Die Arbeitswelt von morgen eröffnet gut ausgebildeten Fachkräfte zahlreiche Chancen © Fotolia/chombosan
Technologischer Fortschritt schafft neue Berufe. Welche Jobs von morgen schon heute gefragt sind.
Zwei Drittel der heutigen Volksschüler werden in Berufen arbeiten, die es heute noch nicht gibt. Was einerseits nach einer spannenden Zukunft klingt, bereitet berechtigterweise auch Sorge. Geht damit doch die Frage einher, welche Jobs in Zukunft gefragt sein werden und welchen Berufen das Aus droht. Denn durch die auf uns zukommenden Veränderungen durch Digitalisierung und Automatisieren hängt das Damoklesschwert der Job-vernichtenden Roboter über uns. Studien zeichnen unterschiedliche Bilder: Rund 360.000 Jobs sind in Österreich mittelfristig durch die fortschreitende Digitalisierung gefährdet. Das sind neun Prozent, wie eine Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) im Auftrag des Sozialministeriums letztes Jahr analysiert hat. Eine andere Studie der Oxford-Wissenschafter Carl Benedikt Frey und Michael Osborne aus dem Jahr 2013 sieht es weitaus dramatischer: Die beiden Forscher rechnen damit, dass allein in Amerika auf lange Sicht fast 50 Prozent aller Jobs durch die Automatisierung verschwinden werden. Hier wurden aber die durch die Digitalisierung neu entstehenden Berufsfelder nicht berücksichtigt.
Den industriellen Fortschritt aufzuhalten, ist keine Option. 40 bis 50 Jahre in die Zukunft zu schauen, leider auch nicht. Daher geben wir in dieser NEW BUSINESS Coverstory einen Ausblick in die nahe Zukunft und stellen Ihnen vier Jobs der Zukunft vor, die heute schon gefragt sind. (MW)
1. Mechatroniker/Robotik-Spezialist: Maschinen Leben einhauchen
Auch wenn es immer noch ein wenig nach futuristischem Szenario klingt: Die Wege in Richtung Robotik sind bereits geebnet. Während darüber diskutiert wird, ob wir eines Tages Robotergesetze benötigen werden und ob die Entwicklung hin zu einer vernetzten und automatisierten Industrie zahlreiche Jobs obsolet machen wird, ist eines gesichert: Spezialisten in den Bereichen Mechatronik und Robotik werden die Nase vorn haben. Denn wenn eine Vielzahl an Tätigkeiten von Maschinen ausgeübt wird, wird es dennoch jemanden geben, der sie entwickelt, überwacht und wartet.
Mechatronik mit dem Schwerpunkt Robotik ist in den letzten Jahren in der Bedeutung besonders stark gestiegen. Praktisch alle Bereiche des wirtschaftlichen Lebens sind zum großen Teil direkt oder indirekt davon abhängig. Absolventen dieser Studienrichtungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie intelligente mechatronische Produkte z. B. in der Automobilindustrie oder in der mobilen Robotik entwickeln, Projekte in der Automatisierungstechnik managen oder als Produktmanager bzw. Mitarbeiter in Entwicklungsabteilungen in der Medizintechnik oder der Pharmaindustrie tätig sind.
AUSBILDUNGEN
• Studium Mechatronik/Robotik – FH Technikum Wien, Wien
Der Bachelorstudiengang Mechatronik/Robotik bietet eine fundierte Mechatronik-Ausbildung mit Schwerpunkt Robotik. Technische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich: Bei den Grundlagen beginnend, werden den Studierenden alle nötigen Kenntnisse in den Bereichen Mechanik, Elektronik, Informatik, Sensorik, Prozessorik und Aktorik vermittelt. Schon im ersten Semester lernen Studierende das Programmieren von Industrierobotern. Gegen Ende des Studiums sind Studierende bereits in der Lage, mobile Roboter zu bedienen und zu entwickeln. Das Studium dauert sechs Semester und ist als Vollzeitstudium angelegt. Studierende haben die Möglichkeit, nach Abschluss das weiterführende Masterstudium Mechatronik/Robotik zu absolvieren.
