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Ab ins IoT

NEW BUSINESS Innovations - NR. 07, SEPTEMBER 2018
Freudenberg Sealing Technologies geht davon aus, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auch in naher Zukunft noch eine wichtige Rolle spielen werden. © Freudenberg SE

Entwicklungen wie „Smart Factory“ oder „Internet of Production“ tragen dazu bei, Fertigungsprozesse in Echtzeit zu verbessern und Produkte und neue Geschäftsmodelle deutlich schneller zu entwickeln.

Die Digitalisierung revolutioniert unsere Wirtschafts- und Lebensweise. So tragen „Smart Factory“ und „Internet of Production“ dazu bei, Fertigungsprozesse in Echtzeit zu verbessern und Produkte und neue Geschäftsmodelle deutlich schneller zu entwickeln. Wie Digitalisierung dabei helfen kann, den Material- und Energieeinsatz in produzierenden Unternehmen zu reduzieren, soll nun die Broschüre „Ressourceneffizienz 4.0 – Digitalisierung als Werkzeug für mehr Ressourceneffizienz“ der Effizienz-Agentur NRW zeigen. Denn sie gebe einen übersichtlichen Einblick in das Themenfeld und informiere über erfolgreiche Beispiele aus dem Mittelstand. Für Unternehmen würden, betont Matthias Graf, Projektleiter von der Effizienz-Agentur NRW, intelligente, digitale Produktionsverfahren große Chancen bergen, ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern. Gleichzeitig stünden aber Fragen im Raum, wie Betriebe und Wertschöpfungsnetze fit für die digitale Zukunft gemacht werden und wie sie zukünftig nicht nur „smart“, sondern auch ressourceneffizienter produzieren könnten.
„Wenn Informationen in Echtzeit verfügbar sind, können einzelne Produktionsprozesse und ganze Wertschöpfungsketten ressourceneffizienter gesteuert werden“, erklärt Graf. Oft würden die Potenziale der Digitalisierung zur Steigerung der Ressourceneffizienz aber noch nicht ausreichend genutzt. „Unsere Erfahrungen in Projekten zur Digitalisierung in Gießereien oder bei Oberflächen-Veredlern zeigen, wie sinnvoll es ist, durch eine Ressourceneffizienz-Analyse zunächst vollständige Prozesstransparenz herzustellen. Auf dieser Basis lassen sich dann durch eine Digitalisierung der Produktion die Wettbewerbsfähigkeit und die Ressourceneffizienz des Betriebes weiter steigern: Das verstehen wir unter Ressourceneffizienz 4.0“, unterstreicht Graf.

Umdenken in den Industriesegmenten
Gerade die Automobilindustrie verändert sich derzeit rasant. Und Zulieferer, die nicht auf die disruptiven Veränderungen in der Branche reagieren, werden auf Dauer nicht überleben, prophezeit Claus Möhlenkamp, CEO von Freudenberg Sealing Technologies.
So könnte Freudenberg Sealing Technologies laut dem Manager rund 70 Prozent seines Umsatzes mit Produkten für die Automobilindustrie verlieren, wenn es die neuen Möglichkeiten rund um Elektromobilität und Brennstoffzelle nicht nutzen würde. Daher will sich das Unternehmen als einer der weltweit größten Anbieter von Dichtungslösungen durch eine Reihe strategischer Initiativen neu definieren – unter anderem interne organisatorische Neuausrichtung, neue technologische Partnerschaften, branchenübergreifender Technologietransfer, gezielte Investitionen in Kernkompetenzen und Eintritt in neue Märkte.
„Es geht nicht mehr darum, ob die Automobilzulieferer von der Disruption betroffen sind, sondern wann“, verweist Möhlenkamp. „Jeder Zulieferer, der sich zu stark auf die verbrennungsmotorischen Antriebssysteme konzentriert, ist gefährdet und wird sich auf lange Sicht harten Herausforderungen stellen müssen. Deshalb ist es unerlässlich, die Veränderungen in der Branche als Chancen für das eigene Unternehmen zu nutzen.“

