Harald Luchs, Chief Sales Officer von Aon Österreich, setzt auf globales Know-how, gepaart mit lokaler Nähe. © RNF
Aon hat genau im Blick, welchen Risiken sich Unternehmen global und in Österreich stellen müssen. Als Experten für Risikomanagement stehen sie an der Seite ihrer Kunden.
Der weltweit tätige Dienstleister Aon bietet eine große Bandbreite an Lösungen im Risiko- und Versicherungsmanagement an. Weltweit ist das Unternehmen mit 50.000 Mitarbeiter:innen in 120 Ländern vertreten. In Österreich gehen die frühesten lokalen Wurzeln bis ins Jahr 1927 zurück, zum Unternehmen „Jauch und Hübener“, das schlussendlich in Aon aufgegangen ist. In acht Regionen – Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Tirol und Vorarlberg – kümmern sich mehr als 350 Mitarbeiter:innen um die heimischen Kunden.
Seit dem 1. Dezember 2023 vervollständigt Harald Luchs das Geschäftsführungsteam von Aon Österreich als Chief Sales Officer. Der absolute Vertriebsprofi besitzt langjährige Erfahrung in der Versicherungsbranche, wie er im Gespräch mit NEW BUSINESS unter Beweis stellt. Im Interview beleuchtet er die globale Risikolage, bricht sie auf den österreichischen Markt herunter und wirft auch einen Blick auf die Ziele von Aon in Österreich.
Herr Luchs, Sie sind ein „Neuzugang“ bei Aon Österreich. Wofür sind Sie zuständig?
Ja, Neuzugang stimmt tatsächlich. Ich darf seit einigen Monaten als Chief Sales Officer den Vertrieb von Aon verantworten. Und ich bin sehr, sehr happy, diese Entscheidung getroffen zu haben und hier im Unternehmen zu sein. Aon ist ein tolles Unternehmen und ein sehr guter Arbeitgeber, der den Mitarbeitern viele Möglichkeiten bietet.
Man hat den Eindruck, auf der ganzen Welt ist es in den vergangenen Jahren unruhiger geworden. Trügt der Schein?
Es gab immer schon eine gewisse Unruhe. Sie ist mittlerweile nur transparenter. Die Vernetztheit und die Globalisierung machen auch vor der Wirtschaft nicht Halt. Das schlägt sich in allen Bereichen des Lebens nieder. Wenn heute ein Taifun in Thailand aufschlägt, erfährt man das innerhalb von Minuten auf der ganzen Welt, über die sozialen Medien teilweise in Sekunden. Das war früher anders.
Wie haben sich die Risiken für Unternehmen verändert?
Die Welt wird einerseits vernetzter, driftet aber gleichzeitig auch auseinander. Schlagworte wie Materialknappheit oder Lieferengpässe haben stark an Bedeutung zugelegt, wie wir in der Coronazeit leidvoll erfahren mussten. Wir haben keine Bauteile mehr aus China bekommen, etwa im Automotive-Bereich, oder noch schlimmer, es gab einen Engpass bei Medikamenten.
Unsere Abhängigkeit vom asiatischen Raum hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Das hat natürlich mit den niedrigeren Kosten und mit den Produktionsmöglichkeiten im asiatischen Raum zu tun. Aber wir werden uns wieder zurückbesinnen und diese Abhängigkeit ein bisschen reduzieren müssen, gleichzeitig aber auch unsere eigene Wirtschaft stärken. Europa ist nicht mehr der Wirtschaftsmotor, der es einmal war.
Wird sich die Lage Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren stabilisieren, oder muss man sich als Unternehmen weiter auf eine hohe Volatilität einstellen?
Die Volatilität wird bleiben. Die Unternehmen in Österreich zehren von ihrem sehr hohen Know-how und ihren sehr gut ausgebildeten Fachkräften. Die Schwankungen werden weiterhin zunehmen, die Täler werden tiefer, dafür werden die Berge – also die Erfolge – auch wieder höher werden.
Darauf werden sich die Unternehmen einstellen müssen. So wie vor 40, 50 oder 60 Jahren wird es nicht mehr werden. Dafür ist die Wirtschaft mittlerweile zu vernetzt. Das Prinzip „höher, schneller, weiter“ kann man gutheißen, es führt aber auch dazu, dass die Volatilität steigt.
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"Wir können das Know-how eines Weltkonzerns für unsere Klienten in der Region nutzen und ihnen verständlich näherbringen. Das zeichnet uns aus."
Harald Luchs, Chief Sales Officer Aon Österreich
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Der kürzlich erschienene Aon Global Risk Management Survey 2023 beschäftigt sich eingehend mit der aktuellen Risikolage. Wie sehen die Ergebnisse aus?
Der Risk Survey ist ein Spiegelbild der Risiken und Herausforderungen, die die Wirtschaft und die Unternehmen in der Welt und in Europa bewegen. Diese Risken kann man auch sehr gut auf Österreich umlegen. Das Top-Risiko, das hier angeführt wird, ist das Cyberrisiko. Jeder redet darüber, aber in den Köpfen der Wirtschaftstreibenden und CEOs hat es noch nicht den Stellenwert, den es eigentlich verdient.
Für manche vielleicht überraschend ist das Thema Talents, also die Gewinnung und Bindung von Talenten, auf dem vierten Platz weltweit und auf Platz fünf in Europa. Wir haben, wie schon erwähnt, sehr gute Fachkräfte in Österreich, aber der Fachkräftemangel ist da. Das Bewusstsein dafür ist in den Köpfen der Personalverantwortlichen und auch der CEOs in Österreich angekommen.