www.technikum-wien.at
• Mechatronik – MCI Management Center Innsbruck, Tirol
Der Bachelorstudiengang Mechatronik bietet den Studierenden eine fundierte technische Ausbildung mit enormen Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Mechatronik vereint Elemente der traditionellen Disziplinen Maschinenbau, Mechanik, Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnologie sowie Informatik, die zu Technologien wie elektronische Bildverarbeitung, Smart Robotics, elektromechanische Simulation oder Rapid Manufacturing führen. Automatisierte Maschinen und Anlagen sind mittlerweile zu Funktionseinheiten geworden, bei denen mechanische, elektronische und computergesteuerte Komponenten zusammenwirken. Entwicklung, Montage, Inbetriebnahme und Wartung solcher mechanisch-elektronischer Systeme erfordern Experten, die über interdisziplinäre Qualifikationen in den angeführten Disziplinen verfügen.
Das Mechatronik-Bachelorstudium teilt sich in die Studienzweige Medizintechnik (neu seit 2016), Elektrotechnik und Maschinenbau, dauert sechs Semester und kann als Vollzeitstudium oder berufsbegleitend absolviert werden.
www.mci.edu
2. Data Scientist: Daten sammeln, analysieren und neue Geschäftsmodelle entwickeln
Für das Management-Magazin Harvard Business Review ist er der „sexiest job of the 21st century“ und die Unternehmensberatung McKinsey rechnet allein in den USA aktuell mit 150.000 offenen Stellen: Die Rede ist vom Data Scientist. Er ist bei Unternehmen heiß begehrt, denn er hantiert mit dem größten Schatz, den Firmen haben können: den Daten von Kunden, Produkten und Märkten. Die Menge an verfügbaren Daten verdoppelt sich weltweit alle drei Jahre – eine der bedeutendsten Begleiterscheinungen der Digitalisierung. Es wird eine der großen Aufgaben der Zukunft sein, diese Daten nicht mehr nur zu verarbeiten, sondern sie zu interpretieren, Rückschlüsse zu ziehen, um daraus Maßnahmen zu ergreifen, die wiederum Einfluss auf die Produktion und Produktivität haben. Wer aus den verfügbaren Daten auch noch ein Geschäftsmodell aufbauen kann, wird zu den Gewinnern zählen.
Der Bedarf an Datenanalysen steigert auch den Bedarf an Fachleuten. Ihr Berufsbild ist jedoch alles andere als einheitlich. Die Anforderungen in den jeweiligen Branchen sind höchst unterschiedlich. Die Wissenschaft der Daten bündelt sich aus verschiedenen Disziplinen wie Informatik, Mathematik, Betriebswirtschaftslehre und Statistik. Datenwissenschaftler werden einen hohen Praxisbezug aufweisen müssen, Daten mit wissenschaftlichen Methoden untersuchen und im Kontext von Unternehmen und Organisationen einsetzen. Neben der Auswertung von Daten muss ein Data Scientist ökonomische Zusammenhänge verstehen und die Ergebnisse kommunizieren können. Seine Aufgabe wird es aber auch sein, geeignete Datenquellen zu identifizieren und zusammenzustellen sowie die Analysen vorzubereiten und durchzuführen. Die tägliche Verantwortung des Data Scientists ist groß, hängt doch von den Ergebnissen der Datenanalysen viel ab.