Kombination der Technologien
Freudenberg Sealing Technologies gehe daher davon aus, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auch in naher Zukunft noch eine wichtige Rolle spielen, zumal der Absatz von Plug-in-Hybriden mit Elektroantrieb und Verbrennungsmotor aktuell wächst. Das Unternehmen erwarte auch, dass reine Elektrofahrzeuge bis 2025 ein signifikantes Produktionsvolumen erreichen, da die Hersteller die Herausforderungen der Technologie und des Marktes bis dahin meistern würden. Brennstoffzellenanwendungen würden eine ähnliche Entwicklungskurve nehmen.
Das Unternehmen entwickle seit Jahren Komponenten zur Optimierung des Verbrennungsmotors. Dazu zählen zum Beispiel reibungsarme Dichtungen wie „Levitex“, „Levitorq“ und „Levitas“. Diese Lösungen würden jetzt entsprechend angepasst, um sie auch in Fahrzeugen mit batterieelektrischem Antrieb oder mit Brennstoffzelle einsetzen zu können, so Möhlenkamp. Denn auch für die Mobilität der Zukunft seien Dichtungstechnologien wichtig, die Reibung vermindern, Leistung und Effizienz steigern und die Anforderungen an Leichtbau und kompaktes Produktdesign erfüllen. „Wir wollen grundsätzlich für fast alle Komponenten eines Elektrofahrzeugs maßgeschneiderte Produkte anbieten“, so Möhlenkamp. Um das zu erreichen, habe sich das Unternehmen organisatorisch neu aufgestellt und zusätzliche System- und Modulkompetenzen im Bereich Lithium-Ionen-Batterien und Brennstoffzellentechnologie durch technologische Partnerschaften aufgebaut.

Wachsende Elektromobilität
2017 rief Freudenberg Sealing Technologies eine eigene Vertriebs- und Marketingorganisation für Elektromobilität ins Leben, um sein wachsendes Engagement für alternative Antriebstechnologien effizient zu unterstützen. Das Ziel war, neue Produkt- und Servicemöglichkeiten für den elektrifizierten Antrieb zu definieren und entsprechende Lösungen zu entwickeln. Dafür hatte das Unternehmen die sich schnell entwickelnden technologischen Anforderungen von Elektrofahrzeugen im Detail analysiert und sein Produktportfolio bereits um einige innovative Dichtungslösungen erweitert. „Sie adressieren unter anderem das Thermomanagement, höhere Sicherheitsstandards, eine lange Batterielebensdauer, Ladung und elektromagnetische Abschirmung.“
Die Analyse ergab laut Möhlenkamp außerdem, dass sich für das Unternehmen auch außerhalb der traditionellen Automobilanwendungen viele Möglichkeiten für zusätzliche Produkte rund um Elektromobilität und Brennstoffzelle böten. Um diese Chancen effizient zu nutzen, habe Freudenberg Sealing Technologies unter anderem eine neue Division für Batterie- und Brennstoffzellentechnik gegründet, die nun zwei kürzlich erfolgte Akquisitionen beheimatet – Anfang 2018 übernahm Freudenberg Sealing Technologies Teile des Brennstoffzellen-Herstellers Elcore in Deutschland. Wenig später erwarb das Unternehmen zudem eine Minderheitsbeteiligung an der US-Firma XALT Energy. Dieses produziert großformatige Lithium-Ionen-Batteriezellen, -Module und -Systeme für den Einsatz in schweren Nutzfahrzeugen, für Stadt- und Transitbusse, für die Marine-Industrie sowie für andere, industrielle Anwendungen.
„Elcore und XALT sind Grundpfeiler unserer Strategie, unser bestehendes Produktportfolio zu stärken, in neue Technologien rund um den elektrifizierten Antriebsstrang zu investieren und unser Geschäft mit strategischen Fusionen und Akquisitionen auszubauen“, betonte Möhlenkamp. „Mit diesen Erweiterungen haben wir weitreichendes Know-how und konkrete Produkt- und Systemlösungen für das Geschäft mit Brennstoffzellen und Lithium-Ionen-Batterien erworben. Darüber hinaus prüfen wir weitere Übernahmemöglichkeiten, die unsere Strategie unterstützen und unserem Unternehmen helfen, zu wachsen und Marktanteile zu gewinnen“, erklärt der CEO. (TM)
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