion und der Montage, rund 900 in den Bereichen Forschung und Entwicklung und rund 1.500 in der globalen Projektabwicklung. Allein im Geschäftsjahr 2023 wurden 130 neue Mitarbeitende eingestellt und 54 Auszubildende haben ihre Ausbildung begonnen. 98 Prozent der Auszubildenden, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben, wurden in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen.
Perspektive für Continental-Beschäftigte
Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde bekanntgegeben, dass Siemens Mobility und Continental eine Absichtserklärung unterzeichnet haben. Nach ersten Einschätzungen sollen damit in den nächsten fünf Jahren bis zu 100 Mitarbeiter:innen des Gifhorner Continental-Standortes bei entsprechender Eignung eine Beschäftigungsperspektive bei Siemens Mobility in Braunschweig erhalten. Das Gifhorner Werk von Continental wird bis Ende 2027 seine Geschäftsaktivitäten schrittweise einstellen. Andre Rodenbeck bezeichnete dies als „eine Win-win-Situation für beide Unternehmen, aber vor allem für die Menschen in dieser Region.“
Spitzentechnologie für die Bahninfrastruktur
Sie gelten als Pioniere ihrer Zeit: Max Jüdel und Heinrich Büssing gründeten vor 150 Jahren das Braunschweiger Unternehmen mit dem Ziel, die Bahntechnik zu revolutionieren. Allein in den ersten 20 Jahren wurden dort über 90 Patente angemeldet und mehr als 1.000 Stellwerke gebaut, die über 12.000 Weichen und Signale steuerten. Die stürmische Ausbreitung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert ist untrennbar mit einer fortlaufenden Entwicklung der Signaltechnik verbunden.
Seit jeher prägen Innovationen aus Braunschweig die Eisenbahninfrastruktur in Deutschland – und weltweit. So hat die Siemens-Erfindung des legendären Signalrelais K 50 in den 50er-Jahren den Markt genauso transformiert wie 2018 das europaweit erste digitale Stellwerk oder nur vier Jahre später die Verlagerung der Stellwerkslogik in die Cloud.
Bewährte Technik: K-50-Relais
Zu den bedeutenden Nachkriegsentwicklungen zählte der Abschied von der mechanischen, vielfach mit Muskelkraft betriebenen Stellwerkstechnik zugunsten elektromechanischer Lösungen. Hier ist für Fachleute das Signalrelais K 50 legendär. Es ist die Basis der Relaisstellwerke, die der erste Schritt hin zur Automatisierung des Bahnverkehrs vor dem Computerzeitalter waren.
Relais-Know-how ist für Siemens auch heute relevant, da aktuell noch 50 Prozent Relaisstellwerke im deutschen Schienennetz im Einsatz sind. Für diese werden weiterhin K-50-Relais als Ersatzteile benötigt. Am Standort Braunschweig ist deshalb nach wie vor Fertigungskompetenz zur Beherrschung der Relais-Technik angesiedelt.
Ausblick: DS3 – Die reale mit der digitalen Welt verbinden
Die Gäste der 150-Jahr-Feier konnten vor Ort auch die Zukunft des Bahnverkehrs live erleben: Eine Weiche wurde über die von Siemens Mobility entwickelte, patentierte DS3-Plattform gesteuert – auf Maus-Click aus der Cloud. Das Stellwerk der Zukunft ermöglicht eine zentralisierte Leit- und Sicherheitstechnik für den Bahnbetrieb aus der Cloud heraus und ist bereits in Österreich und Spanien im Betrieb.
Dies ist ein großer evolutionärer Schritt nach vorn mit enormen Vorteilen für die Betreiber und Verkehrsträger, denn es setzt auf modernste Prozessoren mit hoher Leistungsfähigkeit und kann zentral aus einem Stellwerk statt vielen einzelnen Stellwerksgebäuden gesteuert werden. Zudem ist es durch den Einsatz von Standardhardware leicht instandsetzbar, was die Betriebskosten senkt. (BS)
INFO-BOX
Intelligente Transportlösungen
Siemens Mobility ist ein eigenständig geführtes Unternehmen der Siemens AG. Siemens Mobility ist seit über 175 Jahren ein Anbieter im Bereich intelligenter Transportlösungen und entwickelt sein Portfolio durch Innovationen ständig weiter. Zum Kerngeschäft gehören Schienenfahrzeuge, Bahnautomatisierungs- und Elektrifizierungslösungen, ein umfangreiches Softwareportfolio, schlüsselfertige Bahnsysteme sowie die dazugehörigen Serviceleistungen. Mit digitalen Produkten und Lösungen ermöglicht Siemens Mobility Mobilitätsbetreibern auf der ganzen Welt, ihre Infrastruktur intelligent zu machen, eine nachhaltige Wertsteigerung über den gesamten Lebenszyklus sicherzustellen, den Fahrgastkomfort zu verbessern sowie Verfügbarkeit zu garantieren. Im Geschäftsjahr 2023, das am 30. September 2023 endete, hat Siemens Mobility einen Umsatz von 10,5 Milliarden Euro ausgewiesen und rund 39.800 Menschen weltweit beschäftigt.
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