AUSBILDUNGEN
• Data Scientist – WU Executive Academy, Wien
Der von der WU Executive Academy neu entwickelte Kurzlehrgang „Data Science“ zeigt Führungskräften den Weg durch den immer dichter werdenden Datendschungel und ermöglicht es ihnen so, die richtigen unternehmerischen Fragen zu stellen. Innerhalb weniger Monate vermittelt die WU Executive Academy die Werkzeuge, Techniken und fundamentalen Konzepte, die notwendig sind, um einen Impact zu schaffen und bessere Entscheidungen auf Basis einer zugrunde liegenden Menge an Daten zu treffen. Während des Programms arbeiten Sie an realen Fallstudien und Datensets aus verschiedenen Bereichen (z. B. Marketing, Supply-Chain-Management) und lernen so den gesamten „Data Science“-Prozess von Grund auf kennen. Dies beinhaltet: explorative Datenanalyse, Data Munging, Modellierung, Datenvalidierung und Datenbereinigung, Visualisierung und Kommunikation. Das Programm bringt Ihre Fähigkeiten auf den nächsten Level und zeigt Ihnen, wie Sie Big-Data-Pipelines und Analyseprozesse definieren und in realen Projekten in Data-Science-Teams umsetzen können.
Das Programm dauert zwölf Tage, die auf vier Monate aufgeteilt sind. Es ist in drei Modulen aufgebaut und richtet sich an Analysten, Produktmanager, Businessmanager und jeden, der Fähigkeiten in Bezug auf Daten optimieren möchte. Das Programm wird auf Englisch abgehalten. Kosten: 11.400 Euro (Reduzierte Preise für Mitglieder des WU Alumni Clubs, WU Executive Clubs oder IOÖ)
www.executiveacademy.at/datascience
• Data Science & Intelligent Analytics – FH Kufstein, Tirol
Der neue Masterstudiengang Data Science & Intelligent Analytics vermittelt ab Herbst 2018 praxisorientiertes Wissen in der Datenverarbeitung. Das Studium lehrt in berufsbegleitender Organisationsform sowohl technisch-praktisches als auch wirtschaftlich-anwendungsorientiertes Spezialwissen. Die Studierenden erwerben Kompetenzen in der Verarbeitung und Anwendung großer Datenbestände, dem Erkennen und Entwickeln neuer Geschäftsmodelle sowie dem Management innovativer Projekte. „Der neue interdisziplinäre Master of Science bildet die Studierenden sehr praxisnah aus, sie trainieren mit realen Daten, die uns Unternehmen aus der Region zur Verfügung stellen und so ebenfalls profitieren“, sagt Prof. (FH) Dr. Thomas Madritsch, Geschäftsführer der FH Kufstein Tirol. Die Anmeldung ist ab sofort möglich.
www.fh-kufstein.ac.at/DSIA
3. Data Steward: Der Job für Datenliebhaber
Da der Stellenwert von Daten immer größer wird, überrascht es kaum, dass auch die sich mit Daten beschäftigenden Berufsfelder in ihrer Bedeutung zunehmen und neue Positionen geschaffen werden. Je nach Größe und Struktur eines Unternehmens wird zukünftig die Notwendigkeit eines Data Stewards bzw. die Position der Data Stewardship stärker nachgefragt werden. Seine Aufgabe: für alle Fragen bzw. Unstimmigkeiten in den Datenquellen des Unternehmens zuständig sein. Der Data Steward wird dann hinzugezogen, wenn Führungskräfte oder Mitarbeiter wissen möchten, welche Daten zu verwenden sind, um eine bestimme Frage, die Vollständigkeit oder die Gültigkeit von Daten in einem bestimmten Kontext zu überprüfen bzw. zu bestätigen. Die Aufgaben und Tätigkeiten eines Data Stewards können, je nach Stellenbeschreibung, fachlich oder techniklastig ausgerichtet sein. Oft wird vom Data Steward der Spagat verlangt, damit beiden Seiten zufrieden sind. Das bedeutet, dass er auf der einen Seite die Datenquellen stets aktuell und zugriffsbereit halten muss, aber auf der anderen Seite muss er sich auch mit zukünftigen Projekten auseinandersetzen, die Abhängigkeiten und Probleme mit den bestehenden Datenquellen verursachen können.