Wir als Aon haben hier gewisse Instrumente, die wir mit unseren Kunden und Partnern diskutieren, um sie dabei zu unterstützen – etwa um Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden. Allerdings gibt es kein Patentrezept dafür. Dafür muss sich auch die Politik ein bisschen bewegen. Das ist zukünftig ganz wichtig in diesem Bereich.
Aon beschäftigt sich also mit den Risiken für Unternehmen und unterstützt seine Kunden dabei, damit umzugehen. Dabei geht es aber um mehr als den Risikotransfer über eine Versicherung, oder?
Das Thema Versicherungen rückt in Österreich in unserem Segment – wir sind sehr stark in Industrie, Gewerbe und dem KMU-Bereich – sogar schon fast ein bisschen in den Hintergrund. Dafür rückt das Schlagwort Risikomanagement in den Vordergrund. Gemeinsam mit den Unternehmen analysieren wir ihre Risiken, und auf diesen Ergebnissen aufbauend, erarbeiten wir eine individuelle Lösung. Das kann eine Versicherungslösung sein, vielleicht reicht es dem Unternehmer aber auch, in die Prävention zu investieren.
Mit unseren Risikoingenieuren beraten und unterstützen wir die Unternehmen, zeigen ihnen das eine oder andere Risiko auf, Rücken es ins Bewusstsein. Manche davon können dann auch durch einen Risikotransfer in eine Versicherung ausgelagert werden.
Sie beraten Ihre Kunden also auch, wie sie sich auf einen gewissen Risikofall vorbereiten können?
Genau. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Klima, das auch im Aon Global Risk Management Survey behandelt wird. Der Klimawandel wird uns in den nächsten Jahren treffen. Das spielt im Moment in den Köpfen der Unternehmer und Unternehmerinnen eine sehr untergeordnete Rolle. Wenn man aber sieht, wie sich die Versicherungsprämien für Sturmversicherungen in den letzten Jahren entwickelt haben, dann ist das ein Indiz dafür, dass die Versicherer darauf reagieren.
Es wird irgendwann sehr schwer werden, sich weltweit, auch in Österreich, gegen Naturkatastrophen zu versichern. Wir bereiten unsere Kunden auch auf solche Fälle vor. Dabei geht es sehr oft nicht um Versicherungen, sondern darum, was man tun kann, wenn etwas passiert. Was muss getan werden, um Schäden zu minimieren und rasch wieder produzieren zu können?
Sie haben einige Risiken angesprochen. Gibt es weitere Themen, auf die Unternehmenslenker:innen in diesem Jahr mehr Aufmerksamkeit legen sollten?
Die rasanten Veränderungen der Regulatorien, der Gesetzgebungen, sind Hürden, die den Unternehmen aufgebürdet werden und die teilweise sicher derzeit noch unter dem Radar fliegen. Darauf kann man sich nicht vorbereiten und dagegen hat man keine Handhabe. Man muss das nehmen, wie es ist.
Die immer schwerer zu erfüllenden regulatorischen Bedingungen bei der Umwidmung von Grundstücken zum Beispiel erschweren etwa eine Betriebsansiedlung in Österreich. Oder das Thema Lohnnebenkosten. All das führt zur Abwanderung von Unternehmen. Dagegen gibt es auch keine Versicherung. Aber man kann ein Bewusstsein dafür schaffen und die Politik ins Boot holen.
Welche Ziele hat Aon für den österreichischen Markt?
Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, noch stärker als Partner für den österreichischen Mittelstand präsent zu sein. Dort sehen wir großes Wachstumspotenzial, weil es in Österreich sehr viele Hidden Champions gibt, großartige Unternehmerinnen und Unternehmer. Dort sehen wir ganz klar unser Potenzial für die Zukunft, haben auch die Tools und das Know-how, um diese potenziellen Kunden bestmöglich zu betreuen. Und so werden wir uns – und das ist auch eines meiner persönlichen Ziele – weiterentwickeln, werden noch näher am Kunden sein und noch stärker in der österreichischen Wirtschaft und bei unseren Klienten wahrgenommen werden.
Sie kennen Aon von früher aus der Perspektive des Mitbewerbers und sind jetzt schon einige Zeit an Bord. Was sehen Sie als besondere Stärke von Aon?
Was mich angetrieben hat, hierher zu kommen, war die Marke Aon. Aon ist, global gesehen, ein unglaublich starker Partner mit einem riesigen Know-how, gepaart mit einer Mentalität, die sehr vom Tun geprägt ist – wirklich tun, angreifen, anpacken, hemdsärmelig sein. Gleichzeitig, bei all dieser globalen Größe und dem Know-how, verkörpert Aon einen sehr guten Mittelstandsmakler in Österreich, der nah am Kunden ist, der vor Ort präsent ist. Das ist uns extrem wichtig und darauf setzen wir.
Wir wollen in jeder Region in Österreich verankert sein und bleiben mit starken Regionalmanagern und Teams vor Ort. Wir können das Know-how eines Weltkonzerns für unsere Klienten in der Region nutzen und ihnen verständlich näherbringen. Das zeichnet uns aus. (RNF)
ZUR PERSON
Harald Luchs ist Betriebswirt und seit 20 Jahren im Vertrieb tätig, davon rund 15 Jahre in unterschiedlichen Führungsfunktionen innerhalb der Versicherungsbranche. Seit 2015 verantwortete er als Regionalmanager Kärnten bei GrECo International AG den Standort Klagenfurt und hat darüber hinaus als Mitglied der Geschäftsleitung überregionale Vertriebsverantwortung übernommen. Im Dezember 2023 erfolgte sein Wechsel zu Aon Österreich, wo er das Geschäftsführungsteam komplettiert und von CEO Marcel Armon in der direkten Managementverantwortung die Ressortleitung Vertrieb für ganz Österreich übernommen hat.
www.aon-austria.at