Sowohl Kenntnisse in der Programmierung von Applikationen, Programmiersprachen, dem Modellieren von Datenbankmodellen und Data Warehouse bzw. Business-Intelligence-Grundlagen und -Methoden werden für den Job vorausgesetzt.
Eine dezidierte Ausbildung zum Data Steward gibt es in Österreich derzeit nicht. Abschlüsse aus Informatik, Wirtschaftsinformatik, Mathematik oder aus einem verwandten Ausbildungsbereich werden anerkannt. Es kann aber auch eine langjährige Berufserfahrung in Kombination mit bestimmten Zertifikaten ein Einstellungsgrund sein.
AUSBILDUNG
• Wirtschaftsinformatik – WU, Wien
Im Studienzweig Wirtschaftsinformatik liegen die inhaltlichen Schwerpunkte in den Bereichen Betriebswirtschaft und Informationstechnologien. Dementsprechend absolvieren Studierende zwei fachlich einschlägige BW-Spezialisierungen, die zum Teil in englischer Sprache angeboten werden.
Im Bereich Wirtschaftsinformatik werden unter anderem Kenntnisse in Modellierung und Programmierung, Netzwerksicherheit und Datenbanksystemen vermittelt. Absolventen des Studienzweiges steht an der WU das englischsprachige Masterprogramm „Information Systems“ zur weiteren Spezialisierung offen. Tätigkeitsbereiche finden sich beispielsweise im Software-Engineering, im Consulting oder der innovativen Geschäftsprozessmodellierung.
https://www.wu.ac.at
4. 3D-Druck-Techniker: Schicht für Schicht
Sie haben schon des Öfteren in NEW BUSINESS über den 3D-Druck gelesen. Vor allem, weil das additive Verfahren so unglaublich viele Möglichkeiten bietet. Verschiedenste Branchen und Industrien setzen den 3D-Druck bereits ein, bei dem das Modell zuerst am Computer aus CAD-Daten entworfen wird und danach im Druckverfahren Schicht für Schicht ein dreidimensionales Modell entsteht. In industriellen Entwicklungsprozessen wird das Verfahren schon seit Jahrzehnten zur Herstellung von Prototypen verwendet. Seit einigen Jahren ist es durch den technologischen Fortschritt der Systeme gelungen, Teile zu fertigen, die dem Qualitätsanspruch eines Endprodukts gerecht werden.
Die additive Fertigungsindustrie zählt ob ihrer zahlreichen Möglichkeiten zu einer der am schnellsten wachsenden Industrien. Die deutsche Jobplattform Joblift hat die Entwicklung des Stellenmarktes im 3D-Druck Bereich analysiert und verzeichnet eine immense Nachfrage. In den letzten zwei Jahren wurden über 6.000 Stellen geschaffen. 2017 betrug das Wachstum bemerkenswerte 88 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Von diesem Aufschwung profitierten vor allem Kleinunternehmen, sie inserierten 2017 mehr als doppelt so häufig wie noch im Vorjahr. Momentan findet die additive Fertigung am häufigsten Anwendung im Maschinen- und Anlagenbau, doch in Zukunft könnten sich Medizintechnik, Automobilbranche und Luft- und Raumfahrttechnik zu entscheidenden Einsatzgebieten entwickeln: Die Stellenanzeigen haben sich in diesen Branchen 2017 mehr als verdreifacht.
AUSBILUNG
• Österreichische Gesellschaft für 3D Druck, Wien
Sei es für Bildungseinrichtungen, Privatpersonen oder Unternehmen: Der Verein Österreichische Gesellschaft für 3D Druck stellt ein individuelles Fort- und Weiterbildungsprogramm zusammen.
www.oeg3d.at/index.php/angebote.html
• Kunststofftechnik – Montanuniversität Leoben, Steiermark
Der Lehrstuhl für Kunststoffverarbeitung beschäftigt sich seit über 45 Jahren mit den vielfältigen Aspekten der Kunststoffverarbeitung – darunter auch das 3D-Druckverfahren.
www.kunststofftechnik